- Italienische Küche
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Als italienische Küche wird die Gesamtheit der spezifisch italienischen Gerichte bezeichnet. Die italienische Küche besteht aus einer Vielzahl von Regionalküchen und bedingt durch die geographische Lage und lange Kochtradition kann sie auf eine Vielzahl von Zutaten und Spezialitäten zurückgreifen. Historisch unterscheidet man vor allem zwischen der Cucina alto-borghese (womit die exklusive Kochtradition der höheren Stände seit der Renaissance bezeichnet wird) sowie der Cucina povera (der regionalen bäuerlichen und städtischen Küche).
International bekannte Produkte sind zum Beispiel italienisches Olivenöl, diverse Käsesorten (zum Beispiel Parmesan, Mozzarella, Gorgonzola), Wurst und Fleischerzeugnisse (wie Mortadella, Salami, San-Daniele-Schinken, Parmaschinken) und natürlich Pasta und Pizza. Dazu kommt das reichhaltige einheimische Weinangebot (zum Beispiel Chianti und Barolo).
In Italien ist üblicherweise das Abendessen die Hauptmahlzeit, die aus einer Vorspeise/Antipasto, zwei Hauptgängen und der Nachspeise besteht.
Inhaltsverzeichnis
Regionalküchen
Italien ist ein großes Land mit unterschiedlichen klimatischen und geographischen Verhältnissen und mit verschiedenen Volksgruppen. Die einzelnen Regionen hatten eine oft voneinander unabhängige historische Entwicklung. Diese Umstände bringen es mit sich, dass die einzelnen Regionen – oft sogar einzelne Städte und Orte – verschiedenste kulinarische Spezialitäten hervorgebracht haben und sich die regionalen Küchen so sehr unterscheiden, so vielfältig sind, dass eigentlich von einer „italienischen Küche“ gar nicht gesprochen werden kann.[1]
Folgende Regionalküchen können unterschieden werden: Friaul-Julisch Venetien, Venetien, Trentino-Südtirol, die Lombardei, Aostatal, Piemont, Ligurien, Emilia-Romagna, die Toskana, Umbrien, Marken, Latium mit der Hauptstadt Rom, die Abruzzen mit Molise, Kampanien, Apulien, die Basilicata, Kalabrien und die Regionalküchen der beiden Inseln Sizilien und Sardinien.
Italienische Menüfolge
Auch im privaten Alltag werden in allen italienischen Regionen die Speisen zum Mittag- und Abendessen in der Regel in zwei Gänge, den kohlehydratbetonten Primo Piatto (Erster Gang) und den eiweißlastigen Secondo Piatto (Zweiter Gang) aufgeteilt. Dazu werden oft kalte oder warme Antipasti (Vorspeisen) und meist süße Desserts gereicht. Die Essensfolge wird meist mit einem Espresso abgeschlossen. Bei festlichen Anlässen werden zu den vier Gängen oft verschiedene Gerichte zur Auswahl oder nacheinander gereicht.
- Antipasti / Vorspeisen
Hauptartikel: Antipasto
Vor den Hauptgängen ist es in Italien üblich, verschiedene kleine, meist leichte Gerichte zu servieren. Im größeren Rahmen beginnt man mit kalten Antipasti, worauf warme Antipasti folgen. Dabei gibt es eine große und regional unterschiedliche Vielfalt an Gerichten. In Küstengebieten werden oft Antipasti auf Basis von Meeresfrüchten gereicht, während ansonsten Wurst- und Schinkenaufschnitt üblich sind. Anders als in anderen Ländern zählt auch Käse zu den Antipasti. Zusätzlich gibt es zahlreiche Vorspeisengerichte, die auf Gemüse basieren.
- Primi piatti / 1. Hauptgang
Der erste Hauptgang besteht zumeist aus einem Pasta- oder Gnocchi-Gericht. Vor allem im Norden Italiens wird oft ein Risotto serviert. Auch verschiedene Suppen – Creme, Zuppe oder Minestre – können als erster Gang serviert werden. Zu den primi piatti werden ebenfalls Salate aus Pasta oder Reis gezählt.
- Secondi piatti / 2. Hauptgang
Der zweite Hauptgang ist entweder ein Fleisch-Gericht oder eines mit Fisch oder anderen Meerestieren. Auch Frittiertes, z. B. gebratene Steinpilze (fritto di porcini), Käse- oder Eigerichte können als secondo piatto gereicht werden.
Typische Gerichte
Antipasti (Vorspeisen)
- Caprese - Mozzarella mit Tomaten und Basilikum
- Bruschetta oder Crostini - geröstetes Brot mit verschiedenem Belag
- Bresaola - Schinkenspezialität aus der Lombardei
- Tramezzini - belegte Weissbrotscheiben
- Mortadella, Salame, Coppa und anderer Wurstaufschnitt, als gemischter Wurstteller als Antipasto all'italiana bezeichnet
- Prosciutto crudo (Rohschinken, z. B. Prosciutto di Parma oder San-Daniele-Schinken)
- Prosciutto cotto (Kochschinken)
- Violino Valtellinese - Schinkenspezialität aus der Lombardei
- Verdure in Pinzimonio oder Cazzimperio - mariniertes Gemüse
- Cocktail di gamberi - Krabbencocktail
- Olive Ascolane - gefüllte Oliven, Spezialität aus den Marken
- Mozzarelline fritte - frittierter Mozzarella
- Pizzette e Salatini - kleine Pizzen
- Tartine oder Stuzzichini - Appetithäppchen
- Fiori di Zucca oder Sciurilli - frittierte Zucchiniblüten
- Supplì oder Arancini - frittierte, gefüllte Reisbällchen
Suppen und Soßen
- Minestrone
- Minestrina
- Pasta e Fagioli
- Pesto alla genovese
- Tortellini in brodo
Pizzen
Die Pizza wird meist, zumal in Italien, als alleiniger Gang verzehrt (piatto unico).
Pastagerichte
- Bucatini all'amatriciana, Bucatini coi Funghi, Bucatini alla Sorrentina
- Cannelloni al Ragù, Cannelloni ai Carciofi
- Penne all'Arrabbiata, Pansotti alla Genovese
- Rigatoni alla pajata, Rigatoni al Forno con Salsa Aurora
- Spaghetti Bolognese, Spaghetti alla carbonara, Spaghetti alle Vongole, Spaghetti aglio, olio e peperoncino, Spaghetti aglio e olio, Spaghetti alla Carrettiere, Spaghetti al nero di seppia, Spaghetti alla puttanesca, Spaghetti con la bottarga, Spaghetti Indiavolati, Spaghetti Siracusani, Spaghetti allo scoglio
- Tagliatelle alla Boscaiola, Tagliatelle ai Carciofi, Tagliatelle ai Funghi, Tagliatelle al Pomodoro, Tagliatelle al Ragù
- Tortelloni alla zucca
- Trofie al Pesto, Trofie al sugo di noci
- Pasta con le sarde (Sizilien)
- Papardelle al sugo di lepre
Reisgerichte
Reisgerichte (Risotti) sind vor allem in Norditalien sehr beliebt, vor allem in der Lombardei und der Region um Venedig
- Risotto con Agoni, Risotto al Barolo, Sformato al Basilico, Risi e Bisi, Risotto al Cavolfiore
- Risotto ai Gamberoni, Risotto al Gorgonzola, Risotto indivia e fiori di zucca
- Risotto alla Milanese oder Safran-Risotto, Risotto con la luganega, Risotto mantecato con Grana Padano
- Risotto alla Marinara, Riso al nero di seppia, Riso con Piselli, Riso con i Porcini
- Risotto saltato, Risotto ai Quattro Sapori, Tiella di Riso, Sformato di Riso Dolce
- Tiella di Riso, Risotto alla Sbirraglia, Risotto con scamorza e champagne, Risotto di Seppie alla Veneziana
- Riso Tonnato, Patate e Cozze, Riso alla Toscana, Riso Valdostano, Risotto allo zafferano con petto d’anatra, Risotto alla Zucca
Fischgerichte
- Acciughe fritte in pastella, Acciughe in carpione, Acquadella o latterino fritto, Agghiotta di pesce spada, Anguilla marinata
- Baccalà alla vicentina, Baccalà fritto, Branzino al sale, Brodetto di arselle, Burrida
- Cacciucco, Calamaretti fritti, Calamari in zimino, Calamari Ripieni, Capesante alla veneziana, Cappon magro, Carpaccio di pesce, Cartoccio di pesce spada, Cozze alla tarantina, Cozze fritte alla viareggina, Cozze ripiene
- Filetti di Baccalà, Filetti di orata al cartoccio, Fritto misto, Frittata di bianchetti, Frittura mista di pesce
- Grancevola alla Veneziana
- Impanata di pesce spada, Involtini di pesce
- Missultin e Polenta, Moscardini lessati alla genovese, Murena fritta
- Nasello al forno
- Orata arrosto, Orata al forno, Orata al finocchio
- Pepata di cozze, Pesce a scabecciu, Pesce al cartoccio, Pesce alla pizzaiola, Pesce spada alla siciliana, Pesce Spada arrosto in salmoriglio, Polpettine di mare
- Sarde a beccafico, Sarde arraganate (Sarde con origano e pane), Sarde grigliate, Sarde ripiene, Sarde Sfiziose Panate, Sardele in saor, Sbroscia bolsenese, Scampi a zuppetta, Scampi gratinati, Seppie col nero alla veneziana, Seppie con i piselli, Seppie ripiene, Seppioline in umido, Sogliole alla mugnaia, Spiedini ai frutti di mare, Spiedini di alici, Spiedini di anguilla, Stoccafisso alla genovese, Stoccafisso alla ligure
- Tonno sott’olio, Tortiera di cozze, Triglie alla livornese
- Zuppa di pesce
Fleischgerichte
- Agnello al forno – Im Ofen gebratenes Lamm
- Arrosticini – Eine Grillspezialität aus den Abruzzen
- Arrosto di vitello – Kalbsbraten
- Bistecca alla fiorentina – T-Bone-Steak nach Florentiner Art
- Bollito misto – Gemischtes, gekochtes Fleisch
- Coda alla vaccinara – Geschmorter Ochsenschwanz
- Costoletta alla milanese – Mailänder Schnitzel
- Involtini di vitello – Kleine Kalbsrouladen
- Ossobuco alla milanese – Geschmorte Kalbshaxe nach Mailänder Art
- Pezzetti di cavallo – Geschmortes Pferdefleisch
- Piccione in forno – Im Ofen gebratene Taube
- Saltimbocca alla Romana – Kalbsschnitzel mit Schinken und Salbei
- Zampone – Gefüllter Schweinsfuß
Salumi
Salume ist das italienische Wort für Wurstware (vergl. Salumeria), aber einschließlich anderer Pökelwaren
Käse
Italien gilt als eines der Länder mit den meisten Käsesorten und langer Tradition in Herstellung und Verarbeitung: Käse aus Italien
Desserts
- Budino (Pudding)
- Früchte
- Gelato (italienisches Speiseeis)
- Granita
- Macedonia (Obstsalat)
- Panna Cotta
- Pignolata
- Sorbet
- Tiramisù
- Uovo sbattuto (verrührtes Eigelb, Zucker und ein Schuß Espresso)
- Zabaione
- Zuccotto
Backwaren
- Gebäck: Cannoli, Cantuccini, Cassata, Crostata, Pandoro, Panettone, Panforte, Profiterole, Sfoglio, Sfogliatelle
- Brot: Ciabatta, Panini, Focaccia, Grissini, Piadina, Vinschgauer
Getränke
Weine
Der Weinbau in Italien hat eine lange Tradition und jede Region ihre eigenen Weine. Es gibt über 350 Rebsortenvarietäten. Aufgrund der verschiedenen klimatischen Bedingungen bestehen große geschmackliche Unterschiede zwischen den Weinen, die dementsprechend den regionalen Charakter der unterschiedlichen Küchen bereichern. Qualitativ wird zwischen Qualitätswein und Landwein unterschieden und ausgezeichnet. Mehr als ein Fünftel aller in Italien angebauten Rebsorten sind autochthon. Zu den berühmtesten gehören Sangiovese sowie Nebbiolo.[2]
Der Charakter des Weins entscheidet zu welchem Gang er serviert wird. Der toskanische Vin Santo ist zum Beispiel ein Dessertwein. In Italien werden neben Stillweinen (vini tranquilli) auch Perl- (vini frizzanti) und Schaumweine (vini spumanti) gekeltert.
Aperitifs
Zu den bekanntesten Getränken, die in Aperitifs wie dem Spritz gemischt werden, gehören Campari, Cinzano und Aperol.
Digestifs
- Grappa
- Amaro (Kräuterbitter), z. B. Fernet Branca, Ramazzotti, Averna etc.
- Limoncello
- Brandy, z. B. Vecchia Romagna, Stock 84
Kaffee
Im 16. Jahrhundert war der Kaffee auf italienischsprachigem Territorium ein Getränk der Avantgarde bspw. auf dem Campus der Universität Padua. Im Jahr 1600 verfügte Papst Clemens VIII., dass der Kaffee ein für Christen geeignetes Getränk sei. Daraufhin hatten ihn die Straßenhändler, die auch Limonade führten, im Angebot. Das erste nachzuweisende Kaffeehaus italienischer Art wurde 1683 in Venedig eröffnet.[3] Typische italienische Kaffeespezialitäten sind: Caffè Corretto, Caffè Latte, Latte Macchiato, Espresso, Cappuccino.
Accademia Italiana della Cucina
1953 wurde in Mailand auf Initiative Orio Verganis die Accademia Italiana della Cucina gegründet. Diese möchte das Wissen um die italienische Küche und Tischkultur bewahren und an die folgenden Generationen weitergeben. Hierzu organisiert sie Versammlungen und Tagungen, hat das Studienzentrum Franco Marenghi eingerichtet und verleiht Preise sowie Auszeichnungen. Die Akademie gibt die monatlich erscheinende Zeitschrift Civiltà della Tavola heraus.[4]
Associazione Slow Food
Ein weiteres Projekt um zunächst u. a. die italienische Kochkunst zu erhalten, die Associazione Slow Food, wurde 1986 in Bra von Carlo Petrini gegründet.[5]
Mittelmeer-Diät
Gemeinsam mit den Regierungen Spaniens, Griechenlands und Marokkos hat die italienische Regierung bei der UNESCO den Antrag gestellt, die Mittelmeer-Diät in das Immaterielles Kulturerbe mitaufzunehmen. Im November 2010 wurde dieser positiv beschieden.[6]
Literatur
- Pellegrino Artusi: Die klassische Kochkunst Italiens. Von der Wissenschaft des Kochens und der Kunst des Genießens, Kosmos Verlag, 2. Aufl. 2005, ISBN 3-440-10505-9
- Carlo Bernasconi & Christian Teubner: Italienisch Kochen, Gräfe & Unzer, 5. Auflage 1999. ISBN 3-7742-1337-2
- Der Silberlöffel (Il Cucchiaio d’argento, ab 1950) ist das erfolgreichste italienische Kochbuch, Phaidon, Berlin, 2007, ISBN 0-7148-9665-9
- Alberto Capatti, Massimo Montanari, La cucina italiana. Storia di una cultura, Roma-Bari, Laterza, 2002. ISBN 9788842076759
- Peter Peter: Cucina & Cultura - Kulturgeschichte der italienischen Küche. Zweite Auflage. München 2007. ISBN 3406550630
- Paolo Sorcinelli, Gli Italiani e il cibo. Dalla polenta ai cracker, Milano, Bruno Mondadori, 1999. ISBN 9788842496595
- Ulrike Thoms: Von der Migranten- zur Lifestyleküche: Die Karriere der italienischen Küche in Europa, Europäische Geschichte Online, hrsg. vom Institut für Europäische Geschichte (Mainz), 2011, Zugriff am: 22. Juni 2011.
- Alice Vollenweider: Italiens Provinzen und ihre Küche, Wagenbach, Mai 1999. ISBN 3-8031-3052-2
Weblinks
Commons: Italienische Küche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Kulturinstitut Akademie der italienischen Küche, teils mehrsprachig. Rezeptseite italienisch
- Webseite gewidmet Pellegrino Artusi, sein Buch ist als download verfügbar, italienisch
- Schlemmen für das Vaterland, Artikel in der Zeit
- Italienische Küche im Rezepte-Wiki
Einzelnachweise
- ↑ Alberto Capatti, Massimo Montanari, Italian Cuisine: A Cultural History, Columbia University Press 1999, S. xiii. ISBN 978-0231122320
- ↑ Broschüre des Italienischen Instituts für Außenhandel Düsseldorf 2006
- ↑ Bennett Alan Weinberg, Bonnie K. Bealer: The world of caffeine: the science and culture of the world's most popular drug, Routledge Chapman & Hall, 2001, S. 68. ISBN 0415927226
- ↑ Homepage der Akademie auf Italienisch
- ↑ Website des Vereins
- ↑ The Mediterranean diet
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