Siegfried Nestriepke

Siegfried Nestriepke

Siegfried Nestriepke (* 17. Dezember 1885 in Bartenstein; † 5. Dezember 1963 in Berlin) war ein sozialdemokratischer Journalist, später Theaterintendant und führender Vertreter der Volksbühnenbewegung. Kurzzeitig war er nach dem Zweiten Weltkrieg Magistrat für Volksbildung in Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sein Vater war Staatsanwalt und die Mutter stammte aus einer alten ostpreußischen Familie. Er besuchte die Schule in Bartenstein und nach dem Umzug der Familie die Volksschule und das Gymnasium in Bremen. Er studierte zwischen 1905 und 1909 Nationalökonomie, Geschichte und Literaturgeschichte in Berlin und Marburg. Einfluss hatten auf ihn Professoren wie die Kathedersozialisten Gustav Schmoller und Adolf Wagner. Nestriepke beschäftigte sich intensiv mit Karl Marx. In Marburg hörte er bei Hermann Cohen. Er schloss die akademische Ausbildung mit der Promotion zum Dr. phil. mit einer Arbeit über den Dichter Christian Friedrich Daniel Schubart ab.

Während des Studiums hatte er sich in der Deutschen Freien Studentenschaft engagiert. In diesem Zusammenhang kam er auch in Konflikt mit der Universitätsleitung. In dieser Zeit begann er auch politisch aktiv zu werden. Er gehörte ab 1908 zunächst der Demokratischen Vereinigung an und wurde Parteisekretär für Rheinland und Westfalen. Er hatte ein besonderes Interesse am Gewerkschaftswesen und war 1912/13 als Wirtschaftsfachmann und Redakteur für eine Organisation technischer Beamter tätig.

Danach war er als Journalist tätig und trat in die SPD ein. Bei der sozialdemokratischen Fränkischen Tagespost war er an 1912 für politische Leitartikel zuständig und war Feuilletonredakteur. Er wechselte 1914 zum Vorwärts. Er trat 1918 von der SPD zur USPD über und war zeitweise Chefredakteur der Parteizeitung Freiheit. Danach war er kurze Zeit Chefredakteur der Hamburger Volkszeitung. Später war er Korrespondent für verschiedene Provinzzeitungen. Im Jahr 1920 wechselte er zurück zur SPD. Im selben Jahr veröffentlichte Nestriepke seine dreibändige Arbeit: Die Gewerkschaftsbewegung. Außerdem wurde er Generalsekretär der Volksbühne Berlin. Seit 1930 war er auch Direktor des Theaters am Bülowplatz.

Mit dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft verlor er seine Posten. Auch wurde ihm zeitweise ein Schreibverbot auferlegt. Bis Kriegsende war er für ein Filmunternehmen tätig.

Nach 1945 war Nestriepke zunächst Intendant des Schlossparktheater in Berlin. Er war als Mitglied der SPD in den Jahren 1946 und 1947 Magistrat für Volksbildung in Berlin. Er wurde 3. Juli 1947 wegen angeblicher Verstöße gegen die vorläufige Verfassung und Anordnungen der Alliierten von der Kommandantur entlassen.[1]

Er war 1947 maßgeblicher Gründer der Freien Volksbühne Berlin und bis 1954 und erneut von 1957 bis 1961 Vorsitzender der Freien Volksbühne in Berlin. Er war auch Vorsitzender des Verbandes deutscher Volksbühnen. Außerdem war er von 1949 bis 1955 Intendant des Theaters am Kurfürstendamm. Daneben verfasste er auch Schriften zum Theater und der Theatergeschichte. Er war auch Dozent an der Freien Universität.

Im Jahr 1955 ehrte ihn die Freie Universität Berlin mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde.

Siehe auch

Literatur

  • Cecil William Davies: Theatre for the people : the story of the Volksbühne. Manchester, 1977 S.88ff.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Christian Hanke: Selbstverwaltung und Sozialismus Carl Herz, ein Sozialdemokrat. Hamburg, Münster, 2004 S.340

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Freie Volksbühne Berlin — Volksbühne in Berlin, 1930 Die Freie Volksbühne Berlin e. V. ist die traditionsreichste Besucherorganisation in Berlin. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung von Berlin (1. Wahlperiode) — Diese Liste beinhaltet alle Mitglieder des Stadtverordnetenversammlung von Groß Berlin der 1. Legislaturperiode (1946–1948). Für die Magistrate in dieser Legislaturperiode siehe Magistrat Ostrowski, Magistrat Reuter, Magistrat Schroeder.… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung von Berlin (2. Wahlperiode) — Diese Liste beinhaltet alle Mitglieder des Stadtverordnetenversammlung von Groß Berlin der 2. Legislaturperiode (1948–1950). Für den Magistrat in dieser Legislaturperiode siehe Magistrat Reuter (West Berlin). Inhaltsverzeichnis 1 Vorstand 2… …   Deutsch Wikipedia

  • Walter May — Ehrengrab, Potsdamer Chaussee 75, in Berlin Nikolassee Walter May (* 14. Dezember 1900 in Sannerz, Landkreis Schlüchtern; † 29. Oktober 1953 in Berlin) war ein deutscher Politiker ( …   Deutsch Wikipedia

  • Freiheit (USPD) — Die Freiheit war eine Parteizeitung der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD). Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1.1 1918/19 1.2 1920 1.3 1921/22 …   Deutsch Wikipedia

  • Carl-Heinz Evers — (* 23. Januar 1922 in Freden/Leine; † 13. August 2010 in Berlin[1]) war ein deutscher Bildungsfachmann und Politiker der SPD (Austritt 1993). Er war von 1963 bis 1970 Schulsenator von Berlin und gilt als einer der Väter der bundesdeutschen… …   Deutsch Wikipedia

  • Ingrid Stahmer — (* 16. September 1942, durch Kriegsumstände bedingt in Mittersill, Österreich) ist eine deutsche Politikerin (SPD). Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Öffentliche Ämter 3 Spitzenkandidatur 1995 …   Deutsch Wikipedia

  • Joachim Tiburtius — (* 11. August 1889 in Liegnitz in Schlesien; † 27. Mai 1967 in Berlin) war ein deutscher Wissenschaftler, Hochschullehrer und Kulturpolitiker (CDU nach 1945). Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Leben 2.1 …   Deutsch Wikipedia

  • Jürgen Klemann — (* 16. Dezember 1944 in Berlin Pankow) ist ein deutscher Jurist und Politiker (CDU). Schon während des Studiums trat Klemann in die Berliner CDU ein. Hier machte er schnell Karriere und wurde 1985 zum Bezirksbürgermeister des Bezirks Zehlendorf… …   Deutsch Wikipedia

  • Magistrat Ostrowski, Reuter, Schroeder — Der Magistrat Ostrowski, Reuter, Schroeder amtierte von 8. Januar 1947 bis 7. Dezember 1948 in Berlin. Oberbürgermeister Otto Ostrowski, bis 18. April 1947; Ernst Reuter, gewählt 24. Juni 1946, keine Bestätigung durch Alliierte Kommandantur SPD 1 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”