Wilhelm Mensing-Braun

Wilhelm Mensing-Braun

Wilhelm Mensing-Braun (* 15. Dezember 1899 in Nürnberg; † 18. Dezember 1967 in Salzburg) war ein österreichischer evangelisch-lutherischer Theologe deutscher Herkunft. Er war von 1941 bis 1966 Superintendent der Evangelischen Superintendentur A. B. Oberösterreich.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kanzel der Martin-Luther-Kirche in Linz, ab 1928 Wirkungsstätte Mensing-Brauns

Der aus Bayern stammende Wilhelm Mensing-Braun musste nach seinem Abitur für kurze Zeit als Artillerist am Ersten Weltkrieg teilnehmen. Er studierte Evangelische Theologie an der Universität Tübingen und der Universität Erlangen. Sein Vikariat absolvierte er im Coburger Land und in Deggendorf. Noch als Vikar kam er 1928 nach Linz. 1929 wurde Mensing-Braun in Österreich eingebürgert. Er wurde Pfarrer an der Linzer Martin-Luther-Kirche. Ab 1936 gab er die Zeitschrift Evangelische Wacht für Österreich: Evangelisches 3-Groschen-Blatt für jedermann heraus, von 1938 bis 1941 unter dem Titel Evangelische Wacht für die Ostmark. 1939 nahm er als Kriegspfarrer am Polenfeldzug teil, wurde jedoch noch im selben Jahr unabkömmlich gestellt.

1940 wurde Mensing-Braun überraschend als Nachfolger von Hans Eder zum Superintendenten der Evangelischen Superintendentur A. B. Oberösterreich gewählt. Seine von kirchenpolitischen Querelen um die Kirchenverfassung der Evangelischen Kirche A. u. H. B. überschattete Amtseinführung als Superintendent erfolgte am 5. Jänner 1941. Früher großdeutsch eingestellt, veröffentlichte Wilhelm Mensing-Braun anlässlich seiner Amtsübernahme ein Rundschreiben, aus dem sich eine Distanzierung zum Nationalsozialismus herauslesen ließ.[1] Als allerdings Adolf Eichmann, einer der zentralen Organisatoren des Holocaust und verantwortlich für die Deportation und Ermordung von Millionen Menschen, 1960 nach Israel gebracht wurde, um dort vor Gericht gestellt zu werden, wandte sich Mensing-Braun schriftlich an das kirchliche Außenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland, um sich für Eichmann einzusetzen. Er bescheinigte dem früheren SS-Obersturmbannführer eine „grundanständige Gesinnung“ und „ein gütiges Herz“.[2]

Als Superindendent von Oberösterreich blieb er bis 31. März 1966 im Amt, wobei er sich besonders in der Jugendarbeit sowie für Arbeitslose und Hilfsbedürftige einsetzte. Danach übernahm Leopold Temmel die Amtsgeschäfte. Mensing-Braun war verheiratet. Er wurde in Linz begraben.

Siehe auch

Literatur

  • Leopold Temmel: Wilhelm Mensing-Braun (1899–1967). Superintendent in schwerer Zeit. In: Alois Zauner und Harry Slapnicka (Hrsg.): Oberösterreicher: Lebensbilder zur Geschichte Oberösterreichs. Bd. 2. Oberösterreichisches Landesarchiv, Linz 1982, ISBN 3-900313-34-2, S. 234–250.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fritz Mayrhofer (Hrsg.): Nationalsozialismus in Linz. Bd. 2, 2. Aufl. Archiv der Stadt Linz, Linz 2002, ISBN 3-900388-81-4, S. 1021.
  2. Der Spiegel: Evangelische Kirche über Adolf Eichmann: „Grundanständige Gesinnung“, 21. August 2011.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wilhelm Mensing — ist der Name folgender Personen: Wilhelm Mensing (Jurist) (* 1935), deutscher Jurist, Autor zur kommunist. Parteiengeschichte und zum Stalinismus Wilhelm Mensing Braun (1899–1967), österreichischer evangelisch lutherischer Theologe Diese Seite… …   Deutsch Wikipedia

  • Mensing — ist der Familienname folgender Personen: Adolf Mensing (1845–1929), preußischer Seeoffizier und Hydrograph Barbara Mensing (* 1960), deutsche Bogenschützin Fritz Mensing (1895–1978), deutscher Politiker Hans Peter Mensing (* 1942), deutscher… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Braun — ist der Name folgender Personen: Wilhelm Braun (Politiker) (1887–1971), deutscher Politiker (CDU) Wilhelm Braun (Bibliothekar) (1889–1974), deutscher Bibliothekar und Historiker Wilhelm Braun (Bildhauer) (1880–1945), deutscher Bildhauer Wilhelm… …   Deutsch Wikipedia

  • Braun (Familienname) — Herkunft Der Familienname Braun ist abgeleitet von der Farbe Braun. Wie der Name Schwarz bezog sich der Familienname ursprünglich meist auf die Haarfarbe, aber auch auf die Farbe der Augen oder der Haut. Varianten Die häufigsten Varianten sind… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Persönlichkeiten der Stadt Nürnberg — Die folgende Liste enthält Wikipedia relevante in Nürnberg geborene Persönlichkeiten, unabhängig von ihrem späteren Wirkungskreis, sowie Personen, die in Nürnberg gewirkt haben. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Dürer Denkmal… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Evangelischen Superintendenten von Österreich — Die Liste der evangelischen Superintendenten in Österreich umfasst alle lutherischen Superintendenten und Bischöfe sowie alle reformierten Superintendenten und Landessuperintendenten in Österreich seit dem Toleranzpatent von 1781.… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der evangelischen Superintendenten in Österreich — Die Liste der evangelischen Superintendenten in Österreich umfasst alle Superintendenten und Bischöfe der lutherischen Evangelischen Kirche A. B. sowie alle Superintendenten und Landessuperintendenten der reformierten Evangelischen Kirche H. B.… …   Deutsch Wikipedia

  • Martin-Luther-Kirche (Linz) — Martin Luther Kirche Die Martin Luther Kirche ist eine evangelisch lutherische Kirche in Linz. Sie wurde in den Jahren 1841 bis 1844 nach Plänen von Johann Rueff in klassizistischem Stil erbaut. Befand sie sich zu jenem Zeitpunkt noch außerhalb… …   Deutsch Wikipedia

  • Leopold Temmel — (* 11. Dezember 1913 in Krieglach; † 11. November 2000 in Gosau) war ein österreichischer evangelisch lutherischer Theologe. Er war von 1966 bis 1980 Superintendent der Evangelischen Superintendentur A. B. Oberösterreich. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Adenauer — Konrad Adenauer 1952 Konrad Hermann Joseph Adenauer (* 5. Januar 1876 in Köln; † 19. April 1967 in Rhöndorf, Stadtteil von Bad Honnef, eigentlich Conrad Hermann Joseph Adenauer) war von 1949 bis 1963 erster Bundeskanzler der …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”