James Files

James Files

James Earl Files (* 24. Januar 1942) war nach seinen eigenen Angaben ein Auftragsmörder der CIA und der Mafia und behauptet von sich, am Attentat auf John F. Kennedy beteiligt gewesen zu sein. Er gab demnach den entscheidenden, tödlichen Schuss hinter dem Zaun auf dem Grashügel ab. Am 7. Mai 1991 geriet Files in ein Feuergefecht mit dem Polizisten David Ostertag und wurde wegen versuchten Mordes zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt. Nach Files eigener Darstellung wollte der Polizist, der keine Uniform trug und sich auch nicht anderweitig als Polizist zu erkennen gab, ihn erschießen. Files ist derzeit Gefangener im Stateville-Gefängnis in Illinois.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

James E. Files wurde am 24. Januar 1942 auf einer kleinen Farm bei Oakman (Walker County (Alabama)), USA geboren. Er hatte eine ältere Schwester, Mary Pearl Files, die 1936 geboren wurde. Files gab an, bis 1963 den Namen „Sutton“ benutzt zu haben. Die Familie Sutton/Files zog Ende der 1940er Jahre nach Melrose Park (Illinois), wo er in einem „rauen“, italienischen Wohnviertel aufwuchs. Der lokale Polizeichef bezeichnete ihn als „jugendlichen Delinquenten“. Mit 14 Jahren kaufte er sein erstes Auto, er fuhr Motorräder und nahm im Alter von 20 bis 25 Jahren an Stockcar-Rennen teil.

Files gab an, dass er 1959 der United States Army beitrat und zur 82. US-Luftlandedivision kam. Er wurde im Rahmen der Operation White Star nach Laos geschickt. Files führte Geheimdienstarbeiten aus und war Teil der ersten verdeckt operierenden US-Kampftruppen, die 1959 nach Laos geschickt wurden.

Militärdienst

Es gibt unterschiedliche Angaben zu Files' Militärdienst. Auf der Internetseite von Wim Dankbaar[1] wird die Erklärung von Files zitiert, der zufolge seine Militärunterlagen von der CIA gelöscht wurden, weswegen das FBI und private Ermittlungsagenturen keine Spuren der Akten aus seiner Militärzeit finden konnten.

1995 hat jedoch John C. Grady, der offizielle Historiker der 82. US-Luftlandedivision und des 505. Luftlande-Infanterieregiments (Teil der 82. US-Luftlandedivision) behauptet, Files' Seriennummer bei der US Army sowie seine Registrierungsnummer bei der Veterans Administration (engl. Veterans Administration claim number ) herausgefunden zu haben. Diese Angaben hat er in einer „inaktiven“ Datei in einem abgelegenen Regionalbüro der Veterans Administration sowie mit Hilfe eines Computers der Veterans Administration in St. Louis gefunden.

Nach 18-monatigen Nachforschungen konnte Grady verifizieren, dass Files tatsächlich 1959 der US Army beigetreten war und in der 82. US-Luftlandedivision diente, bevor er am 10. Juli 1959 nach Laos verlegt wurde. Grady wollte Files' Armeeakten nach einem Jahr, Anfang 1996, nochmals überprüfen. Diese waren aber nicht mehr auffindbar und alle Dateien unter dem Namen „James E. Files“ trugen den Vermerk „keine weiteren Informationen verfügbar“.

Files hatte 1994 in einem Interview angegeben, dass sein wahrer Name bis 1963 „James Sutton“ gewesen sei und nicht „James Files“.[2] Wenn diese Angabe stimmen würde, dann hätte die US Army überhaupt keine Dienstakten zu „James E. Files“. Die Angaben von Files und die angeblichen Funde von Grady widersprechen sich also.

Diejenigen Angehörigen der 82. US-Luftlandedivision, die für das Office of Strategic Services (OSS) tätig waren, beziehungsweise für deren Nachfolgeorganisationen (beispielsweise die CIA), haben verwirrende Militärunterlagen, da der Dienst für die OSS nach den Standards der US-Bundesregierung formal kein Militärdienst war.

Vor der Freigabe dieser Akten müssen diese noch gesichtet werden: die Zeiten für den Militärdienst werden korrigiert, militärische Beförderungen werden nicht getilgt. Das betrifft fast alle Offiziere, die am Attentat auf Kennedy beteiligt waren und unter Jack M. Oliphant dienten.

CIA-Verbindungen

Remington XP-100 „Fireball“

Files behauptet, dass er nach 14 Monaten Militärdienst in Fort George G. Meade vor einem Militärgericht angeklagt wurde. Ihm wurde die Tötung von zwei eigenen Leuten zur Last gelegt, um vor der Laotischen Armee das Gesicht zu wahren. Nach Files' Angaben wurde er zu dieser Zeit von dem CIA-Agenten David Atlee Phillips angeworben, der ihn dann auch vor dem Militärgericht bewahrte. Für diese Anwerbung hat Files jedoch keine Beweise. Weiter gibt Files an, dass er über David Atlee Phillips auch Kontakt zu Lee Harvey Oswald bekam, da Phillips der Kontrolloffizier von Oswald war. Phillips gab Files auch die Pistole Remington XP-100 „Fireball“[3] (Remington Arms), aus der später der tödliche Kopfschuss auf den Präsidenten abgegeben wurde. Über die Verwicklung der CIA ist sehr wenig bekannt.

Verbindungen zur Mafia

In einem Interview erzählte Files 1994, wie er zum Organisierten Verbrechen kam: „Ich fuhr Stockcar-Rennen. Charles Nicoletti gefiel mein Fahrstil, er sah mir mehrere Male zu und fragte mich dann eines Abends, ob ich ihn fahren könne. Ich fuhr ihn aus. Wir machten Probefahrten mit seinem nagelneuen Ford, den er gerade gekauft hatte. Er mochte meinen Fahrstil und seitdem wurde ich so etwas wie sein persönlicher Fahrer. Ich fuhr ihn zu verschiedenen Anlässen und zu verschiedenen Jobs, die er zu erledigen hatte“.[4]

Files fuhr Charles Nicoletti von Ende 1961 bis Anfang 1962 und wurde schließlich einer seiner Schützlinge. Files behauptet, vor Kennedys Ermordung einige Auftragsmorde („hit-jobs“) für Nicoletti erledigt und Nicoletti bei verschiedenen Gelegenheiten mit seinen Schießkünsten beeindruckt zu haben.

Laut Files hatten die Mafiawagen als Standardausrüstung abnehmbare Innenverkleidungen an den Wagentüren, um Waffen verstecken zu können.

Nach Angaben auf Wim Dankbaars Webseite haben verschiedene Augenzeugen Files zusammen mit Charles Nicoletti gesehen.

  • Der verurteilte Mafiamörder Lenny Patrick (1913 - 2006) hat beschworen, dass James Files mit dem Chicagoer Mob und mit Charles Nicoletti in Verbindung stand.
  • Ein ehemaliger Geheimdienstoffizier der CIA und der US Army, der 1963 in Florida stationiert war, konnte bestätigen, dass Files Anfang der 1960er Jahre im geheimen CIA-Hauptquartier Miami (JMWAVE) anwesend war.
  • William Robert Plumlee, ein Vertragspilot der CIA, erinnerte sich an einen „jungen Spezialkämpfer aus Chicago, der unten in Mexico in Schwierigkeiten geraten war und von Frank Sturgis von der CIA rausgehauen werden musste.“
  • Der Besitzer der Autowerkstatt, in der Files früher angestellt war, bestätigte, dass Nicoletti für Autoreparaturen nur Files an sein Auto ließ.
  • Zwei von Files Freunden aus Chicago erinnern sich, dass sich Files und Nicoletti sehr nahe standen.

Angebliche Beteiligung am Attentat auf John F. Kennedy

Der Holzzaun auf dem Grashügel. Files behauptet, von hier geschossen zu haben.

1989 initiierte der Privatdetektiv Joseph Hugh West (1933–1993) aus Houston eine erneute Untersuchung des Kennedy-Attentats und gründete dazu die Organisation Truth, Truth, Truth, Inc. 1992 erhielt West von dem FBI-Agenten Zack Shelton und dem Anwalt Don Ervin den Hinweis, dass dem FBI seit längerem Informationen vorlägen, nach denen das Attentat möglicherweise von einem Strafgefangenen namens James E. Files verübt wurde. Sheltons Wunsch nach einem Gespräch mit dem FBI und genaueren Informationen, lehnte das FBI ab. Nach umfangreichen Recherchen wurde Files 1992 im Gefängnis von Joliet in Illinois ausfindig gemacht. West starb am 13. Februar 1993 in Houston, noch bevor er mit Files sprechen konnte. Erst am 22. März 1994 wurde mit Files ein Interview durchgeführt, das auf Video aufgezeichnet wurde. Ein zweites, sehr langes Interview, folgte 2003. Demnach schilderte Files die Ereignisse beim tödlichen Attentat auf Kennedy folgendermaßen:

„Eines Abends im Frühjahr 1963 spielte Files an einem Flipperautomaten, als Charles Nicoletti ihn ansprach, auf eine Fahrt mitzukommen. Während dieser Fahrt offenbarte ihm Nicoletti einen Anschlagsplan auf Präsident John F. Kennedy. Dieser Plan war von der CIA und vom Chicagoer Mafiaboss Sam Giancana entwickelt worden und die Ausführung wurde Nicoletti übertragen. In den letzten Monaten vor dem Attentat wurden verschiedene Orte für den Anschlag erwogen, einschließlich Chicago. Letztlich wurde Dallas für das Attentat ausgewählt. Zu dieser Zeit wurde noch nicht erwogen, Files bei dem Attentat als Schützen einzusetzen. Er war nur als Gehilfe für Charles Nicoletti vorgesehen, um bei der Auswahl der Waffen und der Begutachtung des ausgewählten Ortes zu helfen. Eine Woche vor dem Attentat fuhr James Files nach Dallas und quartierte sich in der Stadt Mesquite (Texas), in unmittelbarer Nähe von Dallas, im Lamplighter Motel ein. Von dort aus rief er Charles Nicoletti und auch David Atlee Phillips an, der sein Kontrolloffizier war. Files behauptet, dass am nächsten Morgen Lee Harvey Oswald im Hotel auftauchte, der ebenfalls David Atlee Phillips als Kontrolloffizier hatte. Die nächsten fünf Tage verbrachten Files und Oswald zusammen. Files und Oswald gingen zu einem abgeernteten Feld, um die für das Attentat bestimmten Waffen probezuschießen und um die Zielfernrohre einzustellen. Files und Oswald sprachen in dieser Zeit nie über das Attentat. Zwei Tage vor dem Attentat kam Nicoletti aus Dallas und teilte Files mit, dass Johnny Roselli als Teil eines CIA-Teams eingeflogen worden war, das die Aufgabe hatte, das Attentat abzusagen. Nicoletti hatte jedoch vor, das Attentat auf jeden Fall durchzuführen. Da Johnny Roselli als zweiter Attentatsschütze ausgefallen war, forderte Mr. Nicoletti Files auf, als zweiter Schütze zur Unterstützung des ersten Schützen einzuspringen. Files erklärte sich einverstanden und wurde so zum zweiten Schützen beim Kennedy-Attentat.“

Nachdem sich Files einverstanden erklärt hatte, bekam er von Nicoletti noch folgende Instruktionen:

  • Als Reserveschütze sollte er nur dann schießen, wenn es unbedingt nötig war.
  • Jacqueline Kennedy sollte nicht verletzt werden.
  • Um Kennedy ganz sicher zu töten, sollte er einen Kopfschuss bekommen. Files sollte nur schießen, falls der erste Schütze nicht Kennedys Kopf traf.

Files wählte als Waffe eine Remington XP-100 „Fireball“. Diese 1962 entwickelte Waffe war noch ein Prototyp. Sie wurde ihm vom CIA-Agenten David Atlee Phillips übergeben. Als Schussposition wählte Files den Grashügel an der Dealey Plaza. Um wie ein Eisenbahner auszusehen, trug Files eine Wendejacke. Die Waffe trug er in einem kleinen Koffer bei sich, ebenso speziell angefertigte „Quecksilber-Kugeln“ (engl. mercury rounds).

Files behauptet, dass er seine Waffe mit einem speziellen Quecksilber-Geschoss mit Wachsspitze geladen hatte und dann auf dem Güterbahnhof, hinter dem Zaun, auf die Präsidentenkolonne wartete. Als der offene Wagen mit Kennedy die Elm Street entlang fuhr, zielte Files auf dessen rechtes Auge. Als dann die Schüsse des ersten Schützen fielen und diese nicht den Kopf trafen, schoss er gemäß seinen Instruktionen auf Kennedys Kopf. Dieser Kopfschuss war der entscheidende tödliche Schuss auf Kennedy. Danach packte Files seine Waffe in seinen Koffer, biss auf die Patronenhülse, stellte sie auf den Palisadenzaun und ging fort. Er ging zu einem verabredeten Treffpunkt in einer Autowerkstatt, wo Charles Nicoletti und Johnny Roselli auf ihn warteten. Files fuhr sie zu einer Tankstelle, um sie dort abzusetzen und fuhr anschließend nach Chicago zurück.

Files' Erklärungen und Behauptungen

Files wurde bei zwei seiner Interviews gefilmt:

Während dieser beiden Interviews hat Files die folgenden Erklärungen abgegeben:

  • Sein wirklicher Name ist James Sutton, den er 1963 in James Files gewechselt hat.
  • Nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst hat er als CIA-Agent gearbeitet.
  • Er hatte Lee Harvey Oswald vor dem Attentat gekannt.
  • Lee Harvey Oswald hat während des Attentates nicht geschossen.
  • Der erste Schütze war Charles Nicoletti, der vom Dal-Tex-Gebäude geschossen hat.
  • Jack Ruby war während des Attentates auf der Dealey Plaza.
  • Johnny Roselli flog als Mitglied eines CIA-Teames, welches das Attentat abblasen sollte, nach Dallas.
  • Am Morgen des Attentates traf sich Files mit Johnny Roselli und Charles Nicoletti.
  • Lee Harvey Oswald hat nicht den Polizisten J. D. Tippit getötet.
  • Files hat nach dem tödlichen Schuss auf die Patronenhülse gebissen und sie dann auf dem Grashügel zurückgelassen.
  • Die Schüsse von Files und Nicoletti trafen fast gleichzeitig, binnen Bruchteile einer Sekunde, den Kopf des Präsidenten
  • Files verwendete ein speziell angefertigtes Geschoss, das mit Quecksilber gefüllt war und eine Wachs-Spitze hatte.
  • Files und Oswald verbrachten vor dem Attentat einige Tage zusammen.
  • Files hatte vor 1994 nie seine Beteiligung am Kennedy-Attentat gestanden.
  • Solange das FBI ihn unterstützte, hat er nie seine Geschichte erzählt.

Kritische Betrachtung

Files' Behauptungen haben unter Forschern und Ermittlern heftige Debatten ausgelöst, auch unter denjenigen, die fest an eine Verschwörung glauben. Bekannte Ermittler und Autoren zum Kennedy-Attentat, wie Jim Marrs, Robert Groden, David Scheim, John R. Craig, Gary Shaw, Barr McClellan, Dick Russell und Fabian Escalante halten Files' Bekenntnis zum Kennedy-Attentat für glaubwürdig.

Files' Kritiker verweisen darauf, dass er seine Erzählung bei verschiedenen Gelegenheiten änderte[7], dass einige seiner Behauptungen eindeutig falsch seien[8] und dass er die Waffe, die er angeblich verwendete, nur ungenau hätte beschreiben können.[9]

Fast hätte NBC einen Dokumentarfilm über ihn gedreht. Die Vereinbarung mit Files über den Film kam aber nicht zustande, da NBC vor dem geplanten Vorhaben noch Edward Epstein engagiert hatte, einen Journalisten und Kritiker der Warren-Kommission, um Files' Geschichte zu überprüfen. Epstein beauftragte daraufhin die Detektei von Jules Kroll mit Ermittlungen. Die Detektei fand anhand alter Telefonaufzeichnungen heraus, dass Files am 2. November 1962 in Chicago war und nicht in Dallas. Daraufhin rief Epstein vom Büro des Produzenten Dick Clark aus Files an, um ihn mit den Funden zu konfrontieren. Files erzählte, dass er einen Zwillingsbruder hatte, von dem niemand wisse, und dass er diesen Zwillingsbruder kurz vor dem 2. November getroffen und ihn nach dem 22. November umgebracht habe. Files sagte, dass sein Zwillingsbruder und nicht er selbst im Krankenhaus bei seiner Frau war. Files' Ehefrau sagte jedoch, dass ihr Mann keinen Zwillingsbruder hatte. Auch die Detektei Kroll konnte bestätigen, dass es keinen Zwillingsbruder gab. Epstein kam zu der Einsicht, dass Files die Geschichte von seiner Beteiligung am Kennedy-Attentat erfunden haben musste, um damit Geld zu verdienen.

James Files schrieb einen Brief an Pamela Ray, zu der er eine sehr enge Beziehung hatte, in dem er behauptete: „Die Detektei Kroll hat alles getan, um mich zu diskreditieren. Sie behaupteten, dass ich an diesem Tag nicht in Dallas gewesen sein konnte, da meine Frau an diesem Tag unsere Tochter zur Welt gebracht habe. Meine Tochter wurde jedoch am 26. September 1966 geboren. Das läßt sich in den Krankenhausunterlagen nachprüfen.“

Der niederländische Autor Wim Dankbaar bezweifelt ebenfalls Files' Behauptungen.[10] Dankbaar veröffentlichte jedoch auch ein Telefongespräch mit Faith Files, der Ex-Frau von Files, in dem sie wiederum einige von Files' Behauptungen bestätigte, die von anderen angezweifelt wurden.[11]

Einzelnachweise

  1. JFK murder solved
  2. http://www.jfkmurdersolved.com/confession2.htm
  3. http://www.jfkmurdersolved.com/fireball1.htm
  4. Interview in voller Länge
  5. 1994: Interview mit Bob Vernon
  6. 2003: Interview mit Jim Marrs und Wim Dankbaar
  7. The Assassin From Blockbuster Video
  8. The Top Ten Reasons The Jim Files' Story Needs Help
  9. James Files and the Dented Cartridge Case
  10. Wim Dankbaar's counter
  11. Transcript of telephone call with Faith Files

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