Robert Zajonc

Robert Zajonc

Robert Boleslaw Zajonc (* 23. November 1923 in Łódź, Polen; † 3. Dezember 2008 in Stanford, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Psychologe und Hochschullehrer an der Stanford University. Er trug wesentlich zur Entwicklung der Sozialpsychologie bei.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Als sich 1939 die deutsche Wehrmacht Łódź näherte, floh Robert, ein Einzelkind, mit seinen Eltern nach Warschau. Dort wurde ihre Wohnung bei einem Bombenangriff zerstört; seine Eltern starben, er selbst wurde schwer verletzt. Von Warschau aus wurde er in ein Arbeitslager nach Deutschland verschleppt. Er floh, wurde jedoch wieder gefangen genommen und in ein Gefängnis für politische Gefangene in Frankreich gesperrt. Auch von dort konnte er fliehen. Er trat der Résistance bei und studierte an der Universität von Paris. Nach dem Krieg arbeitete er für die Vereinten Nationen (UNRRA) in Paris, studierte anschließend an der Universität Tübingen und emigrierte 1948 in die USA, nach Ann Arbor, Michigan. Er erwarb seinen Doktorgrad in Psychologie 1955 an der University of Michigan und war dort Professor und Institutsdirektor bis 1994. Dann wechselte er an die Stanford University, wo er bis zu seiner Emeritierung blieb.

Seine Ehefrau, Hazel Rose Markus, ist ebenfalls Sozialpsychologin. Zajonc starb am 3. Dezember 2008 an Pankreaskrebs in Stanford.

Aussprache seines Namens

Seit er in den USA lebte, ließ er seinen Namen ungefähr Seijenz aussprechen, in englischer Lautschrift ZYE-unts[1] [2] bzw. Zy-unce - like Science with a Z.[3] Er sagte einmal „Zajonc rhymes with science“.[4]

Leistungen

Zu Zajoncs bekanntesten Entdeckungen gehören:

  • der Mere-Exposure-Effekt, der besagt, dass unter sonst gleichen Bedingungen Bekanntes angenehmer und sympathischer ist als Unbekanntes. Im Originalexperiment zeigte er den Probanden in schneller Folge abstrakte Formen. Anschließend wurden die Objekte, die sie am häufigsten gesehen hatten, signifikant positiver bewertet, als die weniger oft gezeigten.[5]
  • Preferences need no inferences: Nach Zajoncs Überzeugung sind emotionale Bewertungen schneller und wichtiger als rationale.[6] Damit setzte er sich in Opposition zur Zwei-Faktoren-Theorie der Emotion von Stanley Schachter und anderen Emotionstheorien, die „kognitive Prozesse für notwendige Bedingungen von Gefühlen halten“.[7]
  • das Konfluenzmodell, das den Einfluss der Stellung in der Geschwisterreihe auf die Intelligenz erklärt. Während die Erstgeborenen die ungeteilte Aufmerksamkeit der Eltern bekommen und oft die Gelegenheit haben, jüngeren Geschwistern etwas beizubringen, haben Letztgeborene diesen Vorteil nicht und statistisch gesehen einen durchschnittlich um drei Punkte niedrigeren Intelligenzquotienten.[8]

Schriften (Auswahl

  • Social psychology: An experimental approach. California: Brooks/Cole 1980
  • The Selected Works of R.B. Zajonc. Wiley 2003. ISBN 978-0-471-43306-4

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. http://zajonc.socialpsychology.org/
  2. http://www.nytimes.com/2008/12/07/education/07zajonc.html
  3. en:Robert Zajonc
  4. http://www.psychologicalscience.org/observer/getArticle.cfm?id=2497
  5. The Journal of Personality and Social Psychology, 1968
  6. Feeling and thinking: Preferences need no inferences, American Psychologist 36, 1980, S. 151-175
  7. W. Herkner: Sozialpsychologie. Bern: Hans Huber 1993, S. 347, ISBN 3-456-81989-7
  8. Zajonc, R. B. (1993). The confluence model: Differential or difference equation. European Journal of Social Psychology, 23(2), S. 211-215

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Robert Zajonc — Robert B. Zajonc (né en 1923, mort à Stanford le 2 décembre 2008) était un psychologue américain spécialisé dans la psychologie sociale et les phénomènes de groupe. Sommaire 1 Œuvre 2 Éléments biographiques …   Wikipédia en Français

  • Robert Zajonc — Robert B. Zajonc (pronounced Zy unce like Science with a Z; born 1923) is a Polish born American social psychologist who is known for his decades of work on a wide range of social and cognitive processes. One important contribution was the… …   Wikipedia

  • Zajonc — ist der Familienname von: Miroslav Zajonc (* 1960), tschechoslowakischer Rodelsportler Robert Zajonc (1923–2008), US amerikanischer Psychologe Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidung mehrerer mit demselben W …   Deutsch Wikipedia

  • Robert Lawlor — (born 1939) [http://auroville.org/journals media/avtoday/Mar 03/forecomersf.htm A forecomer looks back ] , Deborah Lawlor, Auroville Today , March 2003] is an anthropologist, mythographer, symbologist and author of several books.After training as …   Wikipedia

  • Robert A. McDermott — Robert McDermott is professor of Philosophy and Religion at the California Institute of Integral Studies in San Francisco. He received his Ph.D. in 1969 in philosophy from Boston University and is president emeritus of the California Institute of …   Wikipedia

  • Зайонц Роберт / Zajonc, Robert В. — (p. 1923). Зайонца интересовала связь между структурой семьи и интеллектуальным развитием. Его имя неразрывно связано с двумя открытиями в области социальной психологии: динамической теорией социального содействия (эффект присутствия) и теорией… …   Психологическая энциклопедия

  • Mere exposure effect — The mere exposure effect is a psychological phenomenon by which people tend to develop a preference for things merely because they are familiar with them. In social psychology, this effect is sometimes called the familiarity principle. The effect …   Wikipedia

  • Drive theory — The terms drive theory and drive reduction theory refer to a diverse set of motivational theories in psychology. Drive theory is based on the principle that organisms are born with certain physiological needs and that a negative state of tension… …   Wikipedia

  • Social Facilitation — Die Social Facilitation Theorie (frei übersetzt Soziale Erleichterung) besagt, dass Lebewesen bei bloßer Anwesenheit von Artgenossen bei einfachen Aufgaben bessere Resultate erzielen. Bei komplexen Aufgaben kehrt sich diese Erleichterung um und… …   Deutsch Wikipedia

  • Exposure effect — The Exposure Effect (also known as the Mere Exposure Effect) is a psychological phenomenon well known to advertisers: people express undue liking for things merely because they are familiar with them. This effect has been nicknamed the… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”