Robert Nhil

Robert Nhil

Robert Nhil (* 18. Juli 1858 in Hamburg als Gustav Reinhold Julius Steegmüller; † 31. Oktober 1938 ebenda) war ein deutscher Schauspieler und gefeierter Charakterstar des Theaters im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert.

Leben und Wirken

Der Kaufmannssohn wuchs unter anderem in Gotha auf. Er hatte, mit der ursprünglichen Absicht Architekt zu werden, in München das Polytechnikum besucht. Beeinflusst vom Schauspieler Adolf Christen, entschied er sich um und wechselte an die Akademie der Künste, um sich künstlerisch ausbilden zu lassen. Zu seinen Lehrern zählten, neben Christen, auch Christens Ehefrau Klara Ziegler und der Schauspieler Christian Puley.

Seinen Theatereinstand gab er am 17. Dezember 1880 in Esslingen mit der Titelrolle in dem Lustspiel "In Goethes lustigen Tagen".[1]. Zu Nhils frühen Bühnenstationen seit dem 3. Oktober 1882 gehören Meiningen, Heidelberg, Chemnitz, Kiel, Oldenburg (Hoftheater) und Dresden (ebenfalls Hoftheater). Für Festengagements in seiner Vaterstadt kehrte Nhil zwischen 1889 und 1900 zweimal nach Hamburg, an das Thalia-Theater, zurück. Zwischen beiden Verpflichtungen wirkte er knapp drei Jahre lang (von September 1892 bis Juni 1895) am Deutschen Volkstheater in Wien. Gastspiele führten ihn kreuz und quer durch Europa, u.a. nach London (Juni 1897) und Paris (Mai 1899). Im Jahre 1900 war er als Sozietär an der Gründung des am 15. September desselben Jahres eröffneten Hamburger Schauspielhauses beteiligt, dem er bis zu seiner Pensionierung 1935 angehören sollte.

Schon in jungen Jahren deckte Nhil nahezu die gesamte Palette der Heldenpartien und zentralen Charaktere der Weltliteratur ab: Er war der Jago in Shakespeares Othello, der Wallenstein im gleichnamigen Schiller-Drama, Spaniens König Philipp II. in Schillers Don Karlos, Lessings Nathan der Weise, Lord Bolingbroke in Eugène Scribes Lustspiel Das Glas Wasser und der Mephisto in Goethes Faust. Besondere Erfolge feierte er in Aufführungen nach Vorlagen Henrik Ibsens: Schon vor der Jahrhundertwende reüssierte Nhil als John Gabriel Borkman im gleichnamigen Gesellschaftsstück, als Hjalmar in Die Wildente und als Torvald Helmer in Nora.

Schon frühzeitig erhielt der Theaterkünstler zahlreiche Auszeichnungen, darunter die Oldenburgische Goldene Medaille und die Coburgische Herzog Ernst-Medaille[2]. Anlässlich seines 80. Geburtstages wurde seiner gedacht als "der volkstümlichste, vielleicht der letzte große klassische Schauspieler, der in Hamburg wirkte. Selten hat Hamburg einen Schauspieler so geehrt und gefeiert wie Nhil."[3]. Gut drei Monate später starb er. Nhil, der auch als Schauspiellehrer (u.a. von Elisabeth Flickenschildt) gearbeitet hatte, fand seine letzte Ruhestätte in einem Ehrengrab des Ohlsdorfer Friedhofes[4] (Gedächtnisfriedhof); in unmittelbarer Nähe [5]der letzten Ruhestätten von Gustaf Gründgens und Ida Ehre. Ihm zu Ehren wurde in Hamburg eine Robert-Nhil-Straße im Stadtteil St. Georg[6] benannt.

Anmerkung

  1. Eisenberg, S. 723
  2. Hagemann, S. 55
  3. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1939, S. 95
  4. http://www.xs4all.nl/~androom/biography/p016187.htm
  5. lt. Aussage des Filmhistorikers Kay Weniger keine einhundert Meter entfernt
  6. http://www.hamburgwiki.de/wiki/Robert-Nhil-Stra%C3%9Fe

Literatur

  • Ludwig Eisenberg's Großes Biographisches Lexikon der Bühne, Leipzig 1903. S. 723 f.
  • Heinrich Hagemann (Hrg.): Fach-Lexikon der Deutschen Bühnen-Angehörigen. Berlin 1906. S. 55
  • Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1939. Berlin 1939. S. 95
  • Wilhelm Kosch: Deutsches Theater-Lexikon. 24. Lieferung K.G. Saur-Verlag, Bern 1993, S. 2288 f. (Eintrag Reinhold Ste(e)gmüller)

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