Margot Friedlander

Margot Friedlander

Margot Friedlander (auch: Margot Friedländer; * 5. November[1] 1921 in Berlin als Margot Bendheim) ist eine deutsche Überlebende des Holocaust, die bis heute als Zeitzeugin auftritt.

Leben

Margot Friedlander wurde 1921 geboren. Beide Eltern waren Juden. Sie ließen sich vor 1942 scheiden.[2] Margot lebte mit ihrem Bruder Ralph bei der Mutter Auguste Bendheim in Berlin-Kreuzberg. Sie versuchten mehrfach, auszuwandern. 1938 verweigerten die USA die Immigration. 1942 wurde ihr Vater in einem Vernichtungslager ermordet. Am 20. Januar 1943 planten sie ihre Flucht aus Deutschland, Ralph wurde aber von der Gestapo verhaftet. Die Mutter konnte noch eine Handtasche, die unter anderem eine Bernsteinkette und die Botschaft „Versuche, dein Leben zu machen“ enthielt, bei Freunden deponieren, bevor sie auf der Suche nach Ralph ebenfalls verhaftet wurde.[2] Später starben beide im KZ Auschwitz. Margot lebte fortan in verschiedenen Verstecken. Sie färbte sich die schwarzen Haare tizianrot und ersetzte den Judenstern durch eine Kette mit Kreuz. Sie ließ ihre Nase operieren, um nicht als Jüdin erkannt zu werden. Die Menschen, die ihr Obdach gaben, waren gegen die Nationalsozialisten eingestellt, Margots Notlage wurde aber von einigen dieser Menschen ausgenutzt.[2] Im Frühjahr 1944 wurde sie verraten, von der Polizei festgenommen und in das Ghetto Theresienstadt gebracht. Dort traf sie Adolf Friedländer wieder, den sie vom Jüdischen Kulturbund in Berlin kannte und der ebenfalls seine gesamte Familie verloren hatte. Sie überlebten den Holocaust, heirateten und reisten 1946 per Schiff nach New York. Dort nahmen sie die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an und schrieben ihren Nachnamen „Friedlander“.

Margot Friedlander arbeitete in New York unter anderem als Änderungsschneiderin und Reiseagentin. 1997 starb Adolf Friedlander. Margot Friedlander nahm 2003 eine Einladung des Berliner Senats für „verfolgte und emigrierte Bürger“ an und besuchte ihre Heimatstadt. 2008 erschien ihre Autobiografie Versuche, dein Leben zu machen. Nachdem sie weitere Besuche in Berlin unternommen hatte, beschloss sie, 2010 dauerhaft in die Stadt zurückzukehren.[3] Sie erhielt die deutsche Staatsbürgerschaft zurück. Heute besucht Margot Friedlander bis zu drei Mal pro Woche Schulen und andere Einrichtungen in ganz Deutschland, um über ihr Leben zu berichten.[2] Dabei trägt sie gelegentlich die Bernsteinkette, die sie von ihrer Mutter erhielt.

Am 9. November 2011 wurde ihr von Bundespräsident Christian Wulff im Schloss Bellevue das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.[4]

Werke

  • Versuche, dein Leben zu machen. Autobiografie. Mit Malin Schwerdtfeger. Rowohlt Berlin, Berlin 2008, ISBN 978-3871345876

Ehrungen

Dokumentarfilm

  • Don’t Call it Heimweh. Film über Margot Friedlanders Besuche in Berlin von Thomas Halaczinsky, USA 2004, 60 Minuten

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Artikel in der Berliner Morgenpost vom 6. November 2011, abgerufen am 10. November 2011
  2. a b c d Bericht über das Leben Margot Friedlanders im Hamburger Abendblatt, abgerufen am 20. Februar 2011
  3. Bericht über Margot Friedlanders Umzug nach Deutschland in der Jüdischen Allgemeinen, abgerufen am 20. Februar 2011
  4. Bericht in taz-online vom 9. November 2011

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