Psalm 110

Psalm 110

Der 110. Psalm (nach griechischer Zählung der 109.) ist ein Psalm Davids in der Bibel. Er gehört in die Gattung der Königslieder.

Inhaltsverzeichnis

Struktur

Eine mögliche Strukturierung des Psalms sieht folgendermaßen aus:[1]

  1. Vers 1-4: Orakel des Sängers an den „Fürsten“, den König Israels (eine Anrede in zweiter Person)
  2. Vers 5-7: Beschreibung einer Kriegsfahrt, die dieser der König als Priester beginnt (eine Beschreibung in dritter Person)

Bedeutung im Neuen Testament

Der Psalm galt bereits den Juden als Messianisch[2], denn Vers 4 spricht von einem über König David stehenden Herr, der einstens die Welt richten wird aber nicht Gott selbst ist. Die Christen interpretierten dies schon früh in Bezug auf Christus. Bereits im Hebräerbrief wird deutlich, dass Christus der Hohepriester ist, von dem in Vers 4 die Rede ist (Hebr 5,6 EU). Seine Herrschaft ist ewig (die von David war es nicht, außerdem war David nie Priester) und er – Christus, der Herr – sitzt zur Rechten Gottes und zerschmettert Könige am Tag seines Zorns[3]. Auch Vers 1 wird im Neuen Testament rezipiert, unter anderem in Matthäus 22,44 EU als es um die Frage nach der Abstammung Jesu geht. Obwohl Jesus an jener Stelle verneint, Davids Sohn zu sein, denn dann kann er nicht gleichzeitig sein Herr sein – kein Vater hätte seinen Sohn „Herr“ genannt[2] – wird dies im Stammbaum Jesu (Mt 1,6 EU) und an diversen Stellen explizit hervorgehoben. Weil die Juden wussten, dass der Messias gemäß dem Gesetz von David abstammen würde, ist diese weltliche Abstammung für seine Glaubwürdigkeit bedeutend.[2]

Anmerkungen

Vers 1

Das hebräische Wörtchen נאם – üblicherweise mit „Spruch“ übersetzt – ist ein sehr alter prophetischer Ausdruck, der eine göttliche Stimme meint. Demnach ist der Sänger Empfänger einer göttlichen Offenbarung.[1]

Vers 2

Der „Stab“ als Sinnbild der Macht des Königs findet sich schon in älterer babylonischer und assyrischer Zeit.[4]

Datierung

Der Psalm könnte in die makkabäische Zeit eingeordnet werden,[5] allerdings sprechen sich einige Psalmforscher gegen diese Ansicht aus.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c Herman Gunkel, Die Psalmen (61986), 481ff.
  2. a b c Davids Sohn und Herr
  3. Bibelkommentare: Betrachtung über die Psalmen (Synopsis); Psalm 110
  4. Bruno Meissner, Babylonien und Assyrien (1920), 50.70.262
  5. z. B. Ferdinand Hitzig in Die Psalmen historisch-kritisch untersucht und Justus Olshausen in Die Psalmen

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