- Rabet (Roman)
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Rabet – Oder das Verschwinden einer Himmelsrichtung ist ein Roman des Schriftstellers Martin Jankowski. Er erschien 1999 im via verbis verlag (Scheidegg) und beschreibt als so genannter Wenderoman literarisch die Ereignisse der im Volksmund häufig Wende bezeichneten Friedlichen Revolution von 1989 aus der Sicht aktiver Leipziger Protagonisten.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Benjamin Grasmann, ein jugendlicher Träumer aus der ostdeutschen Provinz, bricht aus der heimatlichen Kleinstadt auf in die Großstadt Leipzig, um Musiker zu werden. Er verliebt sich in die Musikerin Gesa und gerät durch sie in die Kreise oppositioneller Künstler um die Leipziger Nikolaikirche, die ihn tief beeindrucken. Als einer von ihnen verhaftet und nach Westdeutschland abgeschoben wird, entschließt auch Ben sich politisch aktiv zu werden. Bald ist er tief in die Auseinandersetzungen der Leipziger Opposition mit dem sozialistischen Staat verstrickt. Es kommt zu weiteren Verhaftungen, eine Bewegung formiert sich und führt schließlich zu ersten Unruhen und Demonstrationen. Doch mit dem Auseinanderfallen des verhassten Staates zerbricht auch die Freundesgruppe, und die Liebe zwischen Ben und Gesa gerät in eine existenzielle Krise. Der Roman erzählt die Entwicklung der oppositionellen Bewegung in Leipzig, dem Zentrum der "Friedlichen Revolution" von 1989 aus der Perspektive ihrer jungen Protagonisten. Schritt für Schritt wird anhand ihrer persönlichen Geschichten die Dynamik des Geschehens beschrieben, das schließlich zur entscheidenden Auseinandersetzung und zum Ende des "real existierenden Sozialismus"(siehe Realsozialismus) in der DDR führte: die Entstehung oppositioneller Gruppen, die ersten aktiven Proteste, die Entwicklung der so genannten Friedensgebete zu einem Brennpunkt der Auseinandersetzung, die schließlich zu den großen Montagsdemonstrationen und der offenen Konfrontation mit dem SED-Regime führt. Doch auch nach dem vermeintlichen Sieg der Opposition, der schließlich zum Mauerfall führt, wird deutlich, dass die Leipziger Revolutionäre nicht am Ziel ihrer Wünsche angelangt sind. Der Roman spielt in den Jahren 1987 bis 1990 und beschreibt erstmals in der so genannten Wendeliteratur (siehe Wenderoman) die "Wende" von 1989, die schließlich zur Deutschen Wiedervereinigung führte, aus der Sicht eines aktiven Oppositionellen.
Rezeption
Obwohl die Leipziger Volkszeitung den Roman 1999 mit der Bemerkung "Auf diesen Roman mussten wir zehn Jahre warten!"[1] begrüßte, wurde das Buch nach seinem Erscheinen zunächst eher zögerlich und vor allem in Gymnasien, im akademischen Milieu sowie im Ausland wahrgenommen. Doch nachdem 2003 der Literaturwissenschaftler Frank Thomas Grub das Buch als "... einen der wenigen Romane, in denen die europäische Dimension des Umsturzes zum Ausdruck gebracht wird ..." bezeichnete und bemerkte, er wirke einer Legendenbildung um die 'Wende'-Ereignisse entgegen, erhielt der Roman neue Aufmerksamkeit. "Jankowski ist einer der wenigen Autoren, die nicht nur kritisch, sondern auch ironisch kommentieren ...", meinte Grub damals[2]. Jankowski beschreibt literarisch, wie der Ruf 'Wir sind das Volk' entstand ...", stellte daraufhin 2005 auch Deutschlandradio Kultur[3] fest. 2009 erhielt das Buch schließlich im Zuge des zwanzigjährigen Jubiläums der Friedlichen Revolution von 1989 neue Aufmerksamkeit, der Stern[4] etwa empfahl es in einer Extraausgabe zu diesem Thema und es erschien eine italienische Ausgabe. In Auszügen wurde der Roman nun auch ins Tschechische übersetzt (im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik) und 2010 erschien auch eine bearbeitete Ausgabe in Indonesien.
Literatur
Martin Jankowski: Rabet – Oder das Verschwinden einer Himmelsrichtung. Verlag: via verbis; Auflage: 2000 (1. Oktober 1999), ISBN 978-3933902030
Weblinks
- Literatur und Wende, Goethe Institut.
- Buch und Haltung, Schweizer Literaturportal (2011).
- Leipziger Heldenleben, Berliner Lesezeichen (2000).
- Interview, Leipzig (2009).
- Autorenhomepage mit Leseprobe.
Einzelnachweise
- ↑ Thomas Meyer, Leipziger Volkszeitung 1999
- ↑ Frank Thomas Grub, "Wende und Einheit im Spiegel der deutschsprachigen Literatur", de Gruyter Berlin - NewYork, 2003, S. 408 ff
- ↑ Vanessa Fischer: „Wir sind ein Volk“ – Die Geschichte eines deutschen Rufes, Länderreport Deutschlandradio 2005
- ↑ stern extra 4/2009, 23. Sept. 2009, "Gegen die Mauern im Kopf", S. 130 f
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