Johann Albert Heinrich Reimarus

Johann Albert Heinrich Reimarus
Johann Albert Heinrich Reimarus; Gemälde von Friedrich Carl Gröger 1818.

Johann Albert Heinrich Reimarus (* 11. November 1729 in Hamburg; † 6. Juni 1814 in Rantzau, Holstein) war ein Hamburger Arzt, Naturforscher und Nationalökonom. Zu seinen Verdiensten zählt die Einführung der Pockenimpfung in Hamburg und der „Import“ des sogenannten Blitzableiters aus England auf den europäischen Kontinent.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Reimarus war der Sohn des Hermann Samuel Reimarus und Bruder der Schriftstellerin Elise Reimarus. Sein Vater war der Verfasser der Wolfenbüttel'schen Fragmente und ein Freund Lessings, seine Mutter Johanna Friederike war eine Tochter von Johann Albert Fabricius. Seine Tochter Johanna aus erster Ehe wurde die Ehefrau von Georg Heinrich Sieveking. In zweiter Ehe war er mit Sophia, der Schwester von August Adolph von Hennings, verheiratet.

Ab 1745 besuchte er das Gymnasium und sollte sich nach den Vorstellungen des Vaters auf ein Studium der Jurisprudenz vorbereiten. Allerdings entschied er sich 1752 für das Studium der Arzeneiwissenschaft an der Universität Göttingen. 1753 ging er nach Leiden (Holland) wo er neben Vorlesungen der Medizin auch Vorlesungen der Physik und Botanik besuchte. Die Bekanntschaft dort studierenden Engländern veranlasste ihn 1754 nach England zu gehen um Anatomie zu studieren. Zusammen mit Erasmus Darwin, James Keir und weiteren Studenten gründeten sie eine Gesellschaft, aus der später die Edinburgische medizinische Gesellschaft entstanden ist. Mit Darwin ging Reimarus 1755 nach London und studierte beim Anatomen John Hunter und James Douglas. Dort lernte er auch die Pocken-Impfung kennen.

1756 ging er wieder nach Holland, besuchte verschiedene Städte und promovierte am 29. April 1757 an der Universität Leiden (Diss. de tumore ligamentorum circa articulos fungo articulorum dicto). Danach ging er nach Hamburg zurück und ließ sich als Arzt nieder. Am 30. Januar 1759 ging er die Ehe mit Anna Marie Thorbecke ein, welche aber bereits 1762 starb. Aus dieser Ehe stammte ein Sohn, der 1785 am Fleckfieber starb und eine Tochter. Aus seiner zweiten Ehe gingen vier Kinder hervor. Bereits 84-jährig, war er 1813 wegen der Napoleonischen Kriege gezwungen auszuwandern. Er fand Zuflucht bei August Adolph von Hennings, Administrator von Rantzau. Dort ist er am 6. Juni 1814 verstorben.

1808 ernannte ihn die Bayerische Akademie der Wissenschaften zum korrespondierenden Mitglied.[1]

Schriften (Auswahl)

Als Herausgeber

  • Hermann Samuel Reimarus: Allgemeine Betrachtungen über die Triebe der Thiere, hauptsächlich über ihre Kunsttriebe …, Hamburg 1760–1773.

Eigenständige Schriften

  • Die Ursache des Einschlagens vom Blitz, nebst dessen natuerlicher Abwendung von unseren Gebäuden, aus zuverlässiger Erfahrung von Wetterschlägen vor Augen gelegt, Hamburg 1768. (Volltext der Ausgabe von Langensalza 1769 bei Wikisource)
  • Erwägung des Verlags-Rechts in Ansehung des Nachdruks, Hamburg 1792.
  • Ausführliche Vorschriften zur Blitz-Ableitung an allerley Gebäuden …, Hamburg 1794. (Volltext der dritten Auflage Hamburg 1797 bei Wikisource)
  • Klagen der Völker des Continents von Europa, die Handelssperre betreffend …, Hamburg 1809.

Literatur

Quellen

  • Johann Albert Heinrich Reimarus: Lebensbeschreibung: von ihm selbst aufgesetzt; nebst dem Entwurf einer Teleologie zu seinen Vorlesungen bestimmt, hrsg. von Karl Sieveking, Hamburg 1814 (Übersetzung der ursprünglich in lateinischer Sprache abgefassten Autobiographie Joh. Alberti Henrici Reimari … De vita sua commentarius, posthum hrsg. von Johann Georg Büsch und Christian Adolf Klotz, Hamburg 1815), online verfügbar über das Digitalisierungszentrum der Göttinger Staats- und Universitätsbibliothek.
  • David Veit: Johann Albert Heinrich Reimarus nach zurückgelegten funfzig Jahren seiner medizinischen Laufbahn: Ein biograph. Beytrag zur Feyer d. 29. Aprils, Hamburg 1807.

Darstellungen

  • Franklin Kopitzsch: Knigge und seine Hamburger Freunde: Johann Albert Heinrich Reimarus und Sophie Reimarus, in: Harro Zimmermann (Hrsg.): Adolph Freiherr Knigge: neue Studien, Bremen 1998, ISBN 3-86108-123-7, S. 70–73 und S. 141–143.
  • Brigitte Tolkemitt: Knotenpunkte im Beziehungsnetz der Gebildeten: Die gemischte Geselligkeit in den offenen Häusern der Hamburger Familien Reimarus und Sieveking, in: Ulrike Weckel (Hrsg.): Ordnung, Politik und Geselligkeit der Geschlechter im 18. Jahrhundert, Göttingen 1998, ISBN 3-89244-304-1, S. 167–202.
  • Gerhard Alexander: Johann Albrecht Hinrich Reimarus und Elise Reimarus in ihren Beziehungen zu Lessing, in: Günter Schulz (Hrsg.): Lessing und der Kreis seiner Freunde, Heidelberg 1985, ISBN 3-7953-0724-4, S. 129–150.
  • Georg Heinrich Sieveking: Die Grabstätte des Prof. Dr. Joh. Alb. Hinrich Reimarus, in: Hamburgische Geschichts- und Heimatblätter 7, 4 (1932/33), ISSN 0931-0185, S. 84–85.
  • Heinrich Sieveking / Franz Reiche / Nicolaus Peters: Johann Albert Heinrich Reimarus: Vorträge gehalten anläßlich der vom Naturwissenschaftlichen Verein gemeinsam mit dem Ärztlichen Verein, der Patriotischen Gesellschaft und dem Verein für Hamburgische Geschichte veranstalteten Gedächtnisfeier seines 200. Geburtstages, Hamburg 1930.
  • Karl Ernst Hermann KrauseReimarus, Johann Albert Heinrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 27, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 704–709.

Einzelnachweise

  1. Rückschau – verstorbene Mitglieder (R), BAdW

Weblinks

 Wikisource: Johann Albert Heinrich Reimarus – Quellen und Volltexte
 Commons: Johann Albert Heinrich Reimarus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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