Richard Wilhelm Dove

Richard Wilhelm Dove

Richard Wilhelm Dove (* 27. Februar 1833 in Berlin; † 18. September 1907 in Göttingen) war ein deutscher Kirchenrechtslehrer, ältester Sohn Heinrich Wilhelm Dove, Bruder Alfred Doves, Vater Karl Doves.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Dove studierte in Berlin, Bonn und in Heidelberg Rechtswissenschaft, wurde 1854 Mitglied der Burschenschaft Alemannia Bonn und später Mitglied der Burschenschaft Brunsviga in Göttingen[1], promovierte 1855 mit der Dissertation De jurisdictionis ecclesiasticae apud Germanos Gallosque progressu (Berlin 1855), arbeitete dann als Auskultator und 1857 bis 1860 als Referendar bei dem Kammergericht und habilitierte sich 1859 als Privatdozent zu Berlin mit der Abhandlung: Untersuchungen über die Sendgerichte, welche später erweitert in der Zeitschrift für Kirchenrecht (Band 4 und 5) erschien; daneben war er seit Januar 1860 als „Hilfsarbeiter“ (eine Art Assistent) im Berliner Evangelischen Oberkirchenrat der Evangelischen Landeskirche in Preußen tätig.

Ostern 1862 wurde er außerordentlicher Professor, 1863 ordentlicher Professor in Tübingen, 1865 in Kiel, 1868 in Göttingen. Am 14. Dezember 1870 wies er als Prorektor der Georgia Augusta britische Einmischungsgelüste in den Deutsch-Französischen Krieg zurück (vgl. seine Schrift: Einige Gedenkblätter aus der Geschichte der Georgia Augusta, Göttingen 1887). Im März 1871 wählte ihn der Wahlkreis Düsseldorf 6 (Duisburg) in den ersten Deutschen Reichstag, wo er sich der Fraktion der Nationalliberalen Partei anschloss.[2] 1873 wurde Dove zum Mitglied des neuerrichteten königlichen Gerichtshofs für kirchliche Angelegenheit ernannt, 1875 auf Präsentation der Universität Göttingen ins Herrenhaus berufen.

Literarische Werke

Doves literarische Arbeiten sind zum großen Teil in der von ihm 1860 in Verbindung mit andern gegründeten Zeitschrift für Kirchenrecht in Druck erschienen, ein Organ für das evangelische Kirchenrecht und für die Behandlung des katholischen Kirchenrechts vom nicht ultramontanen Standpunkt, worin er die Rechte des Staats gegenüber der Kirche kräftig vertrat. Besondere Beachtung verdient seine Arbeit über Ämilius Ludwig Richter und seine Zeit (Band 7), welche die kirchenrechtlichen Bewegungen der neuern Zeit in großen Zügen vorführt. Auch besorgte er die neuen Bearbeitungen von Richters Lehrbuch des Kirchenrechts (8. Auflage, Leipzig 1877–1886). Außerdem verfasste er eine Sammlung der wichtigeren neuen Kirchenordnungen, Kirchenverfassungsgesetze etc. des evangelischen Deutschlands (Tübingen 1865).

Literatur

  • Eduard Alberti (Hrsg.): Lexikon der Schleswig-Holstein-Lauenburgischen und Eutinischen Schriftsteller von 1829 bis Mitte 1866. Band 1, Akademische Buchhandlung, Kiel 1867
  • Eduard Alberti (Hrsg.): Lexikon der Schleswig-Holstein-Lauenburgischen und Eutinischen Schriftsteller von 1866–1882. Band 1, Biernatzki, Kiel 1885
  • Anton Bettelheim (Hrsg.): Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog. Band 12, 1907, Reimer, Berlin 1909
  • Herrmann A. L. Degener: Wer ist’s? 3. Ausgabe, Degener, Leipzig 1908
  • Helge Dvorak: Biografisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I Politiker, Teilband 1: A-E. Heidelberg 1996, S. 218-219.
  • Albert Hauck (Hrsg.): Realencyclopädie für protestantische Theologie und Kirche. 3. Auflage, Band 23, Leipzig 1913.
  • Hermann Kalkoff (Hrsg.): Nationalliberale Parlamentarier 1867–1917 des Reichstages und der Einzellandtage. Schriftenvertriebsstelle der nationalliberalen Partei Deutschlands, Berlin 1917
  • Erich Ekkehard: Sigilla veri. 2. Auflage (von Philipp Stauff’s Semi-Kürscher), Band 2, Bodung-Verlag, Berlin 1929 [Werk mit antisemitischer Tendenz]
  • Friedrich Volbehr, Richard Weyl: Professoren und Dozenten der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel 1665–1954. 4. Auflage, Hirt, Kiel 1956 (= Veröffentlichungen der Schleswig-Holsteinischen Universitätsgesellschaft. Neue Folge Band 7)
  • Friedrich Wilhelm Bautz: Dove, Richard Wilhelm. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Hamm 1975, Sp. 1373.
  • Walther Killy, Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie. Band 2, Saur, München [u. a.] 1995.
  • Dove, Richard Wilhelm. In: Brockhaus Konversations-Lexikon 1894–1896, 5. Band, Seite 469–470.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Helge Dvorak: Biografisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I Politiker, Teilband 1: A-E. Heidelberg 1996, S. 218.
  2. Fritz Specht, Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Aufl. Berlin: Verlag Carl Heymann, 1904, S. 167; vgl. auch A. Phillips (Hrsg.): Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1883. Statistik der Wahlen zum Konstituierenden und Norddeutschen Reichstage, zum Zollparlament, sowie zu den fünf ersten Legislatur-Perioden des Deutschen Reichstages. Berlin: Verlag Louis Gerschel, 1883, S. 104; vgl. auch: Georg Hirth (Hrsg.): Deutscher Parlaments-Almanach. 9. Ausgabe vom 9. Mai 1871. Berlin: Verlag Franz Duncker, 1871, S. 176
Meyers Konversationslexikons logo.svg Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Heinrich Wilhelm Dove (Physiker) — Heinrich Wilhelm Dove Heinrich Wilhelm Dove (* 6. Oktober 1803 in Liegnitz; † 4. April 1879 in Berlin) war ein deutscher Physiker und Meteorologe. Inhaltsverzeichni …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich Wilhelm Dove — Pour les articles homonymes, voir Dove (homonymie). Heinrich Wilhelm Dove Heinrich Wilhelm Dove (6 octobre 1803 à …   Wikipédia en Français

  • Dove — ist ein Wort aus dem Niederdeutschen mit der Bedeutung der Taube, der Schwerhörige. Es ist u. a. der Familienname folgender Personen: Alfred Dove (1844–1916), deutscher Historiker Arthur Garfield Dove (1880–1946), US amerikanischer Maler Heinrich …   Deutsch Wikipedia

  • Richard Dove — ist der Name folgender Personen: Richard Dove (Literaturwissenschaftler) (* 1938), britischer Literaturwissenschaftler und Hochschullehrer Richard Dove (Lyriker) (* 1954), englisch deutscher Lyriker Richard Wilhelm Dove (1833–1907), deutscher… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Kahl — Wilhelm Kahl, 1928 Wilhelm Kahl (* 17. Juni 1849 in Kleinheubach; † 14. Mai 1932 in Berlin) war ein deutscher Rechtswissenschaftler und Politiker (DVP). Inha …   Deutsch Wikipedia

  • Dove [2] — Dove, 1) Heinrich Wilhelm, Physiker, geb. 6. Okt. 1803 in Liegnitz, gest. 4. April 1879 in Berlin, studierte seit 1821 in Breslau und Berlin, habilitierte sich 1826 als Privatdozent zu Königsberg und ging 1829 nach Berlin, wo er 1845 zum… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Richard Owen — For other uses, see Richard Owen (disambiguation). Richard Owen …   Wikipedia

  • Alfred Dove — Alfred Wilhelm Dove (* 4. April 1844 in Berlin; † 19. Januar 1916 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Historiker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Dove — (* 12. November 1863 in Tübingen; † 30. Juli 1922 in Jena) war ein deutscher Geograph, Meteorologe und Afrikaforscher. Karl Dove war der Sohn des Kirchenrechtslehrers Richard Wilhelm Dove und Enkel des Physikers und Meteorologen Heinrich… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Wilhelm Bickell — (* 2. November 1799 in Marburg; † 23. Februar 1848 in Kassel) war ein deutscher Kirchenrechtler. Leben Johann Wilhelm Bickell wurde am 2. November 1799 in Marburg als Sohn des Oberförsters Alex Bickell (1752–1810) und der Maria Bickell… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”