Lugeck

Lugeck
Blick aufs Lugeck mit dem Regensburger Hof aus der Richtung Hoher Markt (Salomon Kleiner, 1723)
Gutenberg-Denkmal

Das Lugeck ist ein kleiner Platz im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt. Er wird, im Uhrzeigersinn, von der Rotenturmstraße, Köllnerhofgasse, Sonnenfelsgasse und Bäckerstraße erschlossen. Die Sichtachse zum Hohen Markt ist durch den Lichtensteg gegeben.

Geschichte

Das Lugeck wurde im Jahr 1257 als Luogeckhe erwähnt, was auf einen Auslug (eine Stelle, von der aus man auslugen, also Ausschau halten konnte) von einem Eckturm deuten soll. 1435 war der Platz als Am Luegegk bei den Fleischbänken und bereits ab 1504 als Lugeck bekannt. Schon im Hochmittelalter war der Platz ein Zentrum des Wiener Handels. Der Regensburger Hof, Herberge und Stapelplatz der Regensburger Kaufleute, war über Jahrhunderte auch ein Ort repräsentativer Feste, unter anderem traf hier Kaiser Friedrich III. den Ungarnkönig Matthias Corvinus. Unmittelbar benachbart lag der weitläufige Kölner Hof, der Sammelplatz der niederdeutschen Handelsleute. Über das lebhafte multinationale Treiben am Lugeck um die Mitte des 16. Jahrhunderts berichtet Wolfgang Schmeltzl in seinem „Lobspruch auf die Stadt Wien in Österreich“:

Ans Lugeck kam ich von ungefähr,
Da gingen Kaufleut' hin und her,
In fremder Kleidung bunterlei,
Und sprachen fremde Sprachen dabei,
Ich dacht', ich wär' nach Babel kommen,
Wo Sprachenwirrniß Anfang genommen,
Und hört' ein seltsam Geträtsch, Geschrei,
Auch schöne Sprachen mancherlei.
Hebräisch, Griechisch und Lateinisch,
Deutsch, Französisch, Türkisch, Spanisch,
Böhmisch, Windisch, Italienisch,
Ungarisch, gut Niederländisch,
Natürlich Syrisch, Croatisch,
Serbisch, Polnisch und Chaldäisch.
Des Volk's war da die große Menge...

Im Zuge des gründerzeitlichen Stadtumbaus wurde der Platz 1896/97 erweitert, der Regensburger Hof (Lugeck Nr 4) allerdings durch ein zwar zurückgerücktes aber wesentlich voluminöseres Imitat ersetzt. Auch Haus Nr. 1 wurde durch einen Gründerzeitbau ersetzt. Dieser brannte zu Kriegsende 1945 in Folge von Plünderungen aus und wurde nach Jahrzehnten durch einen nüchternen Neubau ersetzt. In der Platzmitte befand sich einst das sagenumwobene Marcus Curtius-Loch, ein kreisrunde Eintiefung, die möglicherweise auf den Guss der ersten Pummerin zurückgeht. Seit 1900 steht hier das Denkmal für Johannes Gutenberg von Hans Bitterlich (auf einem Sockel von Max Fabiani). Der Platz wird von der Wollzeile her auch durch ein charakteristisches Alt-Wiener Durchhaus erschlossen (Lugeck Nr. 5).

Das Haus Lugeck Nr. 7 wurde 1846 nach Entwürfen von Leopold Mayer für Georg Simon von Sina errichtet. An dieser Stelle befand sich bereits im 14. Jahrhundert ein Patrizierhof, der Ende des 16. Jahrhunderts im Besitz von Georg Federl war und deshalb in der Folge als Großer Federlhof bezeichnet wurde. Der wahrzeichenhafte Bau mit auffälligem Turm erstreckte sich vom Beginn der Bäckerstraße bis zur Rotenturmstraße und diente unter anderem 1713 Gottfried Wilhelm Leibniz als Wohnstätte. An der Spitze des sechsstöckigen Turms befand sich eine Sternwarte. 1860 starb im Haus Lugeck 7 Carl von Ghega, woran heute eine Gedenktafel erinnert.

Literatur

Weblinks

 Commons: Lugeck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
48.20980555555616.374777777778

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Regensburger Hof — Der Regensburger Hof am Lugeck war über Jahrhunderte der Stapelplatz und Einkehrgasthof der Regensburger Kaufleute in Wien. Geschichte Alter und neuer Regensburger Hof 1897 Aquarell von Franz Poledne …   Deutsch Wikipedia

  • Julius Lott — (1836–1883), Erbauer der Arlbergbahn Julius Lott (* 25. März 1836 in Wien; † 24. Mai 1883 ebenda) war ein österreichischer Eisenbahnpionier. Neben der Planung und Ausführung verschiedener Eisenbahnstrecken machte sich Lott als Erbauer der… …   Deutsch Wikipedia

  • K.u.k. Hoflieferant — Das Wappen mit dem kaiserlichen Doppeladler durften die k.u.k. Hoflieferanten öffentlich führen. Hoflieferanten in der ungarischen Reichshälfte durften das ungarische Wappen oder den Doppeladler führen. Ein k.u.k. Hoflieferant (kaiserlicher und… …   Deutsch Wikipedia

  • Kaiserlich und königlicher Hoflieferant — Das Wappen mit dem kaiserlichen Doppeladler durften die k.u.k. Hoflieferanten öffentlich führen. Hoflieferanten in der ungarischen Reichshälfte durften das ungarische Wappen oder den Doppeladler führen. Ein k.u.k. Hoflieferant (kaiserlicher und… …   Deutsch Wikipedia

  • Kaiserlicher und königlicher Hoflieferant — Das Wappen mit dem kaiserlichen Doppeladler durften die k.u.k. Hoflieferanten öffentlich führen. Hoflieferanten in der ungarischen Reichshälfte durften das ungarische Wappen oder den Doppeladler führen. Ein k.u.k. Hoflieferant (kaiserlicher und… …   Deutsch Wikipedia

  • Max Fabiani — Max Fabiani, um 1900 Max Fabiani (* 29. April 1865 in Cobidil; † 18. August 1962 in Görz) war ein österreichisch italienischer Architekt. Nach der Matura in Laibach studierte Max Fabiani an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1902 auch… …   Deutsch Wikipedia

  • Verlag Österreich — GmbH Rechtsform GmbH Gründung 1993 (1804 als k. k. Hof und Staatsdruckerei) …   Deutsch Wikipedia

  • Wiener Silvesterpfad — Der Wiener Silvesterpfad wurde zum Jahreswechsel 1990/91 das erste Mal von der Stadt Wien, dem Wiener Tourismusverband und der Wiener Handelskammer veranstaltet, um den Besucherandrang von Stephansplatz und Graben weg über die Innere Stadt zu… …   Deutsch Wikipedia

  • Auerspergstrasse — Liste des rues de Vienne/Innere Stadt Rues et places à Vienne Innere Stadt · Leopoldstadt · Landstrasse · Wieden · Margaret …   Wikipédia en Français

  • Getreidemarkt — Liste des rues de Vienne/Innere Stadt Rues et places à Vienne Innere Stadt · Leopoldstadt · Landstrasse · Wieden · Margaret …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”