- Raghuram Rajan
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Raghuram Govind Rajan (* 3. Februar 1963 in Bhopal, Indien) ist ein indisch-amerikanischer Ökonom. Seit 1995 ist er Professor an der University of Chicago. Er berät den indischen Premierminister. Von 2003 bis 2006 war er Chefökonom des Internationalen Währungsfonds (IWF).
Inhaltsverzeichnis
Leben
Raghuram Rajan wurde in der indischen Stadt Bhopal geboren. Als Sohn eines indischen Diplomaten lebte Rajan während seiner Kindheit in Indonesien, Sri Lanka und Belgien.[1] Er studierte Ingenieurwissenschaften am Indian Institute of Technology in Delhi, bevor er in Ahmedabad seinen MBA machte und schließlich 1991 am MIT für eine Dissertation mit dem Titel Essays on Banking promoviert wurde.[2] Seit dieser Zeit lehrt er an der Universität Chicago, wo er 1995 zum Professor ernannt wurde. Im Jahr 2003 wurde er mit dem Fischer-Black-Preis ausgezeichnet. Von 2003 bis 2006 war er – als Nachfolger von Kenneth Rogoff – Chefökonom des Internationalen Währungsfonds.
Forschung
Rajan hält Märkte und Wettbewerb für einen wichtigen Treiber der Wirtschaft, denkt allerdings – anders als Chicago-Professoren das traditionell tun – auch über Marktversagen nach. „Keynes gegen Friedman – das ist der Streit von früher“, sagt er.[1] Seine erste Monografie hatte den Titel Saving Capitalism from the Capitalists.
Warnung vor der Finanzkrise
Als bei der jährlichen Tagung der Notenbanker der Welt in Jackson Hole im Jahr 2005 der Abschied Alan Greenspans gefeiert werden sollte, störte Rajan die Harmonie mit einer Präsentation unter dem Titel Hat die Entwicklung der Finanzwelt die Welt riskanter gemacht?[3] Er beantwortete die Frage mit Ja. In seinem Manuskript warnte er: „Der Interbankenmarkt könnte einfrieren, und es könnte leicht eine ausgewachsene Finanzkrise geben.“ Die meisten anderen Teilnehmer der Konferenz lehnten seine Folgerung aber ab. Lawrence Summers sagte, die Voraussetzungen seiner Arbeit seien irrig.[4]
Erklärung der Finanzkrise
Im Rückblick erklärte Rajan die Finanzkrise in seinem Buch Fault Lines folgendermaßen: Angesichts enormer wirtschaftlicher Ungleichheit in den USA (der höchsten seit 1929) propagierten die Regierungen – möglicherweise unbewusst – Kredite, mit denen sich auch arme Menschen ein Haus kaufen konnten. „Steuerpolitische Maßnahmen und Umverteilung schienen angesichts des polarisierten Umfelds schwierig“, sagt Rajan. „Aber mehr Geld in den Wohnungssektor zu stecken, darauf konnten sich linkes wie rechtes politisches Lager einigen.“[5] Viele der neuen Kreditnehmer konnten sich allerdings gar kein Haus leisten. So entstand eine Kreditblase, die später platzte.
Die Idee zu dieser Erklärung fand er in seinem Geburtsland Indien: Dort vergäben Banken in armen Regionen besonders viele Kredite. „Populismus und Kredit gehören oft zusammen“, sagt Rajan.[1]
Veröffentlichungen
Monografien
- (mit Luigi Zingales) Saving Capitalism from the Capitalists. Princeton University Press, 2004, ISBN 978-0-691-12128-4
- Fault Lines. Princeton University Press, 2010, ISBN 978-0-691-14683-6
- (mit der Squam Lake Working Group) The Squam Lake Report: Fixing the Financial System. Princeton University Press, 2010, ISBN 978-0-691-14884-7
Artikel
- Has Financial Development Made the World Riskier?, NBER Working Paper 11728, November 2005
Weblinks
Commons: Raghuram Rajan – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ a b c Fehlender Parameter „zugriff“ (Hilfe) Patrick Bernau: Der neue Chicago-Boy. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. 4. Juli 2010.
- ↑ Lebenslauf, abgerufen am 27. September 2010
- ↑ Has Financial Development Made the World Riskier?, NBER Working Paper 11728, November 2005
- ↑ Justin Lahart: Mr. Rajan Was Unpopular (But Prescient) at Greenspan Party. In: Wall Street Journal. 2. Januar 2009
- ↑ „Wir brauchen eine Korrektur der Anreize im System“, Interview mit Raghuram Rajan in der KPMG-Publikation „Entschlossen Handeln“, 2010
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