Wallfahrtskirche Maria Straßengel

Wallfahrtskirche Maria Straßengel
Maria Straßengel: Gesamtansicht der Anlage von Westen
Ansicht von unten

Die Wallfahrtskirche Maria Straßengel ist eine katholische Pfarr- und Wallfahrtskirche in Judendorf-Straßengel in der Steiermark. Sie zählt zu den bedeutendsten Kirchenbauten der österreichischen Hochgotik. Da sie dem Wiener Stephansdom ähnelt, wird sie gelegentlich auch als der „steirische Steffl“ bezeichnet.[1] Die Ursprünge des Wallfahrtsortes gehen bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts zurück.[2]

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Kirche liegt auf der Kuppe eines Berges über dem Ortskern von Judendorf-Straßengel.

Geschichte

Die Kirche von Osten

Um 1157/58 wurde an der Stelle der heutigen Kirche eine hölzerne Kapelle errichtet. In dieser wurde ein vom Markgrafen Ottokar III. gestiftetes Bild der Jungfrau Maria verehrt, das heute nicht mehr erhalten ist. Die Kapelle wurde im 13. Jahrhundert erweitert und durch einen Steinbau ersetzt.[2]

Der Grundstein für die heutige Wallfahrtskirche wurde am 8. Dezember 1346 durch den Reiner Abt Hertwig von Emerberg gelegt. Am 8. September 1355 wurde die, noch unfertige, Kirche von Ulrich III. von Seckau der Jungfrau Maria geweiht. Die Fertigstellung des Kirchturms erfolgte erst 1366.[3] 1455 wurde an der Nordseite des Kirchenschiffes der Glockenturm sowie ein zweigeschossiger Zubau errichtet, der die Sakristei und eine Kapelle umfasst. Zur Verteidigung gegen die Türken ließ Kaiser Friedrich III. 1480 eine Mauer um die Kirche bauen. Während des Barocks wurden an der Nordseite die Annakapelle sowie eine neue Sakristei gebaut.[2]

Durch die von Kaiser Joseph II. 1782 durchgeführte Pfarrregulierung wurde Maria Straßengel eine Lokalkaplanei, die sich jedoch schon nach kurzer Zeit auflöste. Nach der Auflösung wurde die Wallfahrtskirche gesperrt und deren Exekrierung durchgeführt. Ein Abriss war geplant, konnte jedoch durch eine Petition an den Kaiser und die von ihm am 11. Jänner 1789 erteilte Resolution verhindert werden. Die Kirche wurde wieder geweiht und war bis 1972 als Filialkirche der Gratweiner Pfarrkirche untergeordnet. Am 1. Jänner 1972 wurde die Kirche in den Rang einer Expositur erhoben. Seit dem 1. Juli 1984 bildet sie mit Gratwein einem Pfarrverband.[2]

Architektur und Inneneinrichtung

Die dreischiffige Hallenkirche wurde im Stil der Hochgotik errichtet. Ungewöhnlich ist die asymmetrische Anordnung der beiden unterschiedlich hohen Kirchtürme, die beide auf der gleichen Seite des Langhauses aufsteigen. Der kleinere mit einer schiefergedeckten spitzen Haube flankiert die Fassade, der zweite hochgotische achteckige Kirchturm von 1455 mit einer steinernen durchbrochenen Spitze ist mit Krabben geschmückt und mit einer Kreuzblume bekrönt. Dieser Turm flankiert den Chor der Kirche. Der mit einer reichen Symbolik verzierte Kirchturm hat einen achteckigen Grundriss und ist rund 48 Meter hoch. Im Nordteil der Kirche befindet sich ein zweistöckiger Zubau mit der Sakristei und einer Kapelle. Weiters findet man an der Nordseite die Annakapelle sowie eine weitere Sakristei, die beide im Stil des Barocks errichtet wurden. Die Joche der Seitenschiffe werden von einem längsrechteckigen Kreuzrippengewölbe überspannt. Die sechsteiligen Schlussjoche vor dem Chor werden genauso wie die Joche des Hauptschiffes von einem einfachen Kreuzrippengewölbe überspannt. Ein Teil der, in den Glasfenster angebrachten, Glasbilder stammt noch aus der Zeit des Kirchenbaus.[4] Die Kirche ist von einer Mauer umgeben, die um 1480 zu Verteidigungszwecken errichtet wurde.[2] [5]

Im Innenraum der Kirche findet man das Gnadenbild der „Maria im Ährenkleid“. Das Original aus der Zeit um 1430/1440 wurde 1976 gestohlen und ist bis heute verschollen. Es wurde durch eine Kopie eines ortsansässigen Künstlers ersetzt. Weiters findet man im Innenraum das Wurzelkreuz, das der Legende nach im 14. Jahrhundert aus einer Tannenwurzel herausgewachsen ist. Es ist in ein Standkreuz eingefasst und von Glas umschlossen. Es wurde ebenso wie das Gnadenbild der Maria 1976 gestohlen, aber schon nach kurzer Zeit wiedergefunden.[6] Über dem Süd- und dem Westportal befinden sich Tympanonreliefs aus dem 14. Jahrhundert.[1]

Legenden

Das angeblich von Markgraf Ottokar III. gestiftete Marienbild soll eine Kopie des Originalbildes sein, das er während einer Wallfahrt in Palästina erblickt habe.[4] Das Wurzelkreuz wuchs angeblich im 14. Jahrhundert aus der Wurzel einer in der Nähe der Kirche wachsenden Tanne heraus und wurde von Hirten entdeckt. Es wurde in der Gegenwart des Erzbischofes von Salzburg, des Abtes und des Konvents des Stiftes Rein von der Tanne gelöst und in die Kirche getragen. Laut einer pflanzenphysiologischen Untersuchung weist das Wurzelkreuz keinerlei Spuren eines Schnitzmessers auf.[6] Weiters sollen sich mehrere Wunder an dem Wallfahrtsort ereignet haben.[4]

Quellen

Einzelnachweise

  1. a b Steckbrief - Maria Straßengel. In: Sonntagsblatt. www.sonntagsblatt.at, abgerufen am 20. September 2011 (deutsch).
  2. a b c d e Maria Straßengel. www.gemeinde-judendorf-strassengel.at, abgerufen am 18. September 2011 (deutsch).
  3. Kirchen-Kultur in Graz und Umgebung. www.pilgern.info, abgerufen am 18. September 2011 (deutsch).
  4. a b c Maria Straßengel. www.kircheninfo.com, abgerufen am 18. September 2011 (deutsch).
  5. Dr. Rudolf Koch: Die Baugeschichte der Stadtpfarrkirche von Steyr im Mittelalter. Der Chortypus und seine Stellung im Werk Puchspaums. 1993, 2005, S. 37-44 [1].
  6. a b Mariengnadenbild und Wurzelkreuz. www.gemeinde-judendorf-strassengel.at, abgerufen am 18. September 2011 (deutsch).

Weblinks

 Commons: Wallfahrtskirche Maria Straßengel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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