Malcolm Wallace

Malcolm Wallace

Malcolm Everett (Mac) Wallace (* Oktober 1921 in Mount Pleasant, Texas; † 7. Januar 1971 in Pittsburg, Texas) war möglicherweise eine Schlüsselfigur bei dem Attentat auf John F. Kennedy und einer der Scharfschützen. Die Forschungen über ihn sind noch nicht beendet, bislang ist seine Biographie nur teilweise erschlossen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wallace war der Sohn eines Farmers und zog mit seiner Familie 1925 nach Dallas. 1939 trat er den US Marines bei. Nach der Grundausbildung kam er nach Hawaii, wo er auf dem Flugzeugträger USS Lexington diente. Nach einem Unfall wurde er 1940 aus der Armee entlassen und kehrte nach Dallas zurück.

1941 begann Wallace ein Studium an der University of Texas in Austin und fing an, sich für Politik zu interessieren. 1947 beendete er das Studium und heiratete Mary DuBose Barton, die Tochter eines methodistischen Predigers. In den folgenden Jahren lehrte er an der Columbia University, an der Long Island University, der University of Texas und der University of North Carolina. Um 1949 lernte er Lyndon B. Johnson kennen, im Oktober 1950 begann seine Zusammenarbeit mit dem United States Department of Agriculture in Texas.

Wallace begann eine Affäre mit Josefa Johnson (1912–1961), der Schwester von Lyndon B. Johnson, die noch mit John Kinser liiert war, dem Besitzer eines Golfplatzes in Austin. Kinser soll Josefa einmal gefragt haben, ob ihr Bruder ihm finanziell unter die Arme greifen könnte. Johnson interpretierte dies anscheinend als Erpressung, da er in mehrere Korruptionsaffären verwickelt war. Am 22. Oktober 1951 fuhr Wallace zu Kinsers Golfplatz, fand ihn dort im Geschäft und schoss mehrmals auf ihn. Ein Augenzeuge notierte sich das Nummernschild von Wallace’ Wagen, so dass er kurz darauf festgenommen wurde.

Wallace wurde des Mordes angeklagt, aber auf Kaution freigelassen. Verteidigt wurde er von Johnsons damaligem Anwalt John Cofer. Beim Prozess wurde Wallace von der Jury des vorsätzlichen Mordes für schuldig befunden. Elf der Geschworenen stimmten für die Todesstrafe, der zwölfte für eine lebenslange Freiheitsstrafe. Dennoch verurteilte ihn der offensichtlich bestochene Richter Charles O. Betz nur auf fünf Jahre Gefängnis auf Bewährung.

Lyndon B. Johnson beschaffte Wallace daraufhin einen Job bei der Lusch Aircraft Corporation. Er wurde schließlich Leiter der Einkaufsabteilung.

1961 war Wallace erneut in einen Mordfall verwickelt und wurde verdächtigt, am 3. Juni 1961 Henry Marshall, einen Angestellten des United States Department of Agriculture, vor dessen Haus in Pecos erschossen zu haben. Auf Marshall waren fünf Schüsse aus seinem eigenen Gewehr abgegeben worden. Johnsons langjähriger Vertrauter Billie Sol Estes sagte aus, er hätte Malcolm Wallace sowie Clifton C. Carter unmittelbar danach vor Marshalls Haus gesehen. Obwohl der Tathergang eindeutig auf einen Mord deutete, gelangte die offizielle Untersuchung zu dem Ergebnis, Marshall habe Selbstmord begangen. Es wird angenommen, dass Wallace erneut durch den Einfluss von Lyndon B. Johnson und dessen Anwälten frei kam.

Billie Sol Estes sagte später aus, dass Wallace wahrscheinlich noch zwei weitere Auftragsmorde beging.

Attentat auf John F. Kennedy

Im Mai 1998 gelang es, einen Fingerabdruck aus dem 6. Stock des Schulbuchdepots in Dallas als denjenigen von Malcolm Wallace zu identifizieren.[1] Von dort war am 22. November 1963 auf Kennedy geschossen worden. Der Fingerabdruck war nach dem Attentat sichergestellt worden. Zuvor hatte bereits Loy Factor, der nach seiner eigenen Aussage ebenfalls unmittelbar am Attentat beteiligt war, Wallace als einen der Scharfschützen bezeichnet. Eine Spanierin namens Ruth Ann koordinierte die Schützen, zu denen auch Lee Harvey Oswald gehörte, mittels eines Walkie-Talkie.[2] Diese Koordinierung über Funk war erforderlich, weil ein weiterer Scharfschütze hinter dem als Grassy Knoll bekannt gewordenen Hügel im Nordwesten der Dealey Plaza positioniert war, der wahrscheinlich den entscheidenden, tödlichen Kopfschuss abgab. Wie bei vielen Aussagen zum Kennedy-Attentat ist es umstritten, wer dieser Schütze war. Nach Hinweisen aus Kreisen des FBI bekannte 1994 der Auftragskiller James Files, damals vom Grashügel geschossen zu haben. Nach einer anderen Darstellung schoss der korsische Mafia-Killer Lucien Sarti (1931–1972) von dort. Er wurde angeblich extra für den Mord aus Marseille eingeflogen.

Barr McClellan stellte dann in seinem Buch über das Attentat die These auf, dass es Edward A. Clark (1906–1992) war, der Wallace anheuerte, die Ermordung Kennedys zu organisieren. Der Rechtsanwalt und Politiker Clark war ein enger Freund Johnsons, 1965 wurde er US-Botschafter in Australien. McClellan vermutet des Weiteren, dass dahinter der ultrarechte Öl-Milliardär Haroldson Hunt und der Geschäftsmann Clint Murchison standen, die den Mord finanzierten. Es ist bekannt, dass Hunt zuvor bereits mehrere Millionen Dollar für Anti-Kennedy-Kampagnen ausgegeben hatte. Die Behauptung, dass beide maßgeblich in den Mord verwickelt waren, wird durch Aussagen von Johnsons Geliebter Madeleine Duncan Brown gestützt, die Johnson zugleich als Mitwisser des Attentats bezeichnet. McClellan behauptet, dass Clark für die Tötung Kennedys 2 Millionen Dollar erhielt. Auf der Grundlage seines Buches entstand 2003/04 eine Fernsehdokumentation, die in den USA einen politischen Skandal auslöste.

Tod

Wallace versuchte später womöglich, noch mehr Geld für seine Schlüsselrolle bei dem Attentat zu erpressen. Nach Barr McClellan wurde dann beschlossen, ihn zu eliminieren. Am 7. Januar 1971 fand man ihn tot in seinem Auto in Pittsburg, Texas. Der Wagen war so manipuliert worden, dass die Abgase ins Innere strömten. Zugleich wies die Leiche massive Kopfverletzungen auf. Nach der offiziellen Darstellung starb Wallace durch einen Unfall.

Literatur

  • Barr McClellan, Blood, Money and Power: How L.B.J. Killed J.F.K., New York: Hannover House, 2003, ISBN 978-0-9637-8462-9
  • Philipp F. Nelson, LBJ: The Mastermind of JFK’s Assassination, Bloomington: Xlibris Corporation, 2010, ISBN 978-1-4535-0301-0

Einzelnachweise

  1. Walt Brown präsentiert den identifizierten Fingerabdruck von Malcolm Wallace.
  2. Glen Sample und Mark Collom, The Men on the Sixth Floor, Garden Grove: Sample Graphics, 1995.

Weblinks


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