Magdalene Pauli (Philanthropin)

Magdalene Pauli (Philanthropin)
Magdalene Pauli, um 1800

Magdalene Pauli, geborene Poel, (* 23. Februar 1757 in Archangelsk; † 4. Januar 1825 in Bückeburg), teilweise genannt „Menon“, war eine in Altona lebende Philanthropin, Schwester des Diplomaten Piter Poel, Ehefrau des Geheimen Legationsrats und Kaufmanns Adrian Wilhelm Pauli und Freundin des Kaufmanns und Sozialreformers Caspar Voght.

Leben

Magdalene Pauli stammte aus einer niederländischen Familie, die nach Russland übergesiedelt war. Ihr Großvater Gerrit Claesz Pool war Schiffbauer bei dem Zaren Peter I. in Sankt Petersburg, ihr Vater Jacobus Poel stieg im 18. Jahrhundert in Archangelsk zu einem angesehenen Kaufmann auf und war sehr vermögend. Doch nach dem frühen Tod der Mutter 1763 wuchs sie zusammen mit ihrem jüngeren Bruder Piter Poel in Kinderheimen und Pensionaten auf. Nach dem Tod ihres Vaters 1775 erbte sie Güter in Zierow in Mecklenburg und in Rethwisch in Stormarn.

Am 14. April 1776 heiratete sie den Kaufmann Adrian Wilhelm Pauli und lebte mit ihm in zunächst in Lübeck und im Sommer auf Zierow, das Ehepaar hatte drei Kinder: Dina Emilie (1780–1867), Sophia Luise (1785–1864) und Carl Wilhelm Pauli (1792–1879). 1786 kaufte Adrian Pauli das Gut Rondeshagen, das als Sommerwohnsitz genutzt wurde. 1794 verlegte die Familie ihren Stadtwohnsitz nach Altona.[1]

1784 lernte Magdalene Pauli über ihren Bruder den Hamburger Kaufmann Caspar Voght kennen, der sich in die damals 27jährige verliebte.

Caspar Voght, 1801

„Diese so allgemein beliebte Frau war klein, nicht einmal gut gebaut; eine dunkle Farbe deckte die nicht feine Haut ihres Gesichts, äußerst kurzsichtig, verdeckten nur zu oft ihre Gläser ihren Blick. Haarwuchs und Füße waren das Einzige, was die Frauen Schönes an ihr fanden: aber nie hatten Züge und Blicke mit einer größeren Mobilität, Zartheit des Gefühls, Liebe und Güte auf eine fast unbeschreibliche Weise, mit Witz und Laune, mit Heiterkeit und Ernst verbunden.“

Caspar Voght: Erinnerungen II, S. 68.

Beide entdeckten viele gemeinsame Interessen, so die Liebe zur Literatur, Musik und zum Tanz, beide hatten eine Vorliebe für Pferde. In den folgenden zwei Jahren verband Pauli und Voght eine enge Beziehung, in der sie einen erheblichen Einfluss auf Voghts Reformideen zur Schaffung eines Musterguts in Klein Flottbek hatte. Das Anwesen galt als Park eines Liebenden, zu Ehren Magdalena Paulis habe der Kaufmann die „sumpfigen Wiesen einiger Bauernhufen in ein Kleinod der Landschaft“ verwandelt, die Landarbeiter ausgebildet und abgesichert und damit Sozialreformerisches, Erwerbswirtschaftliches und Ästhetisches miteinander verbunden.[2]

„Durch sie, für sie war alles, jeder Punkt am hohen Elbufer, wo die Natur uns hochentzückt hatte, erhielt sein Monument, jeder Ort, der durch ihr Wort, ihren Blick mir heilig geworden war.“

Caspar Voght: Voghts, Erinnerungen II.

Die in der Hamburger Gesellschaft über die Beziehung entstandenen Gerüchte führten zu einem vorübergehenden Rückzug Magdalene Paulis aus der Verbindung:

„Aber immer lauter wurden die Stimmen der Tanten und Basen, die ängstlich Sorgfalt der Prüden, für den guten Ruf der Frau, welche sie beneideten.“

Caspar Voght: Voghts, Erinnerungen II, S. 70.

Beide hielten jedoch mit Briefen Kontakt und blieben zeitlebens verbunden. Sie trafen sich beide weiterhin in dem sogenannten Reimarus-Kreis von Johann Albert Heinrich Reimarus und Georg Heinrich Sieveking, der sich den Idealen der Aufklärung verpflichtet fühlte, und nahmen teil an den literarischen Salons von Elise Reimarus. Vielfach erwähnt wird Magdalene Paulis Teilnahme am Freiheitsfest im Jahr 1790 in Harvestehude.

Im Jahr 1801 ließ sich Magdalene Pauli von ihrem Ehemann wegen mangelnder Gemeinsamkeiten scheiden, doch heiratete sie Caspar Voght nicht. Sie entschieden sich dafür, „die leidenschaftlichen Gefühle zu unterdrücken und sich auf freundschaftlicher Basis zu treffen.“[3]

Literatur

  • Gustav Poel (Hrsg.): Bilder aus vergangener Zeit. I. Teil Piter Poel und seine Freunde, Hamburg 1884
  • Detlev Möller, Annelise Tecke (Bearbeitung): Caspar Voght und sein Hamburger Freundeskreis. Briefe aus einem tätigen Leben. Teil I: Briefe aus den Jahren 1792 bis 1821 an Magdalena Pauli, geb. Poel. Christians Verlag, Hamburg 1959.
  • Caspar Voght: Lebensgeschichte. Hrsg. von Charlotte Schoell-Glass. Christians Verlag, Hamburg 2001, ISBN 3-7672-1344-3.

Einzelnachweise

  1. Homepage Rondeshagen.com: Adrian Wilhelm Pauli
  2. Zeit online: Ich sehe lauter frohe, ruhige Tätigkeit, Artikel vom 2. Juni 2010, abgerufen am 20. April 2011
  3. Homepage Rondeshagen.com: Magdalena Pauli & Baron Caspar von Voght

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