Sebastian Hartmann

Sebastian Hartmann

Sebastian Hartmann (* 18. Mai 1968 in Leipzig) ist ein deutscher Theaterregisseur und seit der Spielzeit 2008/09 Intendant des Schauspiels Leipzig mit den Spielstätten Centraltheater, Skala, Spinnwerk und Weißes Haus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hartmann arbeitete nach dem Schauspielstudium an der Theaterhochschule „Hans Otto“ Leipzig zunächst als Theater- und Fernsehschauspieler, u. a. 1991-1993 am Deutschen Nationaltheater Weimar und 1993-1994 am Carroussel-Theater in Berlin, bevor er selber zu inszenieren begann.

1997 gründete er die freie Schauspielgruppe wehrtheater hartmann, ab 1999 war er zwei Jahre als Hausregisseur an der Volksbühne Berlin tätig, danach inszenierte er hauptsächlich an großen Häusern wie Hamburg, Wien und Köln, aber auch im Ausland.

Aufsehen erregte er 1997 mit der Inszenierung des Sarah-Kane-Antikriegsstücks Zerbombt, die vom Rechteinhaber verboten wurde, und seiner Version von Schillers Die Räuber (2000), in der er Teile der Handlung auf den Mars verlagert.

Im April 2007 wählte der Leipziger Stadtrat Hartmann zum neuen Intendanten des Schauspiels Leipzig. Seit der Spielzeit 2008/2009 ist er der Nachfolger von Wolfgang Engel.

Arbeitstechnik

Hartmanns Inszenierungen orientieren sich an Antonin Artauds Theater der Grausamkeit. Um das Publikum zu verstören, erfindet er die Stücke fast völlig neu. Sie sollen verwirren, wütend machen und helfen, die Thematik auf einer anderen Ebene als zuvor zu betrachten. Wichtiger Bestandteil seiner Arbeit ist der direkte Einbezug der Zuschauer in die Stücke, so sind die Schauspieler etwa aufgefordert, auf das Publikum und sein Verhalten zu reagieren.

2006 löste seine Frankfurter Inszenierung des Massakerspiels von Ionesco einen Theaterskandal aus, als der Schauspieler Thomas Lawinky im Rahmen der Handlung dem FAZ-Kritiker Gerhard Stadelmaier den Notizblock wegnahm, durchblätterte und zurückgab.

Hartmanns Inszenierungstechniken sind auch Teil seiner Ablehnung der gegenwärtigen hiesigen Theaterwelt. In einem Interview der Leipziger Volkszeitung urteilte er, das deutsche Theater kreise seit einer gewissen Zeit nur noch um sich selbst. Die Intendanten schielten alle zum Theatertreffen, wüssten aber eigentlich gar nicht mehr, warum sie da hin sollten. Alle schauten nach Besucherzahlen und, wenn man sich über Theater unterhalte, dann ginge es meistens darum, wer mit wem zusammen sei und welche Drogen nähme. Zudem sprach sich Hartmann für einen Generationenwechsel in den Intendantensesseln aus. Vielleicht seien „einige wirklich ein bisschen zu fett“ geworden. (Quelle: DeutschlandRadio)

Inszenierungen (Auswahl)

Matthäuspassion 2008: Szenenfoto der Leipziger Inszenierung (R.Arnold/CT)
  • 1997 (wehrtheater hartmann):
    • Der Himmel blutet
    • Kalter Plüsch (1998 ausgewählt für das Theaterfestival Impulse)
    • Ferdinand Bruckner - Tränen Spotten (1999 eingeladen zu Politik im Freien Theater in Stuttgart)
    • Sarah Kane - Blasted - Zerbombt (Schaubühne Lindenfels, Leipzig)
      Der Verlag entzog die Aufführungsrechte, weil das Stück „nicht im Sinne der Autorin inszeniert“ war.
  • 2002
    • Max Frisch - Biedermann und die Brandstifter (Hamburger Schauspielhaus)
    • William Golding - Pincher Martin (Hamburger Schauspielhaus)
  • 2003
    • Gerhart Hauptmann - Vor Sonnenaufgang (Burgtheater Wien)
    • Andrej Tarkowskij - Opfer (Hamburger Schauspielhaus)
    • Anton Tschechow - Platonow (Die Vaterlosen) (Hamburger Schauspielhaus)
    • Tennessee Williams - Die Glasmenagerie (Hamburger Schauspielhaus)
  • 2007
    • Antonio Vivaldi - Orlando furioso (Theater Magdeburg)
    • Knut Hamsun - Segen der Erde (Nationaltheater Oslo)
    • William Shakespeare - Die ganz außergewöhnliche und beklagenswerte Tragödie von Romeo und Julia (Burgtheater)
  • 2008
    • Matthäus-Passion (Schauspiel Leipzig)
      Nach Ingmar Bergmans Licht im Winter, Henrik Ibsens Brand und Bachs Matthäus-Passion; eingeladen zum Ibsen-Festival 2008 in Oslo
    • Peter Handke – Publikumsbeschimpfung (Schauspiel Leipzig; Neuauflage der Hamburger Inszenierung von 2004)
    • William Shakespeare – Die Tragödie des Macbeth (Schauspiel Leipzig; Neuauflage der Magdeburger Inszenierung von 2005)
  • 2009
    • Schwarztaxi (Schauspiel Leipzig; Co-Regie: Pernille Skaansar)
    • Eugene O’Neill - Eines langen Tages Reise in die Nach (Schauspiel Leipzig)
    • Joseph Kesselring - Arsen und Spitzenhäubchen (Schauspiel Leipzig)
    • Franz Kafka - Der Prozeß (Schauspiel Leipzig)
    • Anton Tschechow - Der Kirschgarten (Schauspiel Leipzig)
  • 2010
    • Sam Shepard/Wim Wenders - Paris, Texas (Schauspiel Leipzig; Welturaufführung)

Weblinks


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