Prager Zeile

Prager Zeile
Prager Zeile nach der Sanierung
Prager Zeile vor der Sanierung

Das als Prager Zeile bezeichnete Wohn- und Geschäftshaus an der St. Petersburger Straße 26–32 in Dresden gilt mit 240 Metern Länge und zwölf Stockwerken als eines der längsten Wohnhäuser Deutschlands und war zum Zeitpunkt seiner Erbauung „das größte in der DDR errichtete Wohngebäude“.[1] Es wurde nach Le Corbusiers Vorbild der Unité d'Habitation erbaut. Das Scheibenhochhaus bildet den östlichen Abschluss des zwischen 1965 und 1978 neu errichteten Ensembles an der 1945 zerstörten Prager Straße[2] und ist als solches ein Beispiel der DDR-Nachkriegsmoderne.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Das Gebäude wurde von 1965 bis 1967 nach Entwürfen der Architekten Kurt Haller, Manfred Arlt und Karl-Heinz Schulze in 5-Mp-Plattenbauweise (Mp = Megapond) mit einer Loggienfassade und Sandsteingiebeln errichtet.[3] Das Gebäude besteht dabei aus „fünf statisch voneinander unabhängigen Gebäudenteilen“[4] und wurde „wie die ihr gegenüber liegenden Hotelbauten [„Lilienstein“, „Königstein“ und „Bastei“] zwölfgeschossig ausgebildet“.[1]

Die vertikale Mischnutzung des Gebäudes lässt sich unter anderem an der Fassade nachvollziehen. Das monolithisch errichtete Erdgeschoss wurde in vier Ladengruppen unterteilt und von Durchgängen zur Prager Straße durchbrochen. Im ersten Obergeschoss, das teilweise auf Stützen steht, wurden Büros mit 2580 Quadratmetern Nutzfläche eingerichtet. In den neun darauf folgenden Geschossen mit Loggiabrüstung wurden 614 Wohnungen angesiedelt.[5] Eine Dachterrasse schließt das Gebäude ab. Die Farbgestaltung des Hauses vor der Sanierung 2007 stammte aus den 1990er-Jahren.[2]

Im Jahr 2006 diente die Prager Zeile als Kulisse der Hochhaussinfonie, einer Live-Aufführung der Neuvertonung des Stummfilms Panzerkreuzer Potemkin durch die Pet Shop Boys mit den Dresdner Sinfonikern aus dem Jahre 2004. Im Rahmen der 800-Jahr-Feier Dresdens spielten die Musiker während der Aufführung in den Balkonen des Wohnblocks an der Prager Straße.

Die Prager Zeile während der Sanierung

Das Gebäude wurde 2007 saniert. Die Bauarbeiten wurden in mehreren Abschnitten ausgeführt, sodass bereits die ersten Mieter in sanierte Wohnung einziehen konnten, während in einem anderen Teil noch Mieter in „alten“ Wohnungen wohnten. Dabei entstanden durch Grundrissänderungen 561 Wohnungen: 143 Ein-Raum-, 402 Zwei-Raum-, 12 Drei-Raum- sowie 4 Penthouse-Wohnungen mit Loftcharakter.[6] Mit dem neuen Wohnungsangebot vom einfachen Studentenappartement bis hin zum luxuriösen Penthouse werden sehr verschiedene Zielgruppen angesprochen. In der St. Petersburger Straße 32 wurden Wohnungen speziell auf das altersgerechtes Wohnen zugeschnitten,[7] deren Betreuung über einen Mietbegleitvertrag durch den Arbeiter-Samariter-Bund ermöglicht wird.[8]

Die neue Fassadengestaltung orientiert sich in Stil und Farbmustern an der Moderne und fügt neue Elemente hinzu.[2] Die neuen pulverbeschichteten Aluminium-Loggiabrüstungen in Lichtgrau dominieren in der Fassade[9] und erzeugen mit der neuen Farbgebung ein "ausdrucksstarkes grafisches Muster",[2][10] dessen Struktur durch die augenfälligen Stadtloggien punktuell unterbrochen wird. Sie bringen als Mietertreffpunkte Tageslicht in die Flurbereiche und übernehmen zugleich wichtige Funktionen im Brandschutzkonzept des Hauses.[10]

Für die Sanierung der Prager Zeile erhielten die Architekten Knerer+Lang aus Dresden[11] und der Bauherr den Architekturpreis Zukunft Wohnen 2009 in der Kategorie Wohnen im Bestand.[12]

Literatur

  • Walter May, Werner Pampel, Hans Konrad: Architekturführer DDR, Bezirk Dresden. VEB Verlag für Bauwesen, Berlin 1979, S. 18.
  • Manfred Arlt: Wohnzeile Prager Straße, in: Deutsche Architektur Heft 4 Jahrgang 1968, S. 232f.
  • best architects 09 von Tobias Schwarzer von Zinnobergruen Gmbh (Gebundene Ausgabe - November 2008) ISBN 978-3-9811174-2-4

Weblinks

 Commons: Prager Zeile – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Thomas Topfstedt: Die Prager Straße – eine städtebauliche Altlast? In: Architektur und Städtebau der Nachkriegsmoderne in Dresden. Sandstein, Dresden 2003, S. 22.
  2. a b c d competitionline: Sanierung der Prager Zeile
  3. May et al., Nr. 1 (c) Appartementhaus, Prager Str.
  4. Carsten Lorenzen: Wohnen in der ersten Reihe. Das Wohn und Geschäftshaus St. Petersburger Straße 26–32. Lange Wohnzeile Prager Straße (Aus einem Gutachten). In: Architektur und Städtebau der Nachkriegsmoderne in Dresden. Sandstein, Dresden 2003, S. 41.
  5. Nach Lorenzen vor 2007 592 Ein- und Zweizimmerwohnungen. Vgl Lorenzen, S. 41.
  6. GAGFAH GROUP: Pressemitteilung vom 15. Juni 2007
  7. GAGFAH GROUP: Besondere Domizile
  8. GAGFAH GROUP: Pressemitteilung vom 17. Dezember 2007
  9. GEALAN Fenster-Systeme: Pressemitteilung „Prager Zeile“ in Dresden saniert
  10. a b best architects: Prager Zeile
  11. www.knererlang.de - Preise abgerufen am 31.Mai 2011
  12. Architekturpreis Zukunft Wohnen 2009: Preisträger
51.0433513.736107

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