Charlie Manson

Charlie Manson
Charles Manson, Fahndungsfoto, Januar 1971

Charles Milles Manson (* 12. November 1934 in Cincinnati) ist ein US-amerikanischer Verbrecher. Er war Anführer der Manson Family, die 1969 für zahlreiche Morde (Tate/LaBianca Murders) verantwortlich war. Davor betätigte sich Manson im Verlauf seiner langwierigen Identitätssuche auch als Musiker. Manson, der keinen der Morde selbst beging, verbüßt eine lebenslange Haftstrafe im Staatsgefängnis Corcoran (Kalifornien). Er genießt auch heute noch Kult-Status, sein Name ist in die US-amerikanische Alltagssprache als Synonym für das Böse eingegangen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kindheit und Jugend

Manson wurde 1934 als uneheliches Kind der sechzehnjährigen drogen-/alkoholkranken Prostituierten Kathleen Maddox geboren. Kurze Zeit nach Mansons Geburt heiratete die Mutter den Arbeiter William Manson[1] von dem Charles seinen Familiennamen hat. Seinen leiblichen Vater lernte der Junge nie kennen[2]. Die Mutter wurde bald wegen bewaffneten Raubüberfalls zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, und Charles Manson wurde von einem Verwandten zum anderen geschoben. Zuerst lebte er bei seinen Großeltern, später bei seiner Tante und seinem Onkel, die ihn streng und religiös erzogen. Er konnte nicht besonders gut lesen oder schreiben, hatte allerdings ein ausgeprägtes rhetorisches Talent.

Er verbrachte einen Teil seiner Jugend in Erziehungsheimen und kam mit sechzehn Jahren zum ersten Mal in Haft, unter anderem wegen Diebstahls, Vergewaltigung und Zuhälterei. Wegen guter Führung wurde er drei Jahre später entlassen, lernte die Kellnerin Rosalie Jean Willis kennen und heiratete sie. Gemeinsam bekamen sie einen Sohn, Charles Junior. Charles Manson bekam zur Resozialisierung eine Anstellung als Parkplatzwächter. Diesen Job nutzte er allerdings, um Autos aufzubrechen und Autoradios sowie Ersatzteile zu stehlen und zu verkaufen. Dazu beging er weitere kleine Delikte. Dafür wurde er abermals zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Als seine Frau die Scheidung einreichte brach er aus dem Gefängnis mit einem gestohlenen Auto aus. Dies brachte ihm eine Straferhöhung ein. Im Gefängnis wurde der nur 1,63 Meter große Manson von seinen Mitgefangenen oft misshandelt, missbraucht und verprügelt. Als er einen seiner Peiniger mit einer Rasierklinge bedrohte, wurde er aufgrund seiner Brutalität in Einzelhaft gesteckt. Diese Zeit nutzte er unter anderem, um zu malen und Gitarre spielen zu lernen.

Erwachsener

1967, im Alter von 32 Jahren, wurde er auf Bewährung aus der Haft entlassen. Er ging nach San Francisco und schloss sich dort einer Hippie-Kommune an, die als Musiker durch das Land tourte und in Country-Schuppen einige Konzerte gab.

Bald jedoch gründete er seine eigene Kommune namens „The Manson Family“, bestehend aus etwa zwanzig zarten und meistens rothaarigen Mädchen mit schwierigem sozialem Hintergrund, die zwischen 18 und 24 Jahre alt waren. Um seine Kommune zu finanzieren, nahm er hin und wieder einen zahlungskräftigen Mann auf, der eine Zeit lang bei der Familie leben durfte.

Der nicht unbegabte Manson hatte in dieser Zeit noch Ambitionen als Musiker. 1968 hatte Beach Boy Dennis Wilson zwei Anhalterinnen mitgenommen, ohne zu wissen, dass sie Mitglieder in Mansons Gruppe waren. Sie machten Wilson mit Manson bekannt. Wilson unterhielt sich gerne mit Manson über Musik und spielte mit ihm Gitarre. Bald zog die gesamte Manson Family bei Wilson ein und lebte bei ihm. Die Freundschaft ging so weit, dass Manson und Dennis anfingen, zusammen Lieder zu schreiben und Wilson ihm helfen wollte, im Musikgeschäft Fuß zu fassen. Seine beiden Brüder, Brian und Carl Wilson, produzierten dafür mit Charles Manson ein Demoband [3]. Zudem machte er Manson mit dem Produzenten Terry Melcher bekannt. Manson übergab Melcher eben jenes Demoband und wurde dafür von ihm verspottet. Einer von Mansons Songs, Cease to Exist, schaffte es 1969 unter dem Titel Never Learn Not to Love als B-Seite auf eine Beach-Boys-Single. Wilson hatte Manson den Song für 100.000 Dollar abgekauft und einige Veränderungen daran vorgenommen, was Manson sehr erzürnte. Wilson brach den Kontakt zu Manson ab. Dieser forderte bald darauf noch mehr Geld von Dennis und drohte, seinen Sohn Scott zu entführen. [4][5]

Charles Manson zeigte ab diesem Zeitpunkt eine rassistische Philosophie, seine Family wurde zunehmend autoritärer geführt. Er versuchte neue Mitglieder mit Drogen und Gruppensex anzulocken, seine Mädchen hielt er mit Drogen, besonders LSD, gefügig. Bald waren ihm auch die anderen Mitglieder – wie Charles Watson – verfallen. Manson behauptete, 1969 würden die schwarzen Amerikaner durch einen Aufstand die Weißen besiegen, jedoch auf Grund der Natur ihrer Rasse unfähig sein, sich selbst zu führen. Deshalb würden sie ihn zu ihrem neuen Anführer wählen und zum Herrscher über die Welt machen. Er zog sich auf eine Ranch in ein Wüstengebiet vor Los Angeles zurück und verkündete, unter dem Tal des Todes sei eine Höhle zum Paradies, in der man sich vor den Unruhen verstecken könnte. Später würde man von Jesus und den Beatles, alle vier als Engel, in die Seligkeit geführt werden. Den Chaos-Zustand der angeblich bevorstehenden Unruhen nannte Manson „Helter Skelter“ und bezog sich damit auf den gleichnamigen Beatles-Song, aus dem er diesbezüglich geheime Botschaften herauszuhören glaubte.

Andere Quellen berichten, nach Kontaktaufnahme zu satanistischen Gemeinschaften hielt er sich für Jesus und Satan in einer Person oder für die Wiedergeburt von Aleister Crowley. Als die angekündigten Unruhen 1969 doch nicht einsetzten, behauptete er, man müsse „den dummen Schwarzen zeigen, wie man Weiße tötet“. Um Aufmerksamkeit zu erregen, waren seine Ziele die Reichen und Berühmten in Bel Air. Sein erster Mordanschlag sollte vermutlich Terry Melcher gelten, der seine Musik abgelehnt hatte.

Drei Mitglieder von Mansons Family, Susan Atkins, Patricia Krenwinkel und Charles Watson bekamen von Charles Manson den Auftrag, in das ehemals von Melcher bewohnte Haus einzudringen und alle dort anwesenden Personen zu töten. Ebenfalls anwesend, aber an den Morden nicht direkt beteiligt war die spätere Kronzeugin Linda Kasabian. Zu diesem Zeitpunkt waren außer der hochschwangeren Schauspielerin Sharon Tate, die das Haus zusammen mit ihrem Ehemann Roman Polanski inzwischen gemietet hatte, ihre Freunde Jay Sebring, Abigail Folger und Voyteck Frykowski im Haus. Des Weiteren wurde der eher zufällig auf dem Grundstück anwesende Steven Parent getötet. Die „Manson Family“ drang in der Nacht vom 8. auf den 9. August 1969 in das Haus ein und stach mit Küchenmessern auf die Anwesenden ein, die auf bestialische Weise umgebracht wurden. Mit dem Blut von Sharon Tate schrieb Susan Atkins das Wort „PIG“ an die Haustür.

Einen Tag später töteten sie, dieses Mal begleitet von einem weiteren Mitglied der Family, Leslie Van Houten, den Industriellen Leno LaBianca und seine Frau Rosemary. Mit Blut wurden die Wörter „Death to pigs“ und „Rise“ an die Wände des Hauses geschrieben. „Healter Skelter“ wurde an die Kühlschranktür geschmiert. Des Weiteren wurde Leno LaBianca das Wort „War“ in die Bauchdecke geritzt.

Manson prahlte damit, ein führendes Mitglied der Black Panthers ermordet zu haben. Später stellte sich heraus, dass er einen schwarzen Drogendealer angeschossen hatte.

Susan Atkins wurde auffällig, als sie wie im Wahn mit ihrer Tat prahlte; sie wurde kurze Zeit später wegen Autodiebstahls verhaftet. Überdies führten die Zeugenaussagen der an den Mordanschlägen beteiligten Linda Kasabian zur Verhaftung Mansons und weiterer Mitglieder seiner Family.

Ob der erste Mordanschlag tatsächlich Terry Melcher treffen sollte, konnte niemals eindeutig geklärt werden. Auch ist die Motivation für die Tate-/LaBianca-Morde nach wie vor unklar. Sicher ist, dass Manson die von ihm erwünschten und so benannten "Helter Skelter"-Zustände forcieren wollte. Aus diesem Grund wurde die Geldbörse von Rosemary LaBianca nach dem Mord auf der Toilette einer hauptsächlich von Schwarzen frequentierten Tankstelle platziert, damit angenommen werden würde, die Taten wären von Schwarzen begangen worden. Ein weiterer möglicher Anlass könnte die Inhaftierung von „Familienmitglied“ Bobby Beausoleil gewesen sein. Beausoleil hatte nach einem gescheiterten Meskalin-Deal den Musiklehrer Gary Hinman nach mehreren Tagen der Gefangenschaft getötet. Susan Atkins und Charles Watson sollen hiernach die Morde inszeniert haben, um sie als Nachahmungstaten darzustellen. Manson ging darauf auch in seiner Verteidigungsrede ein, in der er sagte, dass dies alles nur aus Liebe für ihren zu Unrecht verurteilten „Bruder“ Robert Beausoleil geschehen wäre.

Verhaftung und Prozess

Am 16. August 1969 wurden Manson und Mitglieder seiner Family unter dem Verdacht des Autodiebstahls auf Spahn's Movie Ranch in den Santa Susanna Mountains festgenommen. Einige Tage später wurden sie aus Mangel an Beweisen wieder auf freien Fuß gesetzt. Am 12. Oktober 1969 fand auf der Barker Ranch im Death-Valley-Nationalpark, wohin Manson und seine Anhänger inzwischen umgezogen waren, eine Polizei-Razzia statt. Angeklagt wegen Brandstiftung und schweren Diebstahls, wurde Manson gemeinsam mit zahlreichen Gefolgsleuten verhaftet. Erst in den darauffolgenden Wochen wurde nach und nach durch polizeiliche Ermittlungen und Zeugenaussagen die Urheberschaft der Manson-Family am Tate-Massaker, an den Morden am Ehepaar LaBianca, am Musiklehrer Gary Allen Hinman und dem Cowboy Donald Jerome Shea deutlich. Am 24. Juli 1970 begann der Tate-LaBianca-Mordprozess gegen Charles Manson, Susan Atkins, Patricia Krenwinkel und Leslie Van Houten in Los Angeles. In einem der bis dahin längsten Strafverfahren der US-Geschichte verbrachten die Geschworenen 225 Tage isoliert im Ambassador Hotel. Der Prozess verlief turbulent. Mansons weibliche Mitangeklagte trugen bizarre Selbstbezichtigungen vor und beteuerten die Unschuld ihres Gruppenführers. Die skurrile Selbststilisierung der Beschuldigten, die schockierende Grausamkeit der Taten und der ungeklärte Mord an Ronald Hughes, dem Strafverteidiger der vier Angeklagten, der sich bei der Family unbeliebt gemacht hatte, da er Manson die Hauptschuld gab, sorgten für ein beispielloses Medieninteresse. Am 29. März 1971 verurteilte die Jury die vier Angeklagten zum Tod in der Gaskammer. Der vorsitzende Richter Charles Older bestätigte das Urteil am 19. April 1971.

Haftzeit

Charles Manson wurde im April 1971 in eine Todeszelle des kalifornischen Staatsgefängnisses San Quentin gebracht. Am 18. Februar 1972 erklärte der Oberste Gerichtshof von Kalifornien die Todesstrafe für verfassungswidrig. Alle Todesurteile wurden daraufhin in lebenslängliche Haftstrafen umgewandelt. Im Oktober 1972 wurde Manson in das Folsom State Prison überstellt und im Mai 1976 in das California State Medical Corrections Facility, das größte US-amerikanische Gefängniskrankenhaus in Vacaville (Solano County). 1978 wurde in Kalifornien die Todesstrafe wiedereingeführt, was aber für die Verurteilten im Manson-Prozess unwirksam blieb. Im Juli 1985 wurde Charles Manson nach San Quentin gebracht und seit März 1989 sitzt er im kalifornischen Staatsgefängnis in Corcoran (Kings County) ein.

Im Mai 2007 wurde sein mittlerweile elftes Bewährungsgesuch abgelehnt, das nächste Gnadengesuch kann nun frühestens 2012 eingereicht werden.

Über die Jahre hinweg distanzierten sich die meisten Mitglieder von Charles Manson und wandten sich dem Christentum zu. Einige von ihnen heirateten im Gefängnis und gründeten eine Familie. Nur zwei Mitglieder der ehemaligen Family halten Manson bis heute noch ihre Treue.

Mythos Manson

Um Charles Manson ist in den letzten dreißig Jahren ein regelrechter Kult entstanden. Die Liste Manson-bezogener Medien ist lang. So gibt es unter anderem T-Shirts, Poster, Anstecker und Aufnäher. Es existieren etliche Bücher und andere Printmedien. Dazu noch diverse Veröffentlichungen aus dem Audio- und Videobereich sowie etlichen Internetpräsenzen, wobei hier der Bereich von naiver, kultartiger Verehrung bis hin zum Versuch einer ernsthaften Dokumentation der Geschehnisse um Manson variiert. Es existieren sowohl Tonträger mit Material vor seiner Inhaftierung, als auch Aufnahmen, die in Haftanstalten aufgenommen wurden. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um Musik oder Interviews auf nicht lizenzierten Tonträgern. Einen nahezu ikonenartigen Status erreichte das Cover des Life-Magazine vom 19. Dezember 1969 und wurde zu einer Art Markenzeichen für oben genannte Manson-Devotionalien. Manson hält zudem den Rekord, jener Haftgefangene zu sein, der die meisten E-Mails, Briefe und Grußkarten bekommt.

1993 veröffentlichten Guns N’ Roses den Charles-Manson-Song Look at Your Game Girl als Hidden Track auf dem Album The Spaghetti Incident?. Schock-Rocker Marilyn Manson hat Charles Mansons Namen angenommen, allerdings nicht, um seine Verehrung auszudrücken, sondern um zwei Extreme US-amerikanischer Popularität, Marilyn Monroe und Charles Manson, in einem Namen zusammenzufassen, um beispielsweise den Irrsinn und die Tragik des Starkults hervorzuheben, der beiden Geschichten anhaftet. Auch er veröffentlichte ein Lied von Charles Manson (My Monkey) auf seinem Album Portrait of an American Family. Auch System of a Down zeigt sich zum Teil von Charles Manson inspiriert, beispielsweise mit dem Song ATWA auf dem Album Toxicity. Scars on Broadway, die Band von Daron Malakian, erwähnt Manson in der Single „3005“ auf dem Album Scars on Broadway.

Ebenfalls erwähnt die Band Mushroomhead Charles Manson in ihrem Song Bwomp. Auch in dem Lied Glad to See You Go von den Ramones wird Charles Manson mehrmals erwähnt. Das Stück A Poem About an Old Prison Man der polnischen Death-Metal-Band Decapitated basiert zudem auf einem Gedicht Mansons. In der amerikanischen Zeichentrickserie South Park bekam Manson eine Spezialfolge, in der er aus dem Gefängnis flieht, zum Ende hin ein gutes Gemüt bekommt und seine Memoiren schreibt.

Einzelnachweise

  1. Photocopy of Manson birth certifcate MansonDirect.com. Retrieved April 26, 2007
  2. Smith, Dave. Mother Tells Life of Manson as Boy. 1971 article copy on Manson Family Today.info. Retrieved June 5, 2007
  3. http://www.btinternet.com/~bellagio/unreleased.html
  4. Kingsley Abbott "Die Beach Boys und Brian Wilson"
  5. Dokumentation: "Die Beach Boys und der Satan"

Literatur

  • Vincent Bugliosi: Helter Skelter. The True Story of the Manson Murders. Arrow, London 1992, ISBN 0-09-997500-9 (Eine sehr umfangreiche, chronologische Beschreibung des Falles aus der Sicht des Staatsanwaltes Vincent Bugliosi, dem es, dank einigen peinlichen Pannen der Polizei, nur schwer gelang, Manson auch wirklich aus dem Verkehr zu ziehen. Das Buch ist äußerst interessant, bedarf aber stellenweise einer gewissen Portion Durchhaltewillens und einigermaßen fundierte Englischkenntnisse.)
  • Ed Sanders: The Family. Die Geschichte von Charles Manson. Rowohlt, Reinbek 1995, ISBN 3-499-19644-1 (Ed Sanders war Ende der sechziger Jahre einer der intellektuellen Wortführer der amerikanischen Subkultur. Er spielte unter anderem auch in der Gruppe „Fugs“. Nach den spektakulären Verbrechen 1969 setzte sich Ed Sanders auf die Spuren der Family. Er recherchierte über zwei Jahre und veröffentlichte sein gesamtes Material in diesem Buch. In den achtziger Jahre nahm er seine Recherchen noch einmal auf und verfolgte was aus den Mitgliedern der Family geworden ist.)
  • Charles Watson: Bekenntnisse eines Mörders. Hänssler, Neuhausen-Stuttgart 1988, ISBN 3-7751-1316-9 (Charles Watson war der Anführer der Mordbande, die von Charles Manson losgeschickt wurde. In diesem Buch beschreibt er die Geschichte aus seiner Sicht, nachdem er zum christlichen Glauben gekommen ist.)
  • Hans Schmid: Der Elvis des Massenmords, telepolis, 23. Juni 2008

Weblinks


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