Buenaventura Durruti

Buenaventura Durruti
Buenaventura Durruti als junger Mann (1910er Jahre)
Francisco Ascaso, Buenaventura Durruti und Gregorio Jover

Buenaventura Durruti Dumange (* 14. Juli 1896 in León; † 20. November 1936 in Madrid) war ein legendärer spanischer Anarchist, Syndikalist und Revolutionär, gewählter Führer einer republikanischen 'Elitekolonne' und eine der zentralen Figuren im Spanischen Bürgerkrieg.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Buenaventura Durruti wurde in der alten Bischofsstadt León geboren. Sein Vater und seine sieben Brüder waren Eisenbahnarbeiter. Auch Buenaventura selbst, der vorher ein begabter Schüler war, begann mit 14 Jahren als Mechaniker und als Gießer zu arbeiten, und kam 1916 zur nordspanischen Eisenbahn-Kompanie. 1917 beteiligte er sich an dem Streik der Gewerkschaft Unión General de Trabajadores (UGT), der von der Armee niedergeschlagen wurde. Durruti entkam nach Frankreich und blieb bis 1920 in Paris.

Ab 1920 betätigte sich Durruti in Barcelona als Kämpfer in einem Arbeiter-Selbstverteidigungskorps. Dabei soll er auch an Attentaten beteiligt gewesen sein, so am 4. Juni 1923 an der Ermordung des Erzbischofs von Saragossa, Kardinal Juan Soldevilla y Romero.[1] 1923, als der Diktator Miguel Primo de Rivera die Macht erlangte, musste Durruti wieder ins Exil und ging zunächst nach Paris, wo er als Schlosser bei Renault arbeitete. Er operierte als Mitglied der Gruppe Los Solidarios unter anderem zusammen mit seinen Genossen Francisco Ascaso, Juan García Oliver und Gregorio Jover.

Das „schwarze Kleeblatt“, Durruti, Ascaso und García Oliver, stand für die Bevölkerung für den Widerstand sowohl gegen König Alfons XIII. als auch gegen dessen Militärdiktator Primo de Rivera. Sowohl in Spanien als auch in Frankreich und Südamerika wegen umstürzlerischer Umtriebe gesucht, hatte Durruti bei jeder Rückkehr nach León nicht einmal ein eigenes Hemd in der Tasche; seine Mutter musste ihn bei jedem Besuch neu ausstatten. Durruti strebte nicht nach persönlichem Besitz und stellte seine Aktionen ganz in den Dienst der Revolution.

1924 wollte er sich nach Kuba einschiffen, landete aber in Paris im Gefängnis. 1927 lernte er seine Lebensgefährtin Emilienne Morin kennen. 1928 wurde Durruti aus Deutschland ausgewiesen. 1930 erhielt er eine Aufenthaltserlaubnis in Belgien, wo er zwei Jahre in relativer Ruhe leben konnte.

Währenddessen wurde die Zweite Spanische Republik ausgerufen, die Confederación Nacional del Trabajo (CNT), die anarchosyndikalistische Gewerkschaftsföderation, hatte sich augenblicklich neu formiert. Durruti ging wieder nach Spanien. Er wurde am 10. Februar 1932 zusammen mit 104 Genossen nach Spanisch-Sahara deportiert, konnte aber Ende November nach einem Generalstreik der CNT zurückkehren. Es folgte eine Periode zahlreicher Streiks und Aufstände, in deren Verlauf sich bereits große Differenzen mit den Sozialisten und marxistischen Kommunisten zeigten. Die CNT trat nun gemeinsam mit der Federación Anarquista Ibérica (FAI) auf. Durruti galt als Kopf der FAI, die den legalistischen Kurs der CNT-Führung unter Macia verurteilte und scharf angriff. 1936 gewann die Linke in Spanien die Wahlen, in ganz Spanien verließen aufständische Truppen die Kasernen. In Barcelona kam es zum bewaffneten Kampf, zum Sieg der CNT-FAI und zur ersten und einzigen anarcho-syndikalistischen Selbstverwaltung einer politischen Region in Europa, abgesehen von der 5-jährigen Kontrolle der anarchistischen Machno-Bewegung von 1918 bis 1922 über große Teile der Ukraine.

Es folgte der spanische Bürgerkrieg, in dem die Anarchisten mehr und mehr an die Wand gedrängt wurden – nicht von den franquistischen Gegnern, sondern vor allem von den Kommunisten, die ebenfalls gegen Franco kämpften. Frederica Montseny, Gesundheitsministerin der CNT: „Wir befanden uns in einer schrecklichen Lage, wir waren völlig in die Enge getrieben. Durch die Waffenhilfe der Sowjetunion hatten die Kommunisten ungeheuer an Einfluss gewonnen. Wir mussten dauernd befürchten, dass den spanischen Anarchisten ein ähnliches Los bevorstand wie einst den Anarchisten in Russland.“[2] „Der Einfluss der KP nahm von Tag zu Tag zu, obwohl er im spanischen Proletariat nie Wurzel gefasst hatte; sowjetische Kommissare und Agenten tauchten in Madrid, in Valencia und Barcelona auf und übernahmen Beraterfunktion im Militär- und Polizeiapparat. Stalin verfuhr mit der spanischen Revolution wie mit einer Schachfigur. Er machte sie zum Objekt der sowjetischen Außenpolitik“, schrieb Hanns-Erich Kaminski.[3]

Am 19. November 1936 wurde Durruti bei der Belagerung von Madrid von einer Kugel getroffen und erlag seinen Verletzungen am 20. November. Die Herkunft der Kugel ist ungeklärt. Am 17. Dezember 1936 schrieb die Moskauer Prawda: „In Katalonien hat die Säuberung von Trotzkisten und Anarcho-Syndikalisten bereits begonnen; sie wird mit derselben Energie wie in der Sowjetunion durchgeführt werden.“ Der spanische Bürgerkrieg wurde von einer rechten Koalition, die sich aus Faschisten, Monarchisten und anderen Gruppierungen zusammensetzte, gewonnen und führte zur Franco-Diktatur, die bis 1975 dauerte. Nach Durrutis Beisetzung verschwand seine Leiche unter nicht geklärten Umständen aus ihrem Grab.

Biograph von Durruti wurde der 1921 in Almeria geborene Abel Paz, mit bürgerlichen Namen Diego Camacho. Er schrieb das Standardwerk Durruti. Leben und Tode des spanischen Anarchisten.

Theorien um den Tod Durrutis

Durrutis Grab im Friedhof Cementiri de Montjuïc, Barcelona

Um den Tod Durrutis ranken sich zahlreiche Gerüchte, von den Faschisten über die Kommunisten bis hin zu den Amigos de Durruti und den engsten Freunden Durrutis reichten die Verdächtigungen, wer den Tod Durrutis zu verantworten hat. Michail Kolzow hatte kurz vor seiner eigenen Hinrichtung als „Trotzkist“ eine seiner üblich-eigenwilligen Kolumnen über den Tod Durrutis in der Prawda veröffentlicht, wo ein Übergehen Durrutis zu den Kommunisten kolportiert wurde.

Auch ein Unfall Durrutis mit seiner Waffe, bei dem sich der tödliche Schuss löste, ist nicht ausgeschlossen. Laut Zeugenaussagen war jedoch kein Schuss zu hören.

Nach einer anderen Theorie soll der Schuss aus einem weiter entfernten, von franquistischen Truppen besetzten Gebäude gekommen sein. Dagegen sprechen jedoch die Pulverspuren an Durrutis Hemd, die für einen Schuss aus unter 50 cm Entfernung sprechen.

Die Deutsche Antonia Stern brachte Durrutis Tod in Verbindung mit dem Tode von Hans Beimler, dem Kommandeur des Thälmann-Bataillons, der nach Sterns Angaben von seinem russischen Militärberater getötet worden sein soll; dies wäre in Durrutis Falle Santi gewesen.

Film

  • Durruti – Biographie einer Legende - Ein Film-Roman von Hans Magnus Enzensberger (Buch, Regie, Produktion). WDR, Deutschland 1972. 63 Minuten s/w. Der Film wurde 1971 von einem kleinen Team um H.M.Enzensberger in den Niederlanden, Spanien und Frankreich gedreht. Er ist eine Montage aus zeitgenössischen Aufnahmen, Augenzeugenberichten und Bildern die versuchen die Persönlichkeit dieses wohl bekanntesten spanisch-anarchistischen Arbeiteraktivisten nachzuzeichnen. Der Film behandelt 4 Themenkreise: 1. erkenntnistheoretische Schwierigkeiten über die historischen Vorgänge; 2. die Frage nach politischer Legendenbildung; 3. die Auseinandersetzung mit den Erscheinungsformen des Anarchismus; 4. das Problem des Alterns der Revolution.
  • Buenaventura Durruti, Anarchist (Original: Vida y Muertes de Buenaventura Durruti, Anarquista) von Jean-Louis Comolli/Ginette Lavigne. Arte, Frankreich/Spanien 1999. 107 Minuten. Lief auch im deutschen Fernsehen auf Arte. Den schwarz-roten Faden des Films bilden Probearbeiten der spanischen Gruppe Els Joglars, die versuchen das Leben, die Begeisterung, das Gedankengut und die Taten von Durruti, Ascaso und Garcia Oliver und der anarchistischen Bewegung, der CNT-FAI, anhand von Fotos, Archivaufnahmen und Texten nachzuempfinden und lebendig werden zu lassen.
  • Durruti in der spanischen Revolution von Paco Rios und Abel Paz. 55 Minuten, Produktion: Fundacion Anselmo Lorenzo, Spanien 1998. Deutsche Fassung des Films von der FAU-Leipzig. Anhand von Originaldokumenten zeichnet der Film das Leben des Metallarbeiters und Anarchisten Buenaventura Durruti nach. Es kommt nicht nur Durruti selbst zu Wort, ebenso seine Lebensgefährtin Emilienne Morin und zahlreiche andere Zeitgenossen. Der Film bietet einen anregenden Einblick in die revolutionären Ereignisse in Spanien von 1936.
  • Vivir la Utopia (Die Utopie leben) Jose A. Gamero, Arte-TVE 1997. 96 Minuten. Historisches Bildmaterial und 30 AnarchistInnen erzählen in Interviews von der Entwicklung des Anarchismus bis 1936/39, Durruti kommt am Rande vor.

Literatur

Weblinks

 Commons: Buenaventura Durruti – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Abel Paz, Durruti; Nach: Andreas Fanizadeh: Zum Tod von Abel Paz. Revolutionär gegen Stalinisten; in: taz, Ausgabe vom 17. April 2009.
  2. Federica Montsey, zitiert aus Hans Magnus Enzensberger: Der kurze Sommer der Anarchie (1977), S. 245
  3. Hanns-Erich Kaminski in seinem Tagebuch über die span. Revolution

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