Paul Epstein (Mathematiker)

Paul Epstein (Mathematiker)

Paul Epstein (* 24. Juli 1871 in Frankfurt am Main; † 11. August 1939 in Frankfurt-Dornbusch) war ein deutscher Mathematiker. Er erlangte Bekanntheit durch seine Beiträge zur Zahlentheorie, insbesondere durch die nach ihm benannte Epsteinsche Zetafunktion[1] (eine verallgemeinerte Riemannsche Zetafunktion).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Epstein wuchs in Frankfurt am Main auf, wo sein Vater, der jüdischer Herkunft war, eine Professur an der Philanthropischen Akademie innehatte. Nach dem Abitur 1890 ging Epstein nach Straßburg im damals zum Deutschen Reiche gehörenden Elsass. Dort verfasste er 1895 unter Elwin Bruno Christoffel seine Dissertation „Zur Lehre von den Hyperelliptischen Integralen“. In den darauf folgenden Jahren lehrte er an der Technischen Schule in Straßburg und wirkte von 1903 bis 1918 außerdem als Privatdozent an der dortigen Universität. Während des Ersten Weltkrieges diente er in den deutschen Streitkräften.

Als nach Ende des Kriegs Straßburg wieder an Frankreich fiel, musste er nach Deutschland zurückkehren und ging erneut nach Frankfurt, wo er bedeutend zum Aufbau der Universität beitrug. Er wurde außerordentlicher, im Nichtbeamtenverhältnis stehender Professor und unterrichtete wegen seines Interesses an pädagogischen Fragen und der historischen Entwicklung der Mathematik im neu entstandenen historisch-mathematischen Seminar der Universität.

Nachdem die Nationalsozialisten die politische Macht in Deutschland übernommen hatten, durfte Epstein, der im Ersten Weltkrieg für Deutschland gekämpft hatte, zwar zunächst als „nichtarischer“ Professor noch an der Universität bleiben, doch als nach dem Nürnberger Parteitag im Herbst 1935 auch jüdische Kriegsteilnehmer nicht mehr verschont wurden, verzichtete er auf seinen Lehrauftrag.

Während der Novemberpogrome 1938 drang die Gestapo auch in Epsteins Haus ein, zog jedoch wieder ab, da er wegen einer chronischen, sich durch Stress verschlimmernden Erkrankung transportunfähig war.

Trotz der politischen Situation und anders als sein Sohn Fritz Theodor Epstein, der zuerst 1934 nach London, dann 1937 in die USA emigrierte, sträubte sich Epstein gegen die rettende Emigration und zog nach Frankfurt-Dornbusch.

Anfang August 1939 erhielt er eine Vorladung der Gestapo. Da er befürchtete, wie andere Juden, von denen er gehört hatte, gefoltert oder umgebracht zu werden, setzte er selbst seinem Leben ein Ende, durch eine tödliche Überdosis des damals als Schlafmittel gebräuchlichen Veronal. Er starb im Alter von 68 Jahren. „Später behauptete die Gestapo, man hätte ihn eingeladen, damit er ein Dokument unterzeichnete, in dem das Datum für seine Emigration festgelegt war.“[2]

Werke (Auswahl)

  • Herausgeber des Repertoriums der höheren Mathematik von Ernesto Pascal (1912)
  • Herausgeber der Enzyklopädie der Elementarmathematik (4. Aufl. 1922)

Literatur

  • Carl Ludwig Siegel: Zur Geschichte des Frankfurter Mathematischen Seminars. Vortrag von Professor Dr. Dr. h. c. Carl Ludwig Siegel am 13. Juni 1964 im Mathematischen Seminar der Universität Frankfurt anläßlich der Fünfzig-Jahrfeier der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt. Frankfurt am Main 1965 (Frankfurter Universitätsreden, Heft 36).
  • Renate Heuer, Siegbert Wolf (Hrsg.): Die Juden der Frankfurter Universität. Campus Judaica, Bd. 6, Campus Verlag, Frankfurt/New York 1997.
  • Reinhard Siegmund-Schultze: Mathematiker auf der Flucht vor Hitler. Vieweg Verlag, Braunschweig/Wiesbaden 1998 S. 91f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Epsteinsche Zetafunktion in: Encyclopedia of Mathematics
  2. Paul Epstein (1871–1939); in: Verfolgte Mathematiker im Nationalsozialismus. Projekt des Paul-Natorp-Gymnasiums, Berlin.



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