- Massimo Fagioli
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Massimo Fagioli (* 1931 in Monte Giberto, Marken) ist ein italienischer Psychiater, Drehbuchautor und Filmregisseur. Er lebt in Rom.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Fagioli, der in den letzten Jahren seiner Kindheit von italienischen Partisanen als Kurier eingesetzt worden war, nahm nach Beendigung seiner Schulzeit ein Medizinstudium auf. Nach dem Studium in Pisa und Rom und der Facharzt-Ausbildung in Reggio nell’Emilia war Fagioli an den psychiatrischen Anstalten Venedig und Padua tätig, dann Leiter der italienisch-sprachigen therapeutischen Gemeinschaft an der von Ludwig Binswanger geleiteten Privatklinik Bellevue in Kreuzlingen, Schweiz. Nach der Rückkehr nach Rom 1964 absolvierte er eine Ausbildung zum Psychoanalytiker. Seit 2001 ist Fagioli Dozent für klinische Psychologie an der 'Università Gabriele d'Annunzio'. Seit 2006 zeichnet er die Rubrik Trasformazione in der Wochenzeitschrift Left.
Leistungen
In seinem ersten Buch Istinto di morte e conoscenza (Todestrieb und Erkenntnis) entwirft Faglioli ein neuartiges Gesamtkonzept für die Behandlung psychischer Krankheiten, das in Italien heftig und kontrovers diskutiert wurde, auch im Zusammenhang mit der Psychiatriebewegung im Italien der 1970er Jahre. 1976 kam es wegen dieser Veröffentlichungen zum Ausschluss aus der italienischen psychoanalytischen Gesellschaft. Im Buch beschreibt er einen psychischen Verteidigungsmechanismus, den er Verschwindensphantasie nennt. Weiterhin wird die Degenerierung dieser Triebreaktion zum pathogenen Annulliertrieb beschrieben und die "Teoria della nascita" (Theorie der menschlichen Geburt) formuliert. In den beiden darauffolgenden Bänden entwickelt Fagioli seine Beobachtungen weiter und gelangt zu einer Auffassung der unbewussten Psyche und ihrer Entwicklungsstufen, die sich weitgehend von derjenigen der klassischen Psychoanalyse Sigmund Freuds unterscheidet. Der Band Bambino donna e trasformazione dell’uomo befasst sich in Interviewform sowohl mit psychodynamischen als auch mit philosophischen und politischen Fragen.
1976 entwickelten sich aus Supervisionskursen an der Universität La Sapienza die Seminare der sogenannten Analisi collettiva (Kollektivanalyse) – kostenlose therapeutische Großgruppen mit Teilnehmern, die zumeist aus der außerparlamentarischen Linken Italiens stammten. Seit 1980 finden diese Treffen im römischen Stadtteil Trastevere statt. Eine Gruppe an den sogenannten Seminari teilnehmender Psychiater und Psychologen gründete 1992 die Fachzeitschrift für Psychotherapie und Psychiatrie Il sogno della farfalla.
Bei den Pressekommentaren ging es bis weit in die 1990er Jahre hinein vor allem um die Beziehung zwischen Fagioli und seinen Analysanden, beispielsweise 1986, als der Film Teufel im Leib des Regisseurs Marco Bellocchio, an dem Fagioli mitarbeitete, international Aufsehen erregte. Von Fagioli stammt das Drehbuch zu einem weiteren sehr umstrittenen Film Bellocchios Die Verurteilung,[1] der 1991 den Silbernen Bären der Berlinale erhielt. Eigene Filme Fagiolis sind Il cielo della luna (1998) und La psichiatria, esiste? (2003).
In Zusammenarbeit mit jungen Architekten entwickelte Fagioli seit 1992 eine Reihe von architektonischen Projekten, die 1996–1998 in einer Wanderausstellung der italienischen Kulturinstitute international gezeigt wurden. Das von ihm konzipierte mehrstöckige Mietshaus Palazzetto bianco[2] gehört zu den bekannten Beispielen zeitgenössischer Architektur in Rom.
Filmografie (Auswahl)
- 1985: Teufel im Leib (Il diavolo in corpo) (Drehbuch)
- 1991: Die Verurteilung (La condanna) (Drehbuch)
- 1992: Il sogno delle farfalla (Drehbuch)
- 1998: Il cielo della luna (Regie, Drehbuch, Darsteller, Schnitt, Musik, Kamera)
Schriften
- Istinto di morte e conoscenza. 13. Aufl. 2010. Deutsche Ausgabe: Todestrieb und Erkenntnis. Stroemfeld, Frankfurt 2011. ISBN 978-3-86600076-6
- La marionetta e il burattino. 8. Aufl. 2008. ISBN 978-88-85890-82-4
- Teoria della nascita e castrazione umana. 8. Aufl. 2008. ISBN 978-88-85990-99-9
- Bambino donna e trasformazione dell’uomo. 7. Aufl. 2007. ISBN 978-88-85990-27-2
- Storia di una ricerca Lezioni 2002. ISBN 978-88-7457-052-2
- Una vita irrazionale Lezioni. 2006. ISBN 978-88-7457-042-3
- Left 2007. 2010. ISBN 978-88-64430-26-3)
- Das Unbewusste. L’inconoscibile. Lezioni 2003. 2007. ISBN 978-88-7457-051-5
- Lezioni 2004. ISBN 88-64430-09-1
- Left 2006. 2009. ISBN 978-88-64430-25-6)
Literatur
- L.A. Armando, Storia della psicoanalisi in Italia dal 1971 al 1996. Nuove Edizioni Romane 1997
- S. Vegetti Finzi, Storia della psicoanalisi 1895 - 1990. Autori, opere, teorie. Mondadori, Milano 1996
- G. Zincone, A Roma è scoppiato l’anti – Freud. Corriere della sera 12.03.78
- AA.VV. Il coraggio delle immagini. Progetti realizzati da un gruppo di architetti italiani su idee e disegni di Massimo Fagioli 1986 – 1995. Nuove Edizioni Romane 1995
- Michel David, La psicoanalisi nella cultura italiana, Bollati Boringhieri,1999
- G. Di Chiara (Hrsg.),Itinerari della psicoanalisi, Loescher Editore, 1982
- G. Lago, Orientamenti diagnostici in psichiatria e psicoterapia clinica, Edizioni Scientifiche Ma.Gi., 1994
- N. Lalli, Manuale di psichiatria e psicoterapia, Liguori Editore, 1999
- Verschiedene Autoren, Critica e storia dell'istituzione psicoanalitica, Pensiero Scientifico Editore, 1978
Einzelnachweise
- ↑ Prisma über "Die Verurteilung"
- ↑ Il Palazzetto Bianco di Massimo Fagioli e Paola Rossi, mostra-dibattito
- Massimo Fagioli in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
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