Mercedes-Benz OM 401/OM 402/OM 403/OM 404

Mercedes-Benz OM 401/OM 402/OM 403/OM 404

Die Motorenbaureihe OM 401, OM 402, OM 403 und OM 404 ist eine Serie von Dieselmotoren mit 6 bis 12 Zylindern in V-Anordnung. Sie wurde in den 1970er Jahren von Daimler-Benz und MAN gemeinsam entwickelt und über mehr als 20 Jahre gemeinschaftlich gebaut, unter Wahrung von Unternehmensspezifika wie im Detail unterschiedlichen Verbrennungsverfahren, zur Verwendung hauptsächlich als Antrieb für Lastkraftwagen.

Inhaltsverzeichnis

Konzept und Idee

Die gesamte Bauserie stellt sich wie folgt dar:

  1. OM 401 V6
  2. OM 402 V8
  3. OM 403 V10
  4. OM 404 V12

Die Motorenserie ist nach dem Baukastenprinzip konstruiert. Der Grundaufbau der Motoren ist immer gleich: bei einem V-Winkel von 90 Grad wurde von Typnummer zu Typnummer die Kurbelwelle jeweils um eine Kröpfung verlängert und zwei Zylinder dem länger werdenden V hinzugefügt. Hiermit ließen sich die Motoren auf einer einzigen Fertigungsstraße mechanisch bearbeiten. Die Kurbelwelle hatte immer nur einen Hubzapfen für zwei gegenüberliegende Zylinder. Man nahm somit in Kauf, dass nur beim V8-Motor die Zylinder in gleichmäßigen Abständen verbrennen, da bei LKW die Laufruhe nicht so bedeutend ist wie bei PKW.

Angestrebt war mit der Motorenserie, dass teure Grundelemente wie Motorblöcke, Kurbelwellen und Schwungräder von beiden Herstellern gemeinsam gefertigt werden konnten, um die Stückzahlen zu erhöhen, die Stückkosten zu senken sowie wichtige Komponenten möglichst bei den verschiedenen Hubräumen gleich zu halten, wie die Kolben, Zylinderköpfe und Ventilausrüstungen. Sämtliche Zylinder und Kolben hatten die gleichen Abmessungen für Bohrung (125 mm) und Hub (130 mm).

Einen wichtigen Unterschied konstruierte man hinein: die MAN-Motoren setzen zur Verbrennung das Mittenkugelverfahren ein. Hingegen haben die Mercedes-Motoren Direkteinspritzung. Dieses hat einen vereinfachten, flachen Zylinderkopf ohne Vorkammer zur Folge, hingegen bei MAN einen komplexeren Kolben mit einem Mittenkugelbrennraum (als Vorkammer-Ersatz) und andere Anforderungen an die Ölkühlung.

Jeder Zylinder all dieser Motoren hat einen einzelnen Zylinderkopf, der spezifisch für den jeweiligen Hersteller ist. Alle Zylinderköpfe aller Mercedes-Motoren sind untereinander gleich, gleichgültig, ob für einen V6- oder für einen V10-Motor, und genauso sind alle MAN-Zylinderköpfe untereinander gleich, über sämtliche Motorbaugrößen hinweg. Gemeinsam wiederum ist den Motoren beider Hersteller, dass die Einspritzpumpen nach dem Steckpumpen-Prinzip gebaut wurden.

Diese Motoren wurden nicht nur in LKW eingesetzt, sondern mit veränderten Peripherie-Ausrüstungen auch als Einbaumotoren, Schiffsantriebe, Lokomotivantriebe, für Kleinkraftwerke und ähnliche Zwecke angeboten.

Bei den LKW-Antrieben war lange Zeit der größte und längste Motor der Zehnzylinder mit Motorenleistungen von zunächst ca. 420 PS, später dann bis 480 PS. Der V-Zwölfzylindermotor war aufgrund seiner Länge zunächst nicht dafür vorgesehen, in regulären Mercedes- oder MAN-Lastkraftwagen eingesetzt zu werden. Er war über lange Zeit Sonderfahrzeugen vorbehalten und anderen Antriebszwecken, wie Rangierlokomotiven, Heizkraftwerke und Notstromaggregate zu betreiben.

Beispielhafte Antriebsdaten

  • OW-Motor: DB OM 402
    • 8 Zylinder, Hubraum 12760 cm³
    • Verdichtung 17.2 : 1
    • Leistung: 188 kW bei 2500/min
    • max. Drehmoment: 834 Nm bei 1400/min
  • UW-Motor: DB OM 404
    • Leistung: 316 kW / 430 PS
    • max. Drehmoment: 1380 Nm bei 1600/min

Baukasten-Vorteile

Neben den in gleicher Weise einbaubaren Motoren waren auch vielfach die Kupplungen und die Getriebe etlicher Fahrzeugserien in der Folge bauähnlich. So konnten die Kunden mit einer Vielzahl von Getriebeserien verschiedener Hersteller variieren.

Entsprechend den sehr vielfältigen Einsatzzwecken wurden Straßen-LKW, Baustellen-LKW, Allradfahrzeuge, Kommunalfahrzeuge (Müllabfuhr etc.) mit sehr vielen Varianten an Fahrwerken, Antrieben, Achsen und Bremsen verbaut. Zwischen sehr vielen ähnlichen Fahrzeugen ließen sich dementsprechende Bauteile oftmals austauschen, was die Serien der Fertigung vergrößerte und in der Folge die Produktionskosten und die Ersatzteilpreise zu begrenzen ermöglichte.

Sattelschlepper-Wohnmobil

Der Motor OM 404 diente noch 1997 mit 440 PS als Antrieb für das größte Wohnmobil der Welt. [1]

Noch heute, nach über 30 Jahren, wird dieser Motorentyp für industrielle Antriebe (Notstromgeneratoren) bei MAN weiterhin hergestellt. Er leistet heute mit Drehzahlen bis zu 1800/min (im 60 Hz-Notstrombetrieb bis zu 300 h/a) bis zu 718 kW (976 PS).

Quelle


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