Nathan Bamberger

Nathan Bamberger

Nathan Bamberger (* 1. Februar 1842 in Würzburg; † 27. April 1919 ebenda)[1] war von 1878 bis 1919 Rabbiner des Distriktsrabbinats Würzburg und vertretungsweise auch von 1899 bis 1902 des Distriktsrabbinats Bad Kissingen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er war der Sohn des bekannten Würzburger Rabbiners Seligmann Bär Bamberger (1807-1878) und der Kela Wormser (1804-1881). Unmittelbar nach dessen Tod wurde er seines Vaters Nachfolger, zunächst als Rabbinatsverweser, dann als Distriktsrabbiner von Würzburg. Während seiner 40-jährigen Amtszeit baute er das Wohlfahrtswesen seiner jüdischen Gemeinde aus. Es entstanden ein Kranken- und Pfründnerhaus (1884) in der Dürerstraße sowie ein Kindergarten für die Kinder minderbemittelter Eltern.[2]

Bamberger galt wie sein Vater als „eine beeindruckende Persönlichkeit, überzeugt von der orthodoxen Religiosität und engagiert für die jüdischen Gemeinden in Palästina, für deren Unterstützung er in seiner 40-jährigen Amtszeit rund 2,5 Millionen Reichsmark sammelte“. Politisch war er loyal gegenüber der bayerischen Monarchie, aber auch dem deutschen Kaisertum. Während des Ersten Weltkriegs rief er zur Zeichnung von Kriegskrediten auf.[3]

Er war als Nachfolger seines Vaters auch Vorsitzender der Israelitischen Lehrer-Bildungsanstalt in Würzburg, ab 1884 in der Domerpfarrgasse.

Bamberger übernahm vertretungsweise zwischen dem Tod seines Bruders Moses Löb Bamberger im Jahr 1899 und dem Amtsantritt seines Neffen Seckel Bamberger im Jahr 1902 zusätzlich auch noch deren Aufgabe als Distrikstrabbiner von Bad Kissingen.

Er war verheiratet mit Chana Perlstein (1850-1944).

Veröffentlichungen

  • Rabbiner Seligmann Bär Bamberger, dessen Leben und Wirken, Würzburg 1897
  • Die Israelitische Lehrer-Bildungsanstalt in Würzburg
  • Leitfaden für den Religionsunterricht in der israelitischen Schule
  • Lekute Ha’levi. Die synagogalen Gebräuche der Gemeinde Würzburg mit Erläuterungen und Zusätzen, Berlin-Frankfurt 1907
  • Basic guide to Judaism, überarbeitet, übersetzt und herausgegeben von seinem Enkel Nathan Bamberger jr., New York 1958

Literatur

  • Distrikts-Rabbiner Nathan Bamberger. Ein Büchlein schmerzvoller Erinnerung, hrsg. von Freunden und Verehrern. Würzburg 1919
  • Shaul Esh, Yirat Adler, Roa Kanter Eschwege: The Bamberger family. The descendants of Rabbi Seligmann Bär Bamberger, the „Würzburger Rav“ (1807-1878), Verlag Wahrmann Books, 1964

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Renate Heuer: Bibliographia Judaica, Band 1: Verzeichnis jüdischer Autoren deutscher Sprache, Seite 18, Campus Verlag, 1981, ISBN 359333061X bzw. ISBN 9783593330617
  2. Roland Flade: Juden in Würzburg 1918-1933, Seite 147, Band 34 der Mainfränkischen Studien, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte (Hg.), 1985
  3. Hans Steidle: Jakob Stoll und die Israelitische Lehrerbildungsanstalt, Seite 15 (Digitalisat)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bamberger — bezeichnet: einen Einwohner der fränkischen Stadt Bamberg ein Gebäckstück, siehe Bamberger (Gebäck) Bamberger Kaliko, einer der drei weltweit führenden Anbieter für Kaliko eine Kartoffelsorte, siehe Bamberger Hörnla das Bankhaus Bamberger Co. in… …   Deutsch Wikipedia

  • BAMBERGER, SELIGMANN BAER — (Isaac Dov ha Levi; 1807–1878), rabbinical scholar and leader of German Orthodoxy. Born in the Bavarian village of Wiesenbronn, Bamberger studied at the yeshivah of Fuerth and in his native village. Bamberger opposed the proponents of Reform at a …   Encyclopedia of Judaism

  • NATHAN, PAUL — (1857–1927), German politician, Jewish leader, and philanthropist. A protégé of ludwig bamberger and Theodor Barth, he was associated with the Berlin liberal publication Die Nation, serving as its editor until 1907. Because of his influence in… …   Encyclopedia of Judaism

  • Bamberger — Bamberger, 1) Friedrich, Maler, geb. 17. Okt. 1814 in Würzburg, gest. 13. Aug. 1873 in Neuenhain bei Bad Soden, bildete sich seit 1828 auf der Berliner Akademie und später in Kassel und München zum Landschaftsmaler aus. Eine 1851 nach Spanien… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Seckel Bamberger — Isaak Seckel (Yitsḥaḳ Zeḳl ha Levi) Bamberger (* 13. April 1863 in Fischach, Zusmarshausen; † 23. Oktober 1934 in Bad Kissingen) war von 1902 bis 1932 der vorletzte Rabbiner des Distriktsrabbinats Bad Kissingen. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2… …   Deutsch Wikipedia

  • Moses Löb Bamberger — Moses Löb (Moyse Aryé ben Isaac Dov ha Levi) Bamberger (* 12. April 1838 in Wiesenbronn, Landkreis Kitzingen; † 29. September 1899 in Bad Kissingen)[1] war von 1867 bis zu seinem Tod im Jahr 1899 der Rabbiner des Distriktsrabbinats Bad Kissingen …   Deutsch Wikipedia

  • Ludwig Bamberger — (* 22. Juli 1823 in Mainz; † 14. März 1899 in Berlin) war ein deutscher Bankier und Politiker. Er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen Liberalismus der Zeit der Reichsgründung. Aus einer jüdischen Bankiersfam …   Deutsch Wikipedia

  • Paul Nathan — (* 25. April 1857 in Berlin; † 15. März 1927 in Berlin) war liberaler Sozialpolitiker. Er förderte viele jüdische Anliegen wie z. B. die Auswanderung (hierzu gründete er 1901 den Hilfsverein der deutschen Juden) und den Aufbau des Schulwesens in… …   Deutsch Wikipedia

  • Distriktsrabbinat Bad Kissingen — Das Distriktsrabbinat Bad Kissingen entstand nach den Vorschriften des bayerischen Judenedikts von 1813 um 1839 in Bad Kissingen, einer Stadt im nördlichen Bayern. Inhaltsverzeichnis 1 Aufgaben 2 Gemeinden des Distriktsrabbinats 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Persönlichkeiten der Stadt Würzburg — Die folgende Liste beschäftigt sich mit den Persönlichkeiten der Stadt Würzburg. Inhaltsverzeichnis 1 In Würzburg geborene Persönlichkeiten 1.1 13. bis 18. Jahrhundert 1.2 19. Jahrhundert …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”