Paul Thalmann

Paul Thalmann

Paul Thalmann (* 30. September 1901 in Basel; † 16. März 1980 bei Nizza) war ein Schweizer Autor, Redakteur, Widerstandskämpfer, ehemaliger Kommunist und spätererer Anarchist. Er publizierte auch unter dem Pseudonym Franz Heller.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Thalmann war Mitglied der sozialistischen Jugend und wurde später, nach dem Ersten Weltkrieg, Mitglied der Kommunistischen Partei (KP) in der Schweiz. Als Jungdelegierter nahm er Teil bei den Kongressen der Kommunistischen Internationale in Moskau (1921 und 1924). 1929 wurde er aus dem Zentralkomitee der der KP ausgeschlossen und arbeitete als Redakteur für eine Arbeiterzeitung in Schaffhausen.[1]

Von 1925 bis 1928 besuchte Thalmann eine Arbeiteruniversität in Moskau. Mit seiner Lebensgefährtin Clara Thalmann, die er bereits bei der sozialistischen Jugend kennengelernt hatte, beteiligte er sich nach seiner Rückkehr aus Moskau am gemeinsamen Widerstand gegen das Franco-Regime in Spanien. Sie schlossen sich der Gruppe «Durruti» an und kämpften an der Aragon-Front. Ebenso waren sie Mitglied des «Bataillons de Choque» der antistalinistischen Partei Partido Obrero de Unificatión Marxista (PAUM). Der Anarchosyndikalist Augustin Souchy schrieb hierzu: «Ohne die Begeisterung, mit der die Menschen ihr Leben in die eigene Hand nahmen, ohne die Soziale Revolution war aber ein Sieg gegen Franco undenkbar. Die Menschen kämpften nicht für einen republikanischen Staat, sie wollten das Himmelreich auf Erden.».[2]

Seine persönlichen Erfahrungen mit dem Stalinismus in Sowjetrussland führten ihn und Clara Thalmann zu der 1930 gegründeten Kommunistischen Partei-Opposition in der Schweiz. Am 2. Mai 1937 (Maiputsch) begannen die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Kommunisten und Anarchisten gegen die NSDAP Auslandsorganisation bei denen einige Gruppenmitglieder der «Deutschen Anarcho-Syndikalisten» (DAS) [3] verhaftet wurden. Die «Gruppe DAS» wurde in Katalonien gegründet, unter anderem waren ebenfalls Augustin Souchy und Helmut Rüdiger aktiv beteiligt. Sie arbeitete mit der «Internationalen Transport Arbeiter–Föderation» zusammen und von der «Gruppe deutscher Seeleute» schlossen sich zehn Mitglieder der DAS an [4]. Unter dem Titel Die soziale Revolution gab die «Gruppe DAS» eine eigene Zeitschrift heraus von 1936 bis 1937 mit 13 Ausgaben [5]

Ebenfalls war bei den Auseinandersetzungen die Gruppe «Grupo Erich Mühsam» beteiligt bei den Kämpfen um die Stadt Huesca. [6]

Nach seiner Freilassung war Thalmann zwischen 1940 und 1944 in Paris aktiv beteiligt bei der Widerstandsbewegung gegen die deutsche Besatzungstruppen und Mitglied der Résistance. In der Kompanie Compagnia Internacional (vorher: «Grupo Internacional»), zu der auch Thalmann gehörte, kam es zu heftigen Auseinandersetzungen, die dazu führten, dass er sich 1939 von der Gruppe trennte.[7] Zusammen mit anderen gründete er bei Nizza die Kommune Séréna.

Film

Ein Dokumentarfilm unter dem Titel Die lange Hoffnung erschien in der Medienwerkstatt Freiburg/Br. (BRD/GB 1984 (Online Kurzinformation verfügbar) und wurde ebenfalls im «Kleinen Fernsehspiel» des ZDF am 29. Februar 1984 gesendet. Mit dem Untertitel «Erinnerungen an ein anderes Spanien» von A. Souchy und C. Thalmann auch als Buch erschienen.

Werke

  • Paul Thalmann (Pseudonym: Franz Heller). Für die Arbeiter–Revolution in Spanien. Neu herausgegeben mit einem aktuellen Nachwort des Verfassers. Arbeitsgruppe für die Geschichte der Spanischen Revolution. Veritas Verlag Zürich, ohne Jahrgang (circa 1976).
  • Paul Thalmann, Wo die Freiheit stirbt. Stationen eines politischen Kampfes. Walter Verlag, Freiburg i.Br. 1974. ISBN 3-530-87880-4

Weiterführende Literatur

  • Clara Thalmann, Augustin Souchy: Die lange Hoffnung. Erinnerungen an ein anderes Spanien. Mit einer ausführlichen Biblio-und Filmographie zum Spanischen Bürgerkrieg. Hrsgg. von der Medienwerkstatt Freiburg. Trotzdem Verlag, Grafenau 1985. ISBN 3-922209-54-8
  • Clara und Paul Thalmann, Revolution für die Freiheit. Stationen eines politischen Kampfes. Moskau/Madrid/ Paris. Trotzdem Verlag, Grafenau 1985. Seite 35 und 90 bis 115. ISBN 3-922209-54-8.
  • Augustin Souchy, Nacht über Spanien - Anarcho-Syndikalisten in Revolution und Bürgerkrieg 1936-39, Ein Tatsachenbericht. Seite 125. Neuauflage im Trotzdem Verlag, Grafenau, 1992. ISBN 3-922209-51-3
  • Rudolf Berner, Die Unsichtbare Front. Bericht über die illegale Arbeit in Deutschland (1937). Seite 121, 137 f:über Clara und Paul Thalmann. Über die Gruppe «Deutsche Anarcho-Syndikalisten» (DAS) Seite: 9, 12, 16, 24, 40, 43, 76-80, 93, 96, 111, 116-120, 122-125, 127 f., 130, 132, 135 f., 141, 145, 147-150, 152. Libertad Verlag, Potsdam 1997. ISBN 3-922226-23-X.
  • Patrik von zur Mühlen: Spanien war ihre Hoffnung. Die deutsche Linke im Spanischen Bürgerkrieg 1936 bis 1939. Dietz Verlag Berlin, Bonn1985. ISBN 3-8012-3012-0. (In diesem Buch über die deutsche Linke im Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) werden unter anderem die politischen und publizistischen Aktivitäten der Gruppe «DAS» und der deutschen Mitarbeiter der anarchosyndikalistischen Confederación Nacional del Trabajo (CNT) und der Federación Anarquista Ibérica (FAI) dargestellt).
  • Hans Jürgen Degen, Helmut Ahrens (Hrsg.), Wir sind es leid, die Ketten zu tragen ... : Antifaschisten im spanischen Bürgerkrieg. Mit Beiträgen von unter anderem Carla und Paul Thalmann. Jakobsohn Verlag, Berlin 1979 (ohne ISBN).

Archive

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. hierzu: Clara und Paul Thalmann, Revolution für die Freiheit. Im Nachwort von E. Rathfelder und U. Pampuch
  2. Zitat nach: A. Souchy, Nacht über Spanien. Seite 125
  3. Vgl. hierzu: Rudolf Berner: Die unsichtbare Front
  4. Zusammenarbeit mit der DAS
  5. Vgl. hierzu: Patrik von zur Mühlen, Spanien war ihre Hoffnung. Seite 85
  6. Grupo Erich Mühsam. Abgerufen am 25. Juli 2010
  7. Vgl. hierzu: H.J. Degen, H. Ahrens, Wir sind es leid, die Ketten zu tragen. Seite 165 ff

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