Oswald Laufer

Oswald Laufer

Oswald Laufer (* 8. April 1905 in Elberfeld; † 7. März 1933 in Wuppertal-Elberfeld ermordet) war ein deutscher Sozialdemokrat, Mitglied des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold und eines der ersten Opfer des Straßenterrors der SA nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“.

Leben

Der gelernte Kaufmann Laufer arbeitete im Altwarengeschäft seines Vaters mit in der zentral gelegenen Elberfelder Adresse Wilhelmstraße 45 bei der Kreuzung mit der Friedrichstraße nahe dem Neumarkt. Im Gegensatz zu seinen Eltern, aktive Mitglieder der Jüdischen Gemeinde, schloss sich Laufer der SPD an und war seit Ende 1930 führend in der örtlichen Gliederung des Reichsbanners tätig und damit auch wiederholt in tätliche Auseinandersetzungen mit der SA verwickelt.

Im Juni 1932 kam es zu einer „Zusammenrottung linksgerichteter Kreise“, wie es das Gericht in einem späteren Urteil formulierte. Laufer war einer der Wortführer von rund hundert Reichsbanner-Aktivisten, die eine Gruppe der SA angriffen und die Wilhelmstraße hinauftrieben. Zeugen sagten, Laufer habe gerufen: „Jungens, das sind die Nazis, dran!“ Im Oktober 1932 wurde er dafür, nach einer Anzeige, zu vier Monaten Gefängnis wegen Landfriedensbruchs verurteilt. Er musste nur einen Teil der Haftstrafe verbüßen, da es eine Amnestie des Reichspräsidenten gab.

Ein weiteres Detail der Vorgeschichte zum Mordfall Laufer, ebenfalls gerichtlich festgehalten, ereignete sich am 2. März 1933 – die Wohnung des Vaters von Oswald Laufer wurde demoliert und ein Drohbrief an den Sohn hinterlassen, mit der Aufforderung: „Wegen ihrer politischen Einstellung haben Sie als Ausländer den Aufenthalt in Deutschland verwirkt und haben Deutschland bis zum 5.3.1933 12 Uhr zu verlassen. Wir werden uns davon überzeugen, ob Sie dieser Aufforderung nachgekommen sind.“

Am 7. März 1933 gegen 13 Uhr wurde Oswald Laufer von der Polizei nach einer einwöchigen „Schutzhaft“ – am 5. März fand die Reichstagswahl 1933 statt – wieder auf freien Fuß gesetzt. Er kehrte in die Wohnung seiner Eltern in die Wilhelmstraße zurück.

Fünf SA-Männer, die zur Wache des Sturmlokals der SA in der nicht weit entfernten Luisenstraße gehörten, hatten den Auftrag zum Mord an Laufer erhalten. Die fünf kamen am selben Abend, angeführt von Truppführer Willi Schneider, mit umgeschnallten Pistolen die Wilhelmstraße herauf und sahen Laufer vor dem Geschäft seiner Eltern, gerade im Gespräch mit einem anderen Elberfelder Reichsbannerführer. Schneider sprach Laufer an und schlug ihm plötzlich auf den Hals. Der so Angegriffene flüchtete die Wilhelmstraße hinauf und lief in die Einfahrt der Hausnummer 35. Während ihm Schneider und zwei SA-Männer mit gezogenen Pistolen nachliefen, sicherten die beiden anderen den Eingang Richtung Wilhelmstraße hin ab. Die Ermittlungen ergaben, dass Laufer durch drei Schüsse aus einer belgischen Browning-Pistole in Hals und Brust getroffen noch am Tatort gegen 18.10 Uhr an inneren Blutungen verstarb. Die drei SA-Männer traten nach den Ergebnissen der Autopsie noch auf ihr am Boden liegendes sterbendes Opfer mit schweren Stiefeln ein. Die SA-Gruppe konnte sich trotz eines bereits anwesenden Polizisten unbehelligt absetzen, aus der zwischenzeitlich versammelten Menge gab es Rufe wie „Braune Schweine!“

Das Ermittlungsverfahren gegen die Mörder wurde im März 1933 nach einer Amnestie des Reichspräsidenten Hindenburg für „Straftaten, die im Kampfe für die nationale Erhebung des Deutschen Volkes“ begangen wurden, eingestellt. 1948 wurden zwei der drei noch lebenden SA-Männer wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu vier beziehungsweise fünf Jahren Zuchthaus verurteilt.

Laufer ist auf dem Jüdischen Friedhof in Wuppertal-Elberfeld beerdigt. Seit 1998 erinnert in der Verlängerung der heute kürzeren Wilhelmstraße am Karlsplatz 13, 51° 16′ N, 7° 9′ O51.260227.14513, eine Gedenktafel der Wuppertaler SPD an seine Ermordung.

Literatur

  • David Magnus Mintert: „Sturmtrupp der Deutschen Republik“ : das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold im Wuppertal, Edition Wahler, Grafenau 2002, ISBN 3-9808498-2-1, S. 116 ff.

Weblinks


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