Osella FA1E

Osella FA1E
Osella FA1E in der Lackierung zum Großen Preis von Deutschland 1983 für Piercarlo Ghinzani (Grafik)

Der Osella FA1E war ein Formel-1-Rennwagen des italienischen Teams Osella Squadra Corse, der zu zwölf Rennen in der Formel-1-Saison 1983 und einem Rennen in der Formel-1-Saison 1984 gemeldet wurde. Er löste den von einem Cosworth-Motor angetriebenen Osella FA1D ab. Der FA1E war das erste Formel 1-Auto Osellas, das einen Motor von Alfa Romeo verwendete. Er war ein technisch problematisches und unzuverlässiges Auto. Osellas Piloten erreichten mit dem FA1E nur drei Zielankünfte außerhalb der Punkteränge. Der österreichische Konstrukteur Gustav Brunner hielt den FA1E für das schlechteste Auto des Starterfeldes von 1983.[1]

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Die Entscheidung, Motoren von Alfa Romeo zu verwenden, folgte aus der Erkenntnis, dass die traditionsreichen Cosworth DFV-Motoren nicht mehr mit den Turbomotoren von Ferrari, Honda oder TAG-Porsche konkurrieren konnten. Zwar bot Cosworth ab Mitte 1983 eine kraftvollere Version unter der Bezeichnung DFY an; sie leistete aber nur zwischen 20 und 30 PS mehr als die DFV-Motoren und war zudem nur für diejenigen Teams verfügbar, die sich an den Kosten der Entwicklung beteiligt hatten. Osella gehörte nicht dazu.[2] Osella erhielt von Alfa Romeo zunächst einige ältere Saugmotoren. Damit ausgestattet, war der FA1E ein Übergangsmodell; er sollte die Zeit bis zum Erscheinen des mit einem Turbomotor ausgerüsteten Osella FA1F überbrücken.

Technik

Der Osella FA1E unterschied sich von seinem Vorgänger, dem FA1D, vor allem dadurch, dass er statt des Cosworth-Achtzylinders einen Zwölfzylinder-Saugmotor von Alfa Romeo verwendete. Abgesehen davon und von den durch den Triebwerkswechsel verbundenen Änderungen im Motorumfeld waren die Autos hingegen nahezu identisch. Sie verwendeten identische Monocoques, die Aufhängung und die meisten Karosserieteile glichen sich ebenfalls.[3] Verantwortlich für die Umbauarbeiten war der britische Rennwageningenieur Tony Southgate.

Der FA1E wurde von dem Tipo 1260 genannten, 3,0 Liter großen Saugmotor von Alfa Romeo angetrieben, der als Zwölfzylinder ausgelegt war und einen Zylinderwinkel von 60 Grad aufwies. Das Triebwerk erschien erstmals 1979 im Werksteam von Alfa Romeo und war dort bis zum Ende der Saison 1982 verwendet worden. Da das Alfa-Werksteam ab 1983 auf Turbomotoren setzte, waren sie die alten Saugmotoren dort obsolet geworden. Enzo Osella übernahm einige der Motorblöcke und bereitete sie in seinem eigenen Betrieb für den Renneinsatz vor.[4] Alfa Romeo hatte die Saugmotoren seit drei Jahren nicht mehr weiterentwickelt, sodass sie sich, als Osella sie übernahm, technisch auf dem Niveau von 1980 befanden.[5] Das Leistungsniveau der Alfa-Saugmotoren entsprach zwar annähernd dem der Cosworth DFY-Triebwerke.[6]; allerdings waren sie deutlich schwerer als die Cosworth DFV- und die DFY-Versionen und verbrauchten zudem mehr Treibstoff, sodass sich der Leistungsvorteil letztlich relativierte. Darüber hinaus waren sie unzuverlässiger als die Cosworth-Konstruktionen. Ebenso wie in Alfa Romeos Werksteam in den Vorjahren waren 1983 auch bei Osella zahlreiche Ausfälle auf Motordefekte zurückzuführen.[7]

Insgesamt entstanden drei Fahrzeuge vom Typ FA1E. Das erste Exemplar war im Kern identisch mit dem zweiten, Anfang 1983 aufgebauten FA1D; er war lediglich an den neuen Motor angepasst worden. Zwei weitere Exemplare des FA1E wurden im Laufe des Jahres 1983 neu aufgebaut.[3] Die beiden jüngeren Fahrzeuge verwendeten im Gegensatz zum ersten Exemplar jedenfalls teilweise Karosseriekomponenten aus Kunststoff.[8]

Renneinsätze

Formel-1-Saison 1983

Den ersten FA1E, der sich unmittelbar vom FA1D ableitete, meldete Osella für die Großen Preise von San Marino, Monaco, Belgien, der USA sowie dem Großen Preis von Kanada. Fahrer dieses Autos war jeweils Piercarlo Ghinzani. Er konnte sich in vier Fällen nicht qualifizieren. Die einzige Rennteilnahme gelang ihm beim Großen Preis der USA in Detroit, wo er nach einigen Runden mit Technikdefekt ausfiel. In Silverstone erhielt Ghinzani den neu aufgebauten zweiten FA1E, mit dem er ebenfalls im Rennen ausfiel. In den verbleibenden sechs Rennen des Jahres fuhr er den dritten FA1E. Mit ihm konnte sich Ghinzani fünfmal qualifizieren, aber nur einmal sah er das Ziel: Den Großen Preis von Österreich beendete er als Elfter.

Corrado Fabi, der zweite Fahrer des Osella-Teams, setzte in den ersten Rennen des Jahres den FA1D mit Cosworth-Motor ein. Erst ab dem Großen Preis von Großbritannien erhielt auch er einen FA1E. Bei sieben Rennveranstaltungen konnte er sich viermal qualifizieren und kam zweimal ins Ziel: Beim Großen Preis von Österreich wurde er Zehnter (vor dem Teamkollegen Ghinzani), und in den Niederlanden lief er als Elfter durchs Ziel.

Formel-1-Saison 1984

Im folgenden Jahr wurde der FA1E ein weiteres Mal zu einem Formel 1-Rennen gemeldet. Der Debütant Jo Gartner trat als zweiter Fahrer des Osella-Teams mit ihm zum Großen Preis von San Marino an, während sein Teamkollege Ghinzani hier bereits einen Osella FA1F mit Turbomotor einsetzte. Ghinzani verpasste wegen eines Technikdefekts an seinem Turbo-Modell die Qualifikation, Gartner hingegen qualifizierte sich für den 26. und letzten Startplatz. Im Rennen schied er nach 47 Runden wegen Getriebeschadens aus.

Literatur

  • Adriano Cimarosti: Das Jahrhundert des Rennsports, Stuttgart 1997, ISBN 3-613-01848-9
  • David Hodges: A–Z of Grand Prix Cars 1906–2001, 2001 (Crowood Press), ISBN 1-86126-339-2 (englisch)
  • David Hodges: Rennwagen von A–Z nach 1945, Stuttgart 1993, ISBN 3-613-01477-7
  • Pierre Ménard: La Grande Encyclopédie de la Formule 1, 2. Auflage, St. Sulpice, 2000, ISBN 2-940125-45-7 (französisch)

Einzelnachweise

  1. Motorsport aktuell, Heft 29/1984
  2. Cimarosti, S. 327. Die DFY-Motoren wurden ab Mitte der Saison 1983 von McLaren, Tyrrell und Williams verwendet.
  3. a b Hodges: A–Z of Grand Prix Cars 1906–2001, S. 185
  4. Cimarosti, S. 327
  5. Motorsport aktuell, Heft 20/1984, S. 9
  6. Cimarosti, S. 314 und 342
  7. Ménard: La grande Encyclopédie de la Formule 1, S. 462
  8. Hodges: Rennwagen von A–Z nach 1945, S. 205

Weblinks


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