Maria Anna Victoria von Bayern

Maria Anna Victoria von Bayern
Maria Anna von Bayern, la Grande Dauphine, Gemälde von Jean François de Troy

Maria Anna Christine Victoria von Bayern (* 28. November 1660 in München; † 20. April 1690 in Versailles) war eine bayerische Prinzessin und als Gemahlin des französischen Thronfolgers 'la Grande Dauphine'.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Maria Anna Victoria war die älteste Tochter des Kurfürsten Ferdinand Maria von Bayern (1636–1679) aus dessen Ehe mit Henriette Adelheid (1636–1676), Tochter des Herzogs Viktor Amadeus I. von Savoyen. Vor allem ihre Mutter legte Augenmerk auf die künstlerische und musikalische Ausbildung der Prinzessin. Maria Anna Victoria dichtete, malte, sang und spielte Harfe. Zu ihren Lehrern gehörte unter anderem Johann Caspar von Kerll.[1]

Maria Anna Victoria um 1680

Maria Anna Victoria war für ihre Zeit umfassend gebildet, sie sprach fließend Deutsch (mit bayrischem Akzent), Französisch, Italienisch und konnte fließend Latein lesen. Sie konnte zeichnen, auf vornehme und anmutige Art tanzen, vorzeigbar singen und das Cembalo spielen. Liselotte von der Pfalz, die sie am französischen Hof kennenlernte, bezeichnet sie als sehr geistvoll, liebenswürdig und mit natürlichem Wesen. "Sie ist sehr zuvorkommend, aber dies voller Würde und ohne geschmacklos zu werden.". Allerdings wird ebenfalls einhellig berichtet, dass die Prinzessin wahrlich keine Schönheit war[2]. Wenn man beim heutigen Betrachten der Bilder von ihr bedenkt, dass diese im Allgemeinen sehr beschönigend gemalt wurden (zur Verbesserung der Chancen auf dem Heiratsmarkt), dann kann man dieses Urteil durchaus nachvollziehen.

Am 16. Januar 1680 warb der Herzog von Croque als außerordentlicher Botschafter Ludwigs XIV. von Frankreich in München um die Hand der Prinzessin.[3] Der Heiratsvertrag war schon 14 Tage vorher unterschrieben worden. Maria Anna Victoria heiratete am 7. März 1680 in Châlons-sur-Marne ihren Cousin 2. Grades, den französischen Thronfolger Ludwig, Dauphin de Viennois (1661–1711). Die Ehe war, vor allem aus französischer Sicht, aus politischen Gründen geschlossen und durch Colbert de Croissy in München ausgehandelt worden. Die dadurch bezeugte Annäherung Bayerns an Frankreich erregte bei Kaiser Leopold I. große Besorgnis, der befürchtete Bayern könnte über Salzburg Österreich angreifen.[4]

Nach ihrer Heirat nahm Maria Anna Victoria nach der Königin den zweiten Rang der Damen am Hof des Sonnenkönigs ein.[5], an dem sie, neben Lieselotte von der Pfalz zu der sie eine sehr enges Verhältnis entwickelte, bereits die zweite Wittelsbacherin war. Nach dem Tod der Königin 1683 war sie erste Frau des Reiches und bezog deren Appartements in Versailles. Die Thronfolgerin wurde als devot und melancholisch beschrieben, während ihr Ehemann den Vergnügungen des Hofes zugetan war und Mätressen hatte.

Maria Anna Victoria starb bereits 29-jährig und wurde in Saint-Denis bestattet.

Nachkommen

Aus ihrer Ehe hatte Maria Anna Victoria folgende Kinder:

∞ Prinzessin Maria Adelaide von Savoyen (1685–1712)
∞ 1. 1701 Prinzessin Maria Luisa von Savoyen (1688–1714)
∞ 2. 1714 Prinzessin Elisabetta Farnese von Parma (1692–1766)
∞ 1710 Prinzessin Louise Élisabeth d'Orléans (1695–1719)

Literatur

  • Klaus Malettke: Die Bourbonen 1: Von Heinrich IV. Bis Ludwig XIV.(1589-1715), W. Kohlhammer Verlag, 2008, S. 246
  • P. K. Hartmann: Die Dauphine Maria Anna Christina von Bayern und ihr Hofstaat, 1971
  • P. K. Hartmann: Zwei Wittelsbachische Prinzessinnen am Hof Ludwigs XIV., 1981

Weblinks

 Commons: Maria Anna Victoria of Bavaria – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Linda Maria Koldau: Frauen-Musik-Kultur: ein Handbuch zum deutschen Sprachgebiet der Frühen Neuzeit, Böhlau Verlag Köln Weimar, 2005, S. 229
  2. Dirk van der Cruysse: «Madame sein ist ein ellendes Handwerk» Liselotte von der Pfalz - eine deutsche Prinzessin am Hof des Sonnenkönigs.Piper, 2010, S. 275
  3. Andreas Buchner: Geschichte von Bayern: aus den Quellen bearbeitet. Enthält die Geschichte Bayerns vom Ableben des Churfürsten Maximilian I. 1651 bis zum Ableben des Churfürsten Karl Theodor 1799, Band 9, Selbstverl., 1853, S. 25
  4. Georg Abdon Pichler: Salzburg's Landes-Geschichte, Ausgaben 1-2, Oberer'schen Buchhandlung, 1861, S. 480
  5. Gesellschaft für Fränkische Geschichte, Bayerische Akademie der Wissenschaften. Kommission für Bayerische Landesgeschichte: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte, Band 44, Beck, 1981, S. 272

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