- Marcus Johst
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Marcus Johst (* 1966) ist ein deutscher Journalist, Autor und Medienberater. Er war maßgeblich an der Aufdeckung fragwürdiger Testmethoden im Zuge einer Medienstrategie gegen die Stiftung Warentest beteiligt,[1] die im Rahmen des Rechtsstreits zwischen Uschi Glas und der Stiftung öffentlich wurden. Dieser Rechtsstreit fiel zugunsten der Stiftung Warentest aus.[2] Johst gilt als Spezialist für Nachrichtenmanagement in Krisenfällen,[3] muss aber, aufgrund der Intransparenz seines Wirkens, kritisch betrachtet werden. Typisch für seine Arbeit sind verdeckte Pressekampagnen, mit denen er Rufmord bekämpft und unliebsame oder drohende Berichterstattung gegen Unternehmen zu verhindern versucht.[4]
Inhaltsverzeichnis
Journalistischer Werdegang
Marcus Johst studierte in Wien und Mexiko-Stadt Völkerkunde. Er arbeitete während und nach dem Studium bei verschiedenen österreichischen Tageszeitungen und Zeitschriften.[5] 1996 wechselte Johst nach Hamburg, um unter der Federführung von Mathias Döpfner am Relaunch der Hamburger Morgenpost mitzuwirken. Als Ressortleiter wurde Marcus Johst ab 1998 beim People-Magazin Gala tätig, bis er sich 2001 selbstständig machte.[6]
Aktivitäten als Unternehmer
Mit der Gründung der „Societät für strategische Medienberatung“ konzentriert sich Johst seit 2001 auf Medienberatung für Unternehmen und im Bereich Public Affairs. Vorwiegend arbeitet seine Agentur mit dem Instrument der verdeckten Pressekampagne. Diese Tätigkeit wird auch als „verdeckte PR“[7] beschrieben und ist öffentlich nur begrenzt nachvollziehbar, weshalb sie in ihrer Ausführung und Wirkung der Lobbyarbeit ähnelt.[8] Nach eigenen Angaben liegt der Schwerpunkt der Agentur in der Abwendung von Schaden, die einem Unternehmen oder einer Einzelpersonen durch akute Verleumdung, Rufmord oder Gerüchte entsteht.[4] Auch die offensive, aktive Vorbeugung solcher Angriffe ist Teil seines Geschäftsmodells.[9]
Arbeitsweise
In einem Bericht der Süddeutschen Zeitung gab Marcus Johst an, einen Lehrgang der Ecole de Guerre Economique in Frankreich besucht zu haben. Die Ecole de Guerre Economique ist eine Akademie, die vom französischen Verteidigungsministerium unterstützt[10] und von Managern und Diplomaten besucht wird.[11] Die Schule bereitet ihre Besucher explizit auf die Herausforderungen von PR-Kriegen vor.[12] Marcus Johst verinnerlichte später nach eigenen Angaben die Militärstrategien von John Boyd (1927–1997) und ergänzte sie mit den Einsichten des chinesischen Strategen Sun Tzu und des Preußen Carl von Clausewitz. Daraus entwickelte er ein eigenes Strategietool für das Nachrichtenmanagement in konfliktreichen Situationen. Johst spricht sich generell für proaktives Kommunizieren aus.[13] Für den Krisenfall betont Johst die überproportionale Bedeutung einer schnellen und strategisch geplanten Reaktion. Ferner bemängelt Johst die mangelnde Anbindung von Pressesprechern an das Management ihres Unternehmens.[14]
Die Societät für strategische Medienberatung bedient sich üblicherweise des Instruments der verdeckten Pressekampagne: Die Agentur plant und implementiert ein Nachrichtenmanagement und agiert im Hintergrund. Johst tritt deshalb nur selten selbst in den Medien auf. Ein Verhalten, welches wegen seiner Intransparenz oftmals mit den Methoden eines Spin Doctor in Verbindung gebracht wird.
Kritiker werfen Johst vor, als PR-Söldner zu agieren,[15] der auch aus Gerüchten eine wirkungsvolle Kampagne schneidert.[16] Er verkörpere „jene neue Spezies Berliner Lautsprecher, die keinen Hehl mehr daraus macht, dass sie für zahlende Kunden maximalen Lärm erzeugt“, schreibt der Journalist Tom Schimmeck in seinem Buch über Demokratie und Meinungsbildungsprozesse in Deutschland.[17]
Öffentlich bekannte Mandate
Aus den oben genannten Gründen können Marcus Johst Mandate nur begrenzt mit Sicherheit zugeschrieben werden: dafür sei das Geschäft zu diskret, so die Süddeutsche Zeitung. Belegt ist seine Einflussnahme im Streitfall Uschi Glas vs. Stiftung Warentest.[18] Als Medienberater der Firma 4S-Marketing GmbH (Hersteller der Uschi Glas-Hautcreme), präsentierte Marcus Johst der Öffentlichkeit eine Perspektive, die den Ruf der Stiftung Warentest zu beschädigen drohte.[19] Denn der Cremetest wurde von einem externen Institut durchgeführt, das zu einer Firmengruppe gehört, die auch Rezepturen entwickelt und beratend verbessert, was das Nachrichtenmagazin Der Spiegel zur Frage nach einem „Interessenkonflikt“ veranlasste.[20] Den anschließenden Prozess gewann die Stiftung Warentest und musste keinen Schadensersatz an Uschi Glas zahlen.[21] Jedoch konnte sie den Verdacht einer Kampagne, den sie ihrerseits gegen Uschi Glas führte, nicht vollständig entkräften.[15] Ferner wird Johst mit Beratertätigkeiten im PR-Krieg der Musikmanager Thomas Stein und Jack White[22] [23] in Verbindung gebracht. Seit März 2009 berät er den Medizintechnik-Unternehmer und Entrepreneur des Jahres 2007, Robert Schrödel.[24] [25] Schrödel, Gründer der Vanguard AG, behauptet, der Aufsichtsrat habe ihn aus seinem eigenen Unternehmen gedrängt.[26] Seither tobt um die Vanguard AG eine PR-Schlacht, in der auf der Seite des neuen Vanguard-Managements die Beratungsagentur CNC Communications,[27] als Gegenspieler von Johst agiert. Johst betreibt einen Blog, der sich mit den Vorgängen in diesem Konflikt befasst.[28]
Verschiedenes
Als Autor hat sich Marcus Johst bisher an Sammelbänden beteiligt.[29] Als Dozent referiert er unter anderem über Krisenkommunikation,[30] Nachrichtenmanagement bei Rufmord sowie verdeckte Pressekampagnen und wie diese als Instrument zur Sicherung von Unternehmensinteressen im Zusammenspiel mit den Medien eingesetzt werden.[31]
Einzelnachweise
- ↑ Fragen zur Qualität des Online-Journalismus am Beispiel von CaptainCork, 11. März 2010.
- ↑ Rechtsstreit zugunsten der Stiftung Warentest entschieden – Beschluss nicht anfechtbar - 13. Juli 2006.
- ↑ publicaffairs.twoday.net
- ↑ a b Stefan Winterbauer: Was von der Wahrheit übrig blieb. In: Süddeutsche Zeitung, 11. Juni 2003, S. 1.
- ↑ schuhmann-pb.de
- ↑ publicaffairs.twoday.net
- ↑ sueddeutsche.de
- ↑ lobbycontrol.de
- ↑ impulse.de
- ↑ spiegel.de/unispiegel
- ↑ spiegel.de/wirtschaft
- ↑ Der Krieg der Köpfe. In: Die Zeit, Nr. 9/2003
- ↑ impulse.de
- ↑ handelsblatt.com
- ↑ a b Martin Bell: Uschi, das Bauernopfer. In: Werben & Verkaufen Nr.14, 2006, S.20–22
- ↑ sueddeutsche.de
- ↑ Tom Schimmeck: Am besten nichts Neues. Medien, Macht und Meinungsmache. S.24. München 2010
- ↑ sueddeutsche.de
- ↑ Creme, Geld und Ehre. In: Die Welt, 2. Dezember 2004
- ↑ Der Unfehlbarkeits-Test. In: Der Spiegel. Nr. 48, 2004 (online).
- ↑ Pressemitteilung der Justizverwaltung Berlin
- ↑ Thomas Stein schlägt zurück. In: Tagesspiegel, 8. August 2007
- ↑ finanzen.net
- ↑ finanztreff.de
- ↑ ey.com
- ↑ dailynet.de
- ↑ cnc-communications.de
- ↑ kapitalpiraten.de
- ↑ buch.interne-kommunikation.net
- ↑ pressesprecherverband.de
- ↑ frankenpost.de
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