- Otto Hartmann (Schauspieler)
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Otto Hartmann (* 22. Jänner 1904 in Wien; † 14. März 1994 ebenda)[1] war ein österreichischer Schauspieler und Informant der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) während der Zeit des Nationalsozialismus.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Karriere vor der NS-Zeit
Otto Hartmann stammte aus einer evangelischen Wiener Familie und war gegen den Willen seiner Eltern Schauspieler geworden. Er fand ein Engagement am Wiener Burgtheater und trat auch in Filmen auf. Bereits im austrofaschistischen Ständestaat war er mit der Bespitzelung von Oppositionellen betraut gewesen. Gleichzeitig war Hartmann aber Mitglied der illegalen nationalsozialistischen Betriebszelle am Burgtheater.[2]
Verrat am Widerstand
Hartmann war Mitglied der Großösterreichischen Freiheitsbewegung, einer gewaltfreien konservativ-katholischen Widerstandsgruppe, welche die Befreiung vom Nationalsozialismus und die Loslösung Österreichs vom Deutschen Reich zum Ziel hatte. Er war über einen Vertrauten des Augustiner-Chorherrn Roman Karl Scholz, den Burgschauspieler Fritz Lehmann in die Organisation aufgenommen worden. Beide wussten nichts von Hartmanns Spitzelfunktion für die Gestapo. Hedwig Leitner, Mitglied der Widerstandsgruppe, schilderte Hartmanns Verrat wie folgt:
„So ist das bei einer Widerstandsbewegung, dass man nur drei kennt, für den Fall, dass, wenn man gefangen genommen wird, nicht gleich die ganze Gruppe hoppgenommen wird. Aber da gab 's einen, diesen Schauspieler [Otto] Hartmann, der hat sonderbarerweise eine Liste aller Mitglieder gehabt. […] Der Verräter, dieser Hartmann, war ein Gestapospitzel, und der hat alle Namen angegeben. Dadurch sind wir alle fast zur gleichen Zeit, alle im August [1940], alle auf einmal hopp, hopp, hopp verhaftet worden und auf die Gestapo gekommen, am Morzinplatz. Und dann ist es also mit Verhören losgegangen.[3]“
Hartmann hatte am 17. Juni 1940 im Wiener Hauptgebäude der Gestapo am Morzinplatz Anzeige gegen die Freiheitsbewegung erstattet, war jedoch zunächst als Spitzel in der Gruppe belassen worden. Im August wurde sie schließlich ausgehoben. Die Gestapo verhaftete etwa 200 Mitglieder, viele von ihnen erhielten langjährigen Haftstrafen, zwölf wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet, darunter Karl Roman Scholz, Jacob Kastelic und Karl Lederer.[4] Hartmann erhielt dafür eine Belohnung von 30.000 Reichsmark.[2]
In der Folgezeit war Hartmann als verdeckter Informant der Gestapo in Kreisen um ehemalige KPÖ-Funktionäre tätig. Er erschlich sich das Vertrauen von Josef Kallisch, dem Anführer einer kommunistischen Widerstandsgruppe, woraufhin deren Treffen häufig in Hartmanns Wohnung in der Reichsratsstraße stattfanden. Im Frühjahr 1941 erfolgte schließlich auch die Zerschlagung der Kallisch-Bewegung durch die Geheime Staatspolizei. Kallisch wurde des Hochverrates für schuldig befunden und hingerichtet, andere Mitglieder erhielten hohe Haftstrafen.[2]
„Nachdem Hartmann im Zuge seines öffentlichen Bekenntnisses zu seiner Spitzeltätigkeit von Seiten der Gestapo arretiert und von Seiten der Burgtheaterdirektion mit einem Auftritts- und Hausverbot belegt worden war, absolvierte er eine militärische Ausbildung in Hainburg an der Donau, um danach in der Disziplinarabteilung der Wehrmachtskommandantur Wien für die Ausforschung von Deserteuren und "front-scheuen" Soldaten verantwortlich zu sein.[2]“
Nach Kriegsende
Als Wien durch die Rote Armee erobert wurde, setzte sich Hartmann im Frühjahr 1945 mit etwa 200 Kriminalbeamten von Wien nach Innsbruck ab und war dann kurze Zeit für die Polizei in Schwaz tätig. Über Kontakte beim österreichischen Widerstand gelang es ihm, in die Kriminalpolizei aufgenommen zu werden, er wurde aber schließlich von der französischen Besatzungsmacht festgenommen.[2]
Otto Hartmann wurde schließlich an die österreichischen Behörden nach Wien ausgeliefert und am 22. November 1947 vom Volksgericht in Wien nach § 7 Kriegsverbrechergesetz (KVG) wegen Denunziation mit Todesfolge zu lebenslangem schwerem Kerker verurteilt.
Begnadigung und weiteres Leben
Er versuchte in der Folgezeit wiederholt, eine Wiederaufnahme des Verfahrens oder eine Begnadigung zu erwirken, was aber abgelehnt wurde. Im Zuge einer Amnestie wurde er jedoch schließlich 1957 für eine Probezeit von fünf Jahren begnadigt. Hartmann war daraufhin als Verkäufer und kaufmännischer Angestellter bei verschiedenen Wiener Firmen tätig.[2]
Einzelnachweise
- ↑ The Internet Movie Data Base - Otto Hartmann
- ↑ a b c d e f Jüdische Kulturzeitschrift DAVID: Die Arbeitsweise der Denunzianten des Nachrichtenreferates der Wiener Gestapoleitstelle am Beispiel dreier Biographien
- ↑ DÖW - Hedwig Leitner(geb. Bodenstein) „Uns werden sie schon nichts tun“
- ↑ DÖW - Hedwig Leitner(geb. Bodenstein) „Uns werden sie schon nichts tun“
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