Unternehmen Silberfuchs

Unternehmen Silberfuchs
Unternehmen Silberfuchs
Teil von: Fortsetzungskrieg und Zweiter Weltkrieg
Besetzung Petsamos und versuchte Besetzung von Murmansk
Besetzung Petsamos und versuchte Besetzung von Murmansk
Datum Juni 1941–November 1941
Ort Norwegen, Finnland, Sowjetunion
Ausgang Besetzung Petsamos und Sallas, Scheitern der weiteren Operation
Konfliktparteien
Flag of the NSDAP (1920–1945).svg Deutsches Reich
FinnlandFinnland Finnland
Flag of the Soviet Union (1923-1955).svg Sowjetunion
Befehlshaber
Flag of the NSDAP (1920–1945).svg Nikolaus von Falkenhorst
Flag of the NSDAP (1920–1945).svg Eduard Dietl
Flag of the NSDAP (1920–1945).svg Hans Feige
FinnlandFinnland Hjalmar Siilasvuo
Flag of the Soviet Union (1923-1955).svg Valerian Frolov
Flag of the Soviet Union (1923-1955).svg Roman Panin
Truppenstärke
ca. 68.000 unbekannt

Unternehmen Silberfuchs war eine Operation der Wehrmacht des Deutschen Reiches während des Zweiten Weltkrieges in Nordskandinavien. Das Primärziel war die Einnahme der sowjetischen Hafenstadt Murmansk auf der Halbinsel Kola durch Angriffe von finnischem und norwegischem Territorium aus. Die Operation war in drei Phasen geplant: Unternehmen Rentier, Unternehmen Platinfuchs und Unternehmen Polarfuchs.

Inhaltsverzeichnis

Planung und Vorbereitung

Eine Marschkolonne der I./Panzer-Abt.z.b.V.40 während des Vormarsches auf Kuusamo im Juli 1941

Im Januar 1941 wurde der deutsche Offizier Erich Buschenhagen nach Finnland geschickt, um die Möglichkeit einer finnisch-deutschen Zusammenarbeit gegen die Sowjetunion zu erkunden. Seit Juli 1940 hatte Deutschland Pläne gemacht, um die Nickelgruben von Petsamo als einzige relevante Quelle Deutschlands für diesen kriegswichtigen Rohstoff im Falle eines weiteren bewaffneten Konfliktes zwischen Finnland und der Sowjetunion zu besetzen, (Unternehmen Rentier). Im Februar 1941 kam man bezüglich der Planungen zu Unternehmen Silberfuchs überein und deutsche Soldaten wurden vom Armeeoberkommando Norwegen nach Nordfinnland verlegt. Die Truppenverlegungen wurden unter den Codenamen Blaufuchs I und Blaufuchs II geplant und fanden im Juni 1941 statt. Die deutsche Armeegruppe bestand aus vier Divisionen, der 169. Infanterie-Division, der 6. SS-Gebirgs-Division „Nord“, sowie der 2. und 3. Gebirgsjäger Division. Des Weiteren wurden zwei Panzerabteilungen (Panzerabteilung 40 und 211) der Operation zugewiesen. Insgesamt betrug die Zahl der Angreifer 68.000 deutsche Soldaten und 190 Flugzeuge.[1] Zusätzlich zu den deutschen Truppen sollten auch finnische Truppen teilnehmen. Namentlich handelt es sich um die 3. und 6. finnische Division, sowie einige weitere unhängige finnische Grenzeinheiten.

Nachdem Petsamo eingenommen war, sollten Phase zwei und drei eingeleitet werden, Unternehmen Platinfuchs und Unternehmen Polarfuchs. Innerhalb von Unternehmen Platinfuchs war geplant, dass die 2. und 3. Gebirgsjäger Division unter Eduard Dietl zusammen mit einigen finnischen Grenzeinheiten direkt auf Murmansk vorrückt und die Stadt einnimmt. Analog sollte weiter im Süden Unternehmen Polarfuchs beginnen. Hier sollte das XXXVI Gebirgskorps (bestehend aus den restlichen deutschen sowie der finnischen 6. Division) unter General Hans Feige zusammen mit dem finnischen III. Korps (bestehend aus finnischen Grenzeinheiten und der finnischen 3. Division) unter General Hjalmar Siilasvuo die Stadt Salla wieder einnehmen, um dann Richtung Kandalakscha vorzurücken, um so den Weg nach Murmansk zu blockieren.

Die Operation war als Blitzkrieg geplant und Dietl sagte: „In drei Tagen sind wir in Murmansk.“[2] Diese Vorhersage sollte sich später als fataler Trugschluss herausstellen. Murmansk wurde während des gesamten Zweiten Weltkrieges nicht von deutschen Truppen eingenommen.

Durchführung

Unternehmen Rentier

Im Zusammenhang mit dem Fall Barbarossa wurde Unternehmen Rentier am selben Tag, dem 22. Juni 1941 begonnen. Zwei Divisionen aus dem Gebirgskorps Norwegen nahmen ohne Probleme Petsamo ein und der Befehlshaber, General der Gebirgstruppe Eduard Dietl, begann eine Umorganisation der Truppenteile um in die nächste Phase, Unternehmen Platinfuchs, einzutreten. Gleichzeitig bereitete sich das XXXVI. Armeekorps unter General der Infanterie Hans Feige auf das Unternehmen Polarfuchs vor.

Unternehmen Platinfuchs

Am 29. Juni 1941 wurde mit der Operation Platinfuchs begonnen.[3] Die 2. und 3. Gebirgsjäger-Division unter Dietl übertrat die Grenze zusammen mit einigen finnischen Grenzeinheiten. Ihnen gegenüber standen die sowjetische 14. und 52. Division, sowie eine ganze Reihe von Ad-hoc-Einheiten welche im Laufe der Operation aus Marinesoldaten der sowjetischen Nordflotte gebildet wurden. Die Operation hatte von Beginn an mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Das arktische Terrain war sehr schwierig für Bodentruppen und verlangsamte den Vormarsch ungemein. Des Weiteren hatten die Deutschen keine akkuraten Karten und mussten so größtenteils durch unbekanntes Gelände über freies Feld vorrücken. Nichtsdestotrotz war der initiale Vormarsch von Erfolg gekrönt. Die Deutschen konnte die sowjetischen Einheiten beim Titowka Fluss sowie am Hals der Fischerhalbinsel zurückdrängen. Danach rückten die deutschen Truppen gegen heftigen sowjetischen Widerstand bis zum Fluss Liza vor. Dann musste der Vormarsch jedoch Anfang Juli aufgrund von Nachschubschwierigkeiten abgebrochen werden. Die Deutschen mussten nun eine 57 km lange Frontlinie durch schweres Terrain halten. Alle weiteren Versuche im Juli weiter vorzurücken schlugen fehl. Aus diesem Grund verlangte Dietl weitere Verstärkungen. Diese wurden ihm durch Übertragung der 6. Gebirgs-Division gewährt. Außerdem wurde ihm das Infanterie-Regiment 388 und das SS-Regiment 9 aus Norwegen zugewiesen.

Ständige Angriffe von sowjetischen und britischen Schiffen auf deutsche Transport- und Nachschubschiffe verhinderten jedoch ein Eintreffen der 6. Gebirgs-Division vor Oktober. Trotzdem startete Dietl am 8. September eine neue Offensive. Diese endete in einem Desaster, mit hohen Verlusten für die beiden SS-Regimenter, welche nicht für arktische Kriegsführung ausgebildet waren. Es wurde keinerlei Boden gutgemacht. Währenddessen verschlechterte sich die Nachschubsituation immer weiter, auch durch weitere Angriffe auf deutsche Nachschubschiffe. Gleichzeitig trafen für die Sowjets immer mehr Nachschub an Truppen und Material ein. Am 22. September 1941, nach mehreren Versuchen den Fluss Liza zu überqueren, bzw. den Brückenkopf über den Fluss zu erweitern, sah Dietl ein, dass das Unternehmen Platinfuchs gescheitert war. Die Frontlinie blieb während des ganzen weiteren Kriegsverlaufes relativ stabil.[4] Die deutschen Gesamtverluste während Operation Platinfuchs betrugen 10.300 Männer (Tote, Verwundete und Vermisste).[5]

Unternehmen Polarfuchs

Am selben Tag wie Unternehmen Platinfuchs wurde auch mit Unternehmen Polarfuchs begonnen. Diese Operation ging davon aus, dass das XXXVI. Armeekorps unter General Hans Feige Kandalakscha von Salla aus angreifen sollte, um dann weiter von Süden aus auf Murmansk vorzurücken. Als Absicherung sollte weiter südlich das finnische III. Korps, bestehend hauptsächlich aus der finnischen 3. Division, in zwei Gruppen die Städte Kiestinki und Uchta einzunehmen, um dann weiter auf Kem und Loukhi vorzurücken, um dort die Bahnschiene nach Murmansk zu unterbrechen. Die finnischen Truppen befanden sich hier deswegen unter deutschem Oberkommando. Auch hier hatten die deutschen Truppen von Anfang an Probleme mit dem schweren Terrain. Zusätzlich entpuppte sich die SS-Division „Nord“ als sehr ungeeignet für die arktische Kriegsführung. Den Deutschen gegenüber standen drei sowjetische Divisionen (die 122. Schützen-Division, die 104. Schützen-Division und die 1. Panzer Division).

Der deutsche Vormarsch begann langsam und gegen schweren Widerstand wurde Salla am 8. Juli eingenommen. Danach wurden die Deutschen jedoch an den Städten Allakurtti und Kayrala gestoppt. Mehrere weitere Angriffe im Juli scheiterten. Die finnischen Truppen im Süden dagegen kamen wesentlich besser mit dem Terrain zurecht und rückten schnell vor. Den Finnen gegenüber stand die sowjetische 54. Schützen-Division. Die Finnen kesselten mehrere sowjetische Einheiten ein und fügten diesen große Verluste zu. Am 7. August wurde Kestenga eingenommen und der Vorstoß weiter Richtung Osten fortgesetzt. Der Angriff auf Uchta dagegen wurde zurückgeschlagen und die Sowjets verlegten mehrere Einheiten (u.a. die 88. Schützen-Division) in das Gebiet. Aufgrund der guten finnischen Fortschritte wurde die SS-Division „Nord“ nach Süden verlegt, um die Finnen zu unterstützen. Am 30. Oktober begann eine neue Offensive östlich von Kestenga welche ein sowjetisches Regiment einkesselte. Die Kämpfe dauerten bis zum 13. November und am 17. November entschied das finnische Oberkommando die Offensive einzustellen.

Während des finnischen Vormarschs begannen die Deutschen Anfang August im Norden auch mit einer neuen Offensive, welche die Sowjets bis zum September zu ihren alten Grenzbefestigungen von 1939 am Voyta Fluss zurückwarf. Nachdem mehrere Frontalangriffe gegen die stark befestigten sowjetischen Stellungen nur geringe Gewinne brachten, wurde auch diese Offensive Ende September eingestellt. Dies markierte das Ende von Operation Polarfuchs.[6]

Folgen

Das Missglücken des Unternehmens Silberfuchs sollte einen Einfluss auf den Gang des Krieges haben. Während alle anderen sowjetischen Kampflinien zusammengebrochen waren, konnte die Rote Armee die nördliche Front halten. Die schlußendliche deutsche Niederlage in Finnland wurde von verschiedenen Faktoren ausgelöst, zuallererst jedoch dadurch, dass das Gelände das rasche Vorrücken verhinderte, das eines der Hauptmittel der Taktik des Blitzkrieges zum Durchbrechen der feindlichen Linien war. Ein Problem war auch, dass der nördliche Kriegsschauplatz nicht wie beim Unternehmen Barbarossa vom Oberkommando des Heeres, sondern direkt vom Oberkommando der Wehrmacht geleitet wurde. Verstärkungen waren hierbei nicht vorgesehen und eine wirksame Koordination des Vorgehens mit dem der finnischen Verbündeten fand nicht statt. Vor allem die SS-Einheiten aus Norwegen, welche eher als Polizei-Einheiten konzipiert waren, schlugen sich sehr schlecht.[5] Letztendlich wurde die nördliche Front von der deutschen Führung von Anfang an als Nebenkriegsschauplatz angesehen, sodass die wenigen Verstärkungen und die schlechte Nachschublage die Hauptgründe waren, warum die Operation scheiterte.

Der Hafen von Murmansk konnte nicht eingenommen werden, so dass weiterhin Kriegsmaterial aus den USA angelandet werden konnte. Wie wichtig dieses Material für die Kriegsführung der Sowjetunion war, kann daraus gesehen werden, dass die zeitweilige Unterbrechung der Nordmeerroute nach der Zerstörung des Konvois PQ-17 die sowjetische Angriffsplanung im Norden um beinahe zwei Jahre zurückwarf.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Asbjørn Jaklin: Nordfronten - Hitlers ödesdigra krig i Norge, S. 85ff. Stockholm 2008. ISBN 978-91-37-13113-9
  2. Jaklin, Nordfronten, S. 81
  3. Jaklin: Nordfronten, S. 80 f.
  4. Mann & Jörgensen (2002), S. 82-87
  5. a b Mann & Jörgensen (2002), S. 87
  6. Mann & Jörgensen (2002), S. 88-94

Literatur

  • Mann, Chris M. & Jörgensen, Christer (2002), Hitlers Arctic War , Hersham, UK: Ian Allan Publishing Ltd, ISBN 0711028990

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