Otto Holzapfel

Otto Holzapfel

Otto Holzapfel (* 5. Februar 1941 in Beeskow/Spree) ist ein deutscher Volkskundler und philologisch orientierter Liedforscher. Er ist außerplanmäßiger Professor der Universität Freiburg i. Br. in Pension.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Aufgewachsen in Kopenhagen (mit dänischer Muttersprache; die Mutter ist Else Holzapfel, geb. Lundbye), im Salzkammergut (der Vater ist Rupert Holzapfel, 1905-1960) und in Unterfranken, studierte Holzapfel Skandinavistik (bei Klaus von See), Ältere Germanistik und Volkskunde (bei Wolfgang Brückner) in Frankfurt am Main. Er promovierte 1969 in Frankfurt/M, die Habilitation erfolgte 1984 in Freiburg i. Br. (Der Deutsche in Dänemark. Das Bild des Deutschen in der neueren dänischen Literatur. Nachbarschaftserfahrungen, Vorurteile und ihre literarische Bearbeitung seit 1848. Ungedruckt). Er war drei Semester Lektor für Dänisch in Frankfurt/M. 1970 kam er an das Deutsche Volksliedarchiv (Deutsches Volksliedarchiv) in Freiburg, das er in der Nachfolge von Lutz Röhrich als Hauptkonservator bis 1996 leitete. Holzapfel war Seniorstipendiat in Odense/Dänemark 1977–1980 und mehrfach Lehrstuhlvertreter in Zürich (Europäische Volksliteratur). Er war Reihenherausgeber der Studien zur Volksliedforschung (17 Bände; 1991–1996) und Mitherausgeber des Jahrbuchs für Volksliedforschung (Artikelteil; 1984–1998). 1991 und 2006 hatte Holzapfel Gastdozenturen in der Türkei (Deutsch als Fremdsprache). Seit vielen Jahren verbindet ihn eine kollegiale Zusammenarbeit mit dem Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern in Bruckmühl und seinem Leiter Ernst Schusser.

Als hilfreiche Begriffe für die Erforschung der Volksballade hat Holzapfel unter anderem die Epische Formel (sein Ausdruck) und die Variabilität (Volksdichtung) analysiert. Die Texte von Es waren zwei Königskinder und Schloss in Österreich bieten in seiner Interpretation Musterbeispiele balladesker Darstellungskunst. Mit der Dokumentation und Analyse von Graf und Nonne 1988 ist quasi ein Handbuch der Volksballadenforschung entstanden.

Publikationen (Auswahl)

  • Studien zur Formelhaftigkeit der mittelalterlichen dänischen Volksballade. Frankfurt/M 1969. Mikrofiches Egelsbach 1994.
  • Die dänischen Nibelungenballaden. Texte und Kommentare. Göppingen 1974 (Göppinger Arbeiten zur Germanistik 122).
  • Folkevise und Volksballade. Die Nachbarschaft deutscher und skandinavischer Texte. München 1976 (Motive 6).
  • [zus. mit Julia McGrew und Iørn Piø, Hrsg.] The European Medieval Ballad. A Symposium. Odense/Dänemark 1978.
  • Det balladeske. Fortællemåden i den ældre episke folkevise. Odense 1980.
  • [zus. mit Flemming G. Andersen und Thomas Pettitt, Hrsg.] The Ballad as Narrative: Studies in the Ballad Tradition of England, Scotland, Germany, and Denmark. Odense/Dänemark 1982.
  • [zus. mit Horst Steinmetz] Die Coburger Liederhandschrift des F. L. Friedrich L. Briegleb. Hammelburg 1984.
  • [Textedition, -dokumentation und –analyse DVldr 155 „Graf und Nonne“] Deutsche Volkslieder mit ihren Melodien: Balladen. Band 8. Freiburg i. Br. 1988.
  • Das Deutsche Volksliedarchiv Freiburg i. Br. Bern 1989 (Studien zur Volksliedforschung 3).
  • Vierzeiler-Lexikon. Schnaderhüpfel, Gesätzle, Gestanzeln, Rappeditzle, Neck-, Spott-, Tanzverse und verwandte Formen aus mündlicher Überlieferung. Band 1–5. Bern 1991–1994 (Studien zur Volksliedforschung 7–11).
  • Lexikon der abendländischen Mythologie. Freiburg i. Br. 1993/2007.
  • Das deutsche Gespenst. Wie Dänen die Deutschen und sich selbst sehen. Kiel 1993.
  • [zus. mit Wiegand Stief, Hrsg.] Deutsche Volkslieder mit ihren Melodien: Balladen. Band 10. Bern 1996 [abschließender Band dieser Reihe mit Balladenindex der Gesamtüberlieferung].
  • Lexikon folkloristischer Begriffe und Theorien (Volksliedforschung). Bern 1996 (Studien zur Volksliedforschung 17).
  • Lieblose Lieder. „Und fragst Du mich, was mit der Liebe sei“. Das ‚sozialkritische‘ Liebeslied. Bern 1997.
  • Religiöse Identität und Gesangbuch. Zur Ideologiegeschichte deutschsprachiger Einwanderer in den USA und die Auseinandersetzung um das ‚richtige‘ Gesangbuch. Bern 1998.
  • Das große deutsche Volksballadenbuch. Düsseldorf 2000/2008.
  • [zus. mit Philip V. Bohlman] The Folk Songs of Ashkenaz. Middleton, WI 2001 (Recent Researches in the Oral Traditions of Music 6).
  • Die Germanen. Mythos und Wirklichkeit. Freiburg 2001 (Herder Spektrum 5104).
  • [zus. mit Philip V. Bohlman, Hrsg.] Land without Nightingales: Music in the Making of German-America, Madison, WI 2002.
  • Mündliche Überlieferung und Literaturwissenschaft. Der Mythos von Volkslied und Volksballade. Münster 2002 (Literaturwissenschaft. Theorie und Beispiele 2).
  • Liedverzeichnis. Die ältere deutschsprachige populäre Liedüberlieferung. Band 1–2. Hildesheim 2006 [CD-ROM Update 2009; vollständiges Schriftenverzeichnis].
  • [zus. mit Ali Osman Öztürk] Deutsch-türkische Streifzüge in der deutschen Literatur und Volksdichtung. Kenzingen 2008.

Literatur

  • Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 2009. 22. Ausgabe. K. G. Saur Verlag GmbH & Co.KG, München 2009, ISBN 978-3-598-23629-7.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Holzapfel (Begriffsklärung) — Holzapfel bezeichnet den Holzapfel (Europäischer Wildapfel, Malus sylvestris), eine mutmaßliche Stammform des Kulturapfels. nicht sortenreine Wildlinge des Kulturapfels (Malus domestica). unspezifisch diverse Mostapfel Sorten, wie den Viezapfel.… …   Deutsch Wikipedia

  • Otto Melander — (auch Otho Schwarzenthal, Schwarzmann, Holzapfel; * 1571 in Hohne bei Eschwege; † 1640 in Prag) war ein deutscher Rechtswissenschaftler, Diplomat und Schriftsteller. Leben Der Sohn des Dionysis Melander der Ältere studierte nach eigenen Angaben… …   Deutsch Wikipedia

  • Holzapfel — Holz Apfel Malus sylvestris[1] Systematik Familie: Rosengewächse (Rosaceae) …   Deutsch Wikipedia

  • Rupert Holzapfel — (Mitte) mit Fritz Loewe (links) und Bernhard Brockamp auf der Wegener Expedition Rupert Holzapfel (* 22. April 1905 in Krems an der Donau, Niederösterreich; † 6. Juni 1960 in Unterach am Attersee, Oberösterreich) war ein deutsch österreichischer …   Deutsch Wikipedia

  • Helmut Holzapfel — (* 22. Januar 1950 in Göttingen) ist ein deutscher Stadtplaner und Verkehrswissenschaftler. Seine Schwerpunkte sind integrierte Verkehrsplanung sowie Mobilitätsentwicklung. Er ist Professor am Institut für Verkehrswesen der Universität Kassel und …   Deutsch Wikipedia

  • Epische Formel — Die epische Formel ist ein typisches, sprachliches Gestaltungsmerkmal der Volksballade. Die Volksballade verwendet einzelne vorgeprägte Wortfolgen, das sind Formelzeilen, Formelstrophen und ganze Formelfolgen in der erzählerischen Funktion, eine… …   Deutsch Wikipedia

  • Schloss in Österreich — ist eine Volksballade mit einem archaisch anmutenden Stoff aus der feudalen Welt. Das Lied thematisiert die Willkür des adeligen Herren in der ständisch gegliederten Gesellschaft gegenüber dem rechtlosen „einfachen“ Mann, der nur auf himmlische… …   Deutsch Wikipedia

  • Graf und Nonne — ist eine Volksballade, die die tragischen Folgen des Standesunterschiedes (Ständeordnung) thematisiert. Inhaltsverzeichnis 1 Textanfang einer Variante 2 Handlung der Volksballade 3 Überlieferung …   Deutsch Wikipedia

  • Tannhauser — ist eine Volksballade mit einem Thema aus der religiösen Überlieferung, eine Legendenballade (Untergattung der Volksballade) vom Sünder, dem der Papst den Sündenablass (Vergebung) verweigert. Um eine Verwechslung mit dem historischen Minnesänger… …   Deutsch Wikipedia

  • Es waren zwei Königskinder — ist eine Volksballade, die den griechischen, antiken Erzählstoff der „Schwimmersage“ bearbeitet. Mit dem Römer Ovid und dem spätgriechischen Dichter Musaios wurde sie als Dichtung von Hero und Leander überliefert und danach international… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”