Sebastian Osterrieder

Sebastian Osterrieder
Krippenfigur von Osterrieder
Tilly auf dem Kapellplatz in Altötting (Neuguss 2005)
Engel auf Grab Obermaier, in Wasserburg am Inn, 1909

Sebastian Osterrieder (* 19. Januar 1864 in Abensberg; † 5. Juni 1932 in München) Spitzname „Krippenwastl“, war ein deutscher Bildhauer. Er gilt als der Mann, der die Weihnachtskrippe wieder neu entdeckte und schließlich zur Blüte brachte.

Leben

Der Bäckersohn begann bereits mit 15 Jahren Figuren aus Brotteig zu kneten, später schnitzte er mit Taschenmesser und Federmesser. Mit dem Tod seines Vaters beendete er die Bäckerlehre. Er arbeitete zunächst in der Werkstatt des Münchner Bildhauers Josef Fischer und begann mit 26 Jahren ein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München unter Prof. Riemann (Rümann?). Erzbischof Dr. Antonius von Thoma, später Kardinal Michael Faulhaber unterstützten ihn. Der Auftrag eines Standbildes von Papst Leo XIII. führte ihn nach Rom, wo er die neapolitanische Krippenkunst kennenlernte. Er begann nun eigene Weihnachtskrippen zu modellieren. Seine Krippenfiguren, für die er eine Modelliermasse erfand und die er in leuchtende Kleider hüllte, waren schnell begehrt. Nachdem namhafte Kunden wie Prinzregent Luitpold, Kaiser Wilhelm II. und auch Konrad Adenauer eine Osterrieder-Krippe bestellt hatten, verbreiteten sie sich bis nach Schweden, USA und Mexico. Viele seiner Krippen sind heute verschollen. Dementsprechend sind Kirchengemeinden in Esslingen am Neckar (Münster St. Paul), Kempten, Wengen, Bad Wurzach, Ottobeuren, Krumbach, Bobenhausen, Biberbach, St. Mariä Himmelfahrt Herxheim, Kloster Scheyern, Kloster Holzen, Genderkingen, Türkenfeld, Ingolstadt, Altötting, Freising, Linz, Luxemburg, Paderborn und Bonn stolz, heute noch eine originale Osterrieder-Krippe zeigen zu können.

Bereits hochgeehrt als Ritter des Franz-Joseph-Ordens und versehen mit dem Ehrenkreuz von Jerusalem bekam er von Papst Pius X. auch noch die päpstliche Verdienstmedaille Benemerenti für seine Krippenarbeiten in der Peterskirche und in der Anima von Rom. Sebastian Osterrieder starb 68jährig nach einem Schlaganfall und wurde auf dem Nordfriedhof in München-Schwabing beigesetzt.

Im Wallfahrtsort Altötting haben sich auch zahlreiche Skulpturen von Osterrieder erhalten. 2005 wurde ein von Marienverehrern gestifteter Neuguss eines Reiterstandbildes für den Feldmarschall Tilly, den Schlächter von Magdeburg, vor der Gnadenkapelle aufgestellt. Dies sorgt allerdings bis heute für reichlich Unfrieden.

Für eine Nische am Chor der Pfarrkirche St. Michael in Bayerdilling (Stadtteil von Rain) schuf Osterrieder 1910 eine überlebensgroße Pietà in Steinguß, die erhalten ist.

Das Stadtmuseum Abensberg verwahrt einen Großteil des Nachlasses Osterrieders als Dauerleihgabe und zeigt in der Dauerausstellung zwei Krippen, eine davon die so genannte „Kaiserkrippe“, die nach mündlicher Überlieferung im Besitz von Kaiser Wilhelm II. gewesen sein soll. Des Weiteren sind Osterrieders Werkzeuge zur Herstellung der Krippenfiguren und seine Auszeichnungen zu sehen.

Literatur

  • Erich Lidel: Die schwäbische Krippe. Konrad Verl., Weissenborn 1978 (= Beiträge zur Landeskunde von Schwaben, Bd. 5), ISBN 3-87437-148-4, S. 64, 72, 93.
  • Markus Walz: Weihnachtskrippen im Kölner Raum. Verbreitungsgeschichte, Funktionszuweisungen, Gestaltung. Böhlau, Köln u. a. 1988 (= Rheinisches Archiv, 120), ISBN 3-412-06088-7, S. 88, 110. (zugl. Dissertation; Universität Bonn, 1987)
  • Hermann Vogel: Sebastian Osterrieder, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2009, 208 Seiten, 19.80 Euro, ISBN 978-3-89870-562-2.
  • Heiner Meininghaus, Sebastian Osterrieder: Krippenfigur in Galvanotechnik, Historischer Verein. Ingolstadt Juni 2010.


Weblinks

 Commons: Sebastian Osterrieder – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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