Pfarrkirche St. Vitus (Weichering)

Pfarrkirche St. Vitus (Weichering)

Die Pfarrkirche St. Vitus ist die katholische Pfarrkirche im oberbayerischen Weichering im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen.

Inhaltsverzeichnis

Kirchengeschichte

Ein Blick auf den Ort Weichering

Die Kirche St. Vitus in Weichering ist St. Vitus geweiht. Ein Gotteshaus in Weichering taucht erstmals im Jahre 1316 in einer Urkunde auf. Zum Pfarrsprengel in Weichering gehörte der Ort selbst, aber auch Hagau, Lichtenau, der Haghof bei Rohrenfeld, sowie die Orte Rohrenfeld und Bruck.

Herzog Georg der Reiche von Landshut stiftete 1494 in Ingolstadt das Collegium Georgianum für den Priesternachwuchs. 1496 verlieh der Herzog dem Georgianum das Patronatsrecht für Weichering. Dies bedeutete, es hat das Vorschlagsrecht für die Geistlichen in dieser Pfarrei. 1472 wurde daraus die Universität Ingolstadt und diese kam 1826 nach München. Das Patronatsrecht besitzt die Universität bis heute noch.

Die alte Kirche

Die alte Kirche und das Schloss auf einem erhaltenen Altarblatt

Die Kirche war in Weichering stets ein Sorgenkind. Während des Dreißigjährigen Krieges sollen die Schweden sie stark beschädigt haben. 1649 ist festgehalten, dass vor allem die Sakristei einsturzgefährdet ist. 1675 wieder ein Klagelied: Das Kirchendach ist schadhaft, es regnet herein und die Ornamente leiden darunter.

Erst 1725 bewegt sich unter Pfarrer Georg Miller etwas in puncto Renovierung. Kirchturm und Kirche bekommen einen neuen Dachstuhl, aber auch innen wird Hand angelegt. Eichen werden aus dem Heilingholz dazu gefällt, aber zum größten Teil wurde das Bauholz aus dem Niederarnbacher Forst gekauft. Der Seelsorger finanzierte die Arbeiten zum Teil aus eigenen Mitteln, teils aus Sammlungen.

Schon am 10. März 1847 ist der Zustand der Kirche wieder sehr schlecht, die großen Schneemassen und die Stürme haben dem Gebäude stark zugesetzt. Bei einer Verzögerung der Reparatur wird auch das Leben der Kirchenbesucher gefährdet, ist in einem Zustandsbericht festgehalten. Die südliche Längswand ist stark nach innen gedrückt und die nördliche nach außen, es ist eine Einsturzgefahr zu befürchten. Trotzdem raffte sich niemand zu einem Kirchenbau auf.

Der Kirchenneubau

Die Pfarrkirche etwa um 1950

1887 übernahm Pfarrer Bernhard Käufel die Pfarrei Weichering. Er hatte ein schweres Erbe zu verwalten: Eine baufällige Kirche stand vor ihm, der Hochaltar war nicht mehr zu gebrauchen, die Orgel unbrauchbar und die Betstühle zum Teil verbrannt.

1894 gründete Käufel einen Kirchenbauverein und legte damit den finanziellen Grundstein für den Kirchenbau. Die Platzfrage war das nächste Problem, es musste ein neues Grundstück gefunden werden.

Am Samstag, 15. Juni 1901 feierte die Pfarrgemeinde am Patrozinium „St. Vitus" die Grundsteinlegung des neuen Gotteshauses im Zentrum des Dorfes. Die Bauarbeiten hatten zu diesem Zeitpunkt schon begonnen, die Fundamente waren bereits ausgeschachtet.

Während der Bauarbeiten wurde Pfarrer Käufel 1901 als Domkapitular nach Augsburg berufen. Sein Nachfolger Pfarrer Joseph Thuma musste das Werk vollenden.

Am Samstag, 18. Juli 1903, Weihe der neue Kirche. Der Augsburger Bischof Dr. Maximilian von Lingg ist anwesend. Bereits am Freitag sind in einer feierlichen Prozession die Reliquien von der alten in die neue Kirche gebracht worden. Bischof Lingg übernahm den Weiheakt unter der Assistenz von 16 Geistlichen. Domkapitular Bernhard Käufel war als Festprediger anwesend.

Kirchenbeschreibung

In der Eingangshalle der Kirche der See Genezareth aus der Renovierung von 1956
Der Hochaltar in der Pfarrkirche Weichering seit der Renovierung von 1989
Weicheringer Kirche beim 50-jährigen im Jubiläumsglanz

Die Kirche St. Vitus steht als das markante Wahrzeichen von Weichering. Ein unverputzter roter Klinkerbau im neuromanischen Stil ist die Ansicht von außen, aber auch ungewöhnlich für diesen Landstrich. Wuchtig erhebt sich der Kirchturm mit einer Rhombenhaube.

So manches hat sich im Laufe der hundert Jahre verändert. Da wurde nach dem letzten Krieg eine Mauer um die Kirche errichtet, die gar nicht zum Ortsbild passte. Inzwischen ist sie wieder entfernt. Der Kirchvorplatz ist in den Jahres 2005/06 neu und einladend gestaltet worden. Auch das Kriegerdenkmal aus den fünfziger Jahren in der unmittelbaren Nähe der Kirche wurde durch ein neues ersetzt.

Die Vorhalle ist mit massiven Eichentüren ausgestattet. Links und rechts über den beiden Eingangstüren ist die Vorhalle geschmückt mit den beiden Apostelfürsten Petrus und Paulus. Über den großen Eingang das Bild vom See Genezareth. Das Gotteshaus zeigt sich in prächtiger Form und Farbe. Das Innere der Kirche ist mit drei Altären bestückt. Der Hochaltar mit dem Schutzpatron St. Vitus. Diese Figur stammt noch aus der Vorgängerkirche. Links der Muttergottesaltar und rechts St. Josef. Der Reichsfreiherr Theodor von Cramer-Klett jun. stiftete den Hochaltar. Er galt als ein Freund von Pfarrer Käufel. Für die Wandmalerei bekam der Münchner Künstler und Jugendstilmaler Franz Hofstötter (1871-1951) den Auftrag. Der Bildhauer und Kunstprofessor Sebastian Osterrieder (1864-1932) schuf die Altäre. Osterrieder wurde wegen seiner Krippenschaffung auch „Krippen-Wastl" genannt. So ist es auch nicht verwunderlich, wenn im Marienaltar eine Krippenszene und die Flucht nach Ägypten als Holzrelief eingearbeitet ist.

1956 ist bei einer großen Renovierung vieles zum Opfer gefallen. Alles sollte schlicht und einfach werden. Die Altaraufbauten wurden entfernt, die Kirchenwände übermalt und Bilder in Fliesenmosaik gestaltet, darunter auch der Kirchenpatron St. Vitus. Der Kunst- und Kirchenmaler Michael P. Weingartner aus Pfaffenhofen hatte diesmal den Auftrag bekommen. Über den Hochaltar war Christus als König angebracht, geschmückt mit einem farbenprächtigen Königsmantel. Die gesamte Renovierung wurde damals als gut gelungen bezeichnet und die Rede war von einer Sehenswürdigkeit in der hiesigen Kirche.

Am Ende war man doch trotz der Lobeshymnen nicht unbedingt glücklich über das Aussehen des Gotteshauses. 1987 wurde abermals eine Renovierung eingeleitet, in einer zweijährigen Arbeit die ursprünglichen Gemälde wieder freigelegt und in den Zustand von 1903 versetzt.

Zum Abschluss der Renovierung bekam der Sakralbau noch einen Volksaltar aus Juramarmor, den der akademische Bildhauer Franz Hämmerle aus Windach/Ammersee schuf. Im Volksaltar wurden die Reliquien der heiligen Christina und andere Märtyrer in dem Stein versiegelt.

Die Antoniuskapelle

Die Antoniuskapelle am Platz der einstigen Kirche
Der Altar der Antoniskapelle mit St. Anton und der Marienstatue

Die Kapelle, St. Anton geweiht, steht auf dem Platz der alten Kirche. Pfarrer Josef Thuma ist Ideengeber, Initiator und Bauherr.

Um Kosten zu sparen, diente das Turmfundament als Grundmauer. Das Abbruchmaterial des Turmes war wieder Baumaterial, ebenso wurde alles verwendet, was noch brauchbar war, wie Holz oder Solnhofener Platten und Türstöcke. Mehrere Bürger erklärten ihre Bereitschaft zu den Hand- und Spanndiensten. Am 22. November 1905 genehmigte das Ordinariat in Augsburg das Bauvorhaben. Der Kappelenbauer konnte der Auflage nachkommen, den erforderliche Betrag von 810 Mark vor der Bauvergabe in bar zu hinterlegen. Im Frühjahr 1906 beginnt der Kapellenbau. Schon am 7. April 1906 steht der Rohbau. Am 2. Januar 1907 war die Kapelle fertig.

Die Decke der Kapelle ziert ein ehemaliges Altarbild mit dem Weicheringer Schloss. Aber auch eine Muttergottesstatue als Nachbildung der österreichischen Wallfahrtskirche Mariazell ist nun hier beheimatet. Die Echtheit der Nachbildung ist im Pfarrarchiv hinterlegt. Ebenso sind in der Kapelle die Namen der Weicheringer Priester in Stein gemeißelt. Auf der Kapellenrückseite wird erinnert, dass bis 1903 hier die Kirche stand und bis 1881 die Kirche vom Friedhof umgeben war.

1912 eine weitere Ergänzung, um die Kapelle wird ein Kreuzweg errichtet. Die Entwürfe dazu kommen von Professor Klein aus München. Bei einer späteren Umgestaltung des Kapellenplatzes wird der schadhafte Kreuzweg wieder entfernt. Das Gelände wurde etwa um 2000 nochmals verschönt.

Das Glockendrama

Die neuen Glocken vor der Weihe
Die Weihe der neuen Glocken, links Pater X. Steinherr, rechts Pfarrer Paul Heggenstaller

Der Zweite Weltkrieg ist voll im Gange und verlangt seinen Tribut. Am 10. Juli 1942 werden die drei großen Glocken vom Turm genommen. Die Schalllöcher waren viel zu klein, um sie durch diese Öffnung ins Freie zu transportieren. So wurden sie kurzerhand im Turm zerschlagen. Doch zu allem Unglück bekam die noch verbliebene kleinste Glocke einen Sprung. Dadurch war das Geläute für Jahre vollends verstummt.

Das Metall ist auch nach dem Krieg eine Rarität. Eine Sammlung von Kupfer und Zinn ermöglichte den Kauf von einem Geläute. Beziehungen knüpfte der gebürtige Weicheringer Salesianerpater Xaver Steinherr über den Domkapellmeister Dr. Schrems zur Glockengießerei Karl Hamm aus Regensburg. Die doppelte Menge des abgelieferten Materials sollte dafür an Glocken geliefert werden, so lautete die Vereinbarung. Und das Ergebnis: Fünf Glocken für Weichering, vier für Lichtenau und eine für Karlshuld.

Der erste Guss im November 1946 misslang aus ungeklärter Ursache. Bald gab es einen zweiten Guss. Schon am 25. Januar 1947 trafen die Glocken für Weichering und Lichtenau ein. Schon am nächsten Tag die feierliche Glockenweihe durch den Ortsgeistlichen Pfarrer Paul Heggenstaller unter der Assistenz von Pater Steinherr.

Allerdings stimmte die Tonfolge nicht. Ein neuer Guss von zwei Glocken erfolgte am 15. Mai 1948. Diesmal war alles geglückt. Domkapellmeister Reiser aus Augsburg gab die Benotung „ausgewogenes Geläute".

Die größte Glocke wiegt 1520 Kilo und trägt die Inschrift: Christus, König, Dir sei alle Ehre und Herrlichkeit. Die zweite Glocke wiegt 870 Kilo und ihr Text:" Hl. Vitus, Patron unserer Gemeinde, schütze und erhalte sie im christlichen Glauben. - Dem Erbauer der Kirche B. Käufel, Pfr. und geistl. Rat 1887 - 1901, J. Thuma, Pfarrer 1901 - 1914". Die dritte im Bunde die Marienglocke mit 620 kg: „Königin des heiligen Rosenkranzes, Dir sei geweiht unsere Gemeinde und unsere bayerische Heimat. - Den Wohltätern der Kirche, Freiherr von Cramer - Klett, H. H. Prof. Dr. Schrems, H. H. Pater Steinherr X". Die vierte Glocke mit 360 kg ist die Josefsglocke mit der Inschrift: „O Herr, gedenke aller unser lieben Verstorbenen, besonders der im Kriege 1914 - 1918 und 1939 - 1945 gefallenen Söhne unserer Gemeinde Weichering". Schließlich noch die kleinste mit 220 kg mit dem Text: „Hl. Schutzengel mein, laß mich dir empfohlen sein!".

Das Nachmittagsläuten

Täglich erklingen am Nachmittag zu Ehren der Edelleute die Glocken vom Turm

Einer Sage nach soll sich hier eine Adelstochter im Wald verlaufen haben. Als die Glocken läuteten, ging sie diesem Klang nach, hatte wieder eine Orientierung und kam bei Weichering heraus. Dafür bekam Weichering ein Stück Wald geschenkt.

Nachforschungen ergaben, dass sich darüber eine Notiz in den Kirchenakten befindet. Da ist festgehalten: „Zu dem Schloss in Weichering gehörte der so genannte Branst, eine Waldung. Einer der Edelleute schenkte diese Waldung der Gemeinde mit der Bedingung, dass von Georgi bis Michaeli um 4 Uhr abends und von Michaeli bis Georgi nachmittags 3 Uhr mit zwei Glocken nacheinander geläutet und die Dorfbewohner verpflichtet seien, während des Läutens ein Vater unser, Ave Maria und Herr gib den Verstorbenen die ewige Ruhe, für die verstorbene Familie des Edelmanns zu beten.

Niemand kann allerdings sagen, wann die Schenkung sich vollzogen hat. Das Läuten wird heute noch eingehalten.

Der Friedhof

Der Friedhofseingang mit Leichenhaus

Bis 1881 lag der Friedhof in Weichering um die damalige Kirche am Kapellenplatz. Wegen Platzmangels muste am Ortsrand ein neuer Friedhofs angelegt werden. Etwa um das Jahr 2000 wurde die Anlage um die Kapelle nochmals verändert. Eine Gedenktafel an der Kapelle erinnert heute noch an die dortige Kirche und den Friedhof von einst.Nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete die Gemeinde auf dem neuen Friedhof ein Leichenhaus.

Persönlichkeiten

Domkapitular Bernhard Käufel

Domkapitular Bernhard Käufel
Der Gedenkstein erinnert an den Friedhof auf dem jetzigen Kapellenplatz

Zu den markantesten Persönlichkeiten, die in Weichering tätig waren, zählt wohl der Geistliche Bernhard Käufel. Für seine Verdienste in Weichering wurde ihm mit der Straßenbezeichnung „Pfarrer-Käufel-Straße" ein Denkmal gesetzt.

Käufel wurde am 30. März 1840 als Schuhmacherssohn geboren. Er absolvierte das Gymnasium St. Stephan in Augsburg, das dortige Lyzeum und besuchte die Universität in München. Der Augsburger Bischof Pankraz von Dinkel erteilte ihm die Priesterweihe. Als Kaplan musste er verschiedene Stationen absolvieren, wie Altusried bei Kempten, St. Moritz in Augsburg. 1877 kam er als Vikar nach Griesbäckerzell und übernahm für zehn Jahre die Pfarrei Obergriesbach, dort erwarb er sich großes Ansehen und seine geistlichen Mitbrüder wählten ihn zum Kämmerer des Landkapitels Friedberg.

Am 12. Mai 1887 legte das Ordinariat Augsburg die Pfarrei Weichering in seine Hände. In den 14 Jahren, die er hier verbringen konnte, war er unermüdlich tätig. Um die Not der Menschen zu lindern, organisierte er für den 6. Mai 1889 eine Versammlung und setzte sich für die Gründung eines „Spar & Darlehenskassenvereins" nach dem System Raiffeisen, ein. Dies war der Grundstock für eine spätere Raiffeisenbank. Käufel wurde zum Gründungsvorstand und behielt das Amt bis zu seinem Wegzug im Jahre 1901.

Der Seelsorger wurde zum Motor der Raiffeisenbewegung, nicht nur im Landkreis, sondern auch in Schwaben und in ganz Bayern. Am 28. November 1893 ging er als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Bayerischen Raiffeisenzentralkassen hervor. Am 10. Januar 1894 wird er zum Kreisanwalt für Schwaben gewählt, zugleich fungierte er als Obmann des Bezirkes Neuburg. Dem Geistlichen wurde auch das Amt eines Distriktschulinspektors übertragen und hatte damit die Schulaufsicht im Landkreis Neuburg.

Prinzregenten Luitpold verlieh ihm den Titel „Königlich Geistlicher Rat". Auf ihn wartete aber noch eine schwierigere Aufgabe, nämlich das „Ewigkeitswerk" Kirchenbau. 1894 gründete er einen Kirchenbauverein und setzte damit die finanzielle Grundlage für das große Projekt.

Am 15. Juni 1901, genau am Patrozinium, durfte Käufel den Grundstein für den Kirchenbau legen. Doch inzwischen war der Geistliche ein Inbegriff des Landkreises, er kam 1896 über die Zentrumspartei als Abgeordneter in den Bayerischen Landtag. Bis 1905 war er gewählter Vertreter des Landkreises Neuburg Stadt und Land sowie des Bezirkes Monheim.

Aber noch mitten in seiner Arbeit „Kirchenbau" riss ihn der Augsburger Bischof, Petrus III. im Jahre 1901 heraus und holte ihn in die Diözese als Domkapitular. Sogar in Neuburg gab es unter der Anwesenheit der Prominenz eine große Abschiedsfeier. Noch einmal durfte Käufel zurück nach Weichering, er war der Festprediger bei der Einweihung der neuen Kirche am 18. Juli 1903.

Als Domkapitular lagen ihm auch weiterhin die Sorgen und Nöte der Menschen am Herzen. Jetzt wurde er zum großen Fürsprecher der Dominikanerinnen in Schlehdorf. Er hatte seine Hand im Spiel, als es ging um den Kauf des Augustiner-Chorherrnstifts in Schlehdorf. Damit verschaffte er den Dominikanerinnen ein Zuhause. Auch der Bischof schätzte seinen Einsatz und bestellte ihn zu dessen geistlichen Beirat.

Die Arbeit des Seelsorgers wurde durch viele Auszeichnungen honoriert. Die Bayerische Staatsregierung verlieh ihm den Verdienstorden St. Michael IV. Klasse, sowie die kleine und große Verdienstmedaille in Silber und Gold. Ebenso bekam er die landwirtschaftliche Jubiläumsmedaille in Silber.

Die letzten Jahre seines Lebens schränkten seine Arbeit stark ein, ein heimtückisches Leiden zehrte an seiner Arbeitskraft. Mit 71 Jahren ist Domkapitular Käufel in Augsburg gestorben. Ein großes Trauergeleite am 14. November 1911 sowie viele Nachrufe von Persönlichkeiten unterstrichen die Wertschätzung des Verstorbenen.

Geistlicher Rat Pfarrer Paul Heggenstaller

Pfarrer Paul Heggenstaller
Geistl. Rat Pfarrer Paul Heggenstaller (Mitte) zelebriert in St. Pölten Weilheim den Festgottesdienst zum 65-jährigen Priesterjubiläum

Der Seelsorger war ein engagierter Geistlicher, den Blick nach Vorne gerichtet und für das „Neue" sehr aufgeschlossen. Von 1941 bis 1965 residierte er in der Pfarrei Weichering und zugleich von 1950 bis 1965 Vikar des Kuratbenefiziums Lichtenau.

Es war eine schwere Zeit, die auf ihn lastete. Da wurden 1942 die Glocken für Kriegszwecke abgenommen, die Muna (Munitionsanstalt) in Weichering gesprengt, damit große Schäden am Kirchendach und den Kirchenfenstern verursacht. Aber seine Bemühungen wurden durch so manche Festlichkeit belohnt. Da war 1949 die Glockenweihe und damit eine der ersten nach dem Krieg. 1953 das fünfzigjährige Kirchenjubiläum mit Bischof Joseph Freundorfer, und ein Triduum als Krönung des Jubiläums.

1954 ersetzte ein elektrisches Geläute den Glockenstrang, 1956 eine große Innen-und Außenrenovierung. Das Mosaik in der Kirche wurde als Sehenswürdigkeit betrachtet. Ein levitiertes Hochamt mit Festprediger und einer feierlichen Festandacht bildeten den Abschluss.

Die Gemeinde schätzt die Arbeit des Seelsorgers und verleiht ihm 1956 die Ehrenbürgerrechte. Sein Portrait finden wir heute in der Gemeindekanzlei. 1959 feiert Pfarrer Heggenstaller mit der Gemeinde das 25-jährige Priesterjubiläum. Kirchliche und weltliche Feier wurden zu einem großartigen Dorffest.

Doch für den Seelsorger war Weichering noch keine Endstation, der passionierte Wanderer und Bergsteiger wollte näher zu den Bergen. Nach 24 Jahren Pfarrei Weichering wechselte er 1965 zur Pfarrei Seeshaupt am Starnberger See.

Und die Lebensstationen von Heggenstaller: Geboren am 19.September 1910 in Schrobenhausen, am 22. Juli 1934 im Georgianum in München durch Bischof Josef Kumpfmüller zum Priester geweiht, 16. August 1934 Stadtkaplan von Krumbach, 1. September 1935 Stadtkaplan von St. in Augsburg, 1. Mai 1938 Pfarrvikar in Ach bei Oberstaufen. Am 30. Mai 1941 übernahm er die Pfarrstelle Weichering; Ende 1965 Pfarrer in Seeshaupt. 1986 ging der Geistliche in den wohlverdienten Ruhestand und wechselte nach St. Pölten in Weilheim. Aber weiterhin war er kirchlich tätig und zelebrierte Gottesdienste.

1984 stand wieder im Zeichen des Jubiläums, diesmal 50 Jahre im Weinberg des Herren. Eine kirchliche und weltliche Feier bestätigte erneut die Beliebtheit des engagierten Geistlichen. 1994 abermals auf der Jubiläumstreppe, diesmal das Diamantene Priesterjubiläum, erneut ein Fest mit Geistlichen, Freunden, Bekannten und den Pfarrangehörigen. Und der Jubilar schreibt in seinem Pfarrbrief und zitiert den Heiligen Paulus: „Wir tragen den Schatz des göttlichen Lichtes in zerbrechlichen Gefäßen, so dass das Übermaß an Kraft von Gott, nicht von uns kommt".

Und nochmals ein außergewöhnliches Jubiläum im Jahre 1999: Heggenstaller ist 65 Jahre Priester und feiert das „Eiserne". Abermals steht er am Altar, um den Gottesdienst zu zelebrieren. Aber seine Kraft ist bereits geschwächt. Am 27. November 2000 holte ihn der Schöpfer im Alter von 90 Jahren zu sich.

In einem Brief schrieb er im Jahre 1998: „Ich fühle mich nach wie vor innerlich sehr verbunden mit Weichering und Lichtenau". So kommt es nicht von ungefähr, wenn Heggenstaller immer wieder Kontakte mit den einstigen Pfarrkindern pflegte. Eine unüberschaubar Zahl gab ihm das letzte Geleite.

Zwei Seelsorger aus der Pfarrei

Dass aus einer Pfarrei mehrere Geistliche hervorgehen, hat schon Seltenheitswert. Aus der Pfarrei Weichering sind, soweit bekannt, im Laufe der Jahrhunderte zwei Seelsorger hervorgegangen.

Anton

  • Geboren am 11. Januar 1711 in Weichering im späteren Anwesen Kroll. Heute steht auf dem Geburtshaus die Raiffeisenbank. Bekannt ist nur, dass der Geistliche Benefiziat in Heideck und später Pfarrer in Schwennenbach war. Frühtrunk starb 1773 in Höchstädt-Donau.

Pater Xaver Steinherr

Das Priestergrab mit Pater X. Steinherr in Weichering

Xaver Steinherr wurde am 6. Juni 1886 in Weichering geboren. Er erlernte ursprünglich den Beruf eines Landwirts und besuchte die Landwirtschaftsschule in Neuburg. Das Praktikum absolvierte er auf dem Gut Gruner in Thierhaupten und dem Schlossgut Tagmersheim. Anschließend fand er seine Tätigkeit bei den Missionsdominikanerinnen in Schlehdorf am Kochelsee als landwirtschaftlicher Verwalter. Das Kloster sandte den jungen Ökonomen nach Kapstadt in Afrika. Dort lernte Steinherr die Salesianer kennen, ging in den Orden und legte 1909 seine erste Profess ab.

Jetzt setzte sich der junge Salesianer nochmals auf die Schulbank und bereitete sich auf den Priesterberuf vor. 1914 erhielt er die Weihe zum Subdiakon und 1915 zum Diakon. Der Erste Weltkrieg behinderte ihn am Studium. Steinherr geriet in englische Kriegsgefangenschaft und verbrachte dabei die meiste Zeit auf der Insel Man in der irischen See. Als Spätberufener erhielt er im Jahre 1923 im Wiener Stephansdom durch den dortigen Fürstbischof im Januar 1923 die Priesterweihe. Am Pfingstmontag 1923 feierte der Neupriester in Weichering seine Heimatprimiz am Feldkreuz gegenüber dem alten Forsthaus. Über zehntausend Gläubige, schrieb damals die Heimatzeitung, sollen daran teilgenommen haben.

Bis 1929 wirkte Pater Steinherr mit großem Eifer als Präfekt im Haus der Salesianer in Unterwaltersdorf in Niederösterreich. Jetzt kam er als Ökonom und Beichtvater nach Helenenberg in Österreich. Weitere Wirkungsstätten waren Benediktbeuern, Ensdorf, Buxheim und Regensburg. Bei den Mariahilfschwestern in Eschelbach wurde er für die Haushaltsschülerinnen als Religionslehrer eingesetzt. Wegen eines Herzleidens musste er sich 1955 in das Kloster Ensdorf zurückziehen und starb dort 1956 im Alter von 70 Jahren. Auf seinen eigenen Wunsch wurde er in Weichering beerdigt. Auf dem Priestergrab ist er verewigt.

Trotz seiner vielen Wirkungsstätten hat Pater Steinherr seine Heimatgemeinde nie aus den Augen gelassen, sondern unterstützte sie bei verschiedenen Angelegenheiten. Er war der große Vermittler der Glocken nach dem letzten Weltkrieg. Dafür wurde sein Name auch in die Marienglocke als Wohltäter eingegossen. Der Seelenhirte bemühte sich nach dem letzten Weltkrieg aber auch um die neuen Kirchenfenster, die durch Kriegseinwirkungen zerstört waren. Die Gemeinde dankte dem Seelsorger mit der Straßenbezeichnung "Pater-Steinherr-Straße".

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