Robert von Nantes

Robert von Nantes

Robert von Nantes († 8. Juni 1254) war ein römisch-katholischer Bischof von Nantes und Patriarch von Jerusalem im 13. Jahrhundert.

Inhaltsverzeichnis

Anfänge

Robert stammte ursprünglich aus Apulien und hatte dort bereits kirchliche Ämter bekleidet. Nachdem er sich im Konflikt zwischen Papst Gregor IX. und Kaiser Friedrich II. die Feindschaft des letzteren zugezogen hatte, wurde er 1236 in das französische Bistum von Nantes versetzt.

Werdegang

Am 15. Mai 1240 wurde Robert in das seit 1238 vakante Amt des Patriarchen von Jerusalem eingesetzt, wofür er sich als Kaisergegner besonders prädestiniert hatte. Kaiser Friedrich II. beanspruchte als Vater des Königs Konrad II. von Jerusalem die Regentschaft in dem Königreich, was ihm allerdings seitens der lokalen Feudalherren und des Papstes abgestritten wurde. Robert bestimmte zunächst den Erzbischof von Tyrus, Pierre de Sergines, zu seinem Vikar für die Zeit seiner Abwesenheit. Im Frühjahr 1244 erreichte er das heilige Land und stattete sogleich Jerusalem einen Pilgerbesuch ab, wozu er danach nie wieder Gelegenheit bekam. Denn im August 1244 wurde Jerusalem von der Horde der Choresmir überfallen, worauf die Stadt für immer der Christenheit verloren ging.

Konflikte

In Konflikt geriet Robert mit dem Grafen Walter von Jaffa, der ihm die Übergabe des „Patriarchen-Turms“ von Jaffa als Amtssitz verweigerte, obwohl dieser Turm von seinem Amtsvorgänger gebaut wurde. Laut Joinville soll Robert den Grafen deswegen gar exkommuniziert haben. Robert nahm am 18. Oktober 1244 an der Schlacht von La Forbie teil, in der die Christen und ihre muslimischen Verbündeten eine vernichtende Niederlage gegen den Sultan von Ägypten erfuhren. Er selbst gehörte zu den wenigen die sich durch eine Flucht vom Schlachtfeld in das nahe Askalon retten konnten. In einem Schreiben unterrichtete er darauf den Papst von der Niederlage und der einhergehenden Verschlechterung der Lage für das christliche Outremer. Im folgenden Jahr reiste er persönlich nach Frankreich um dort auf dem Konzil von Lyon für einen neuen Kreuzzug zu werben. Nachdem sich König Ludwig IX. von Frankreich schnell bereit erklärte sich an die Spitze des Kreuzzuges zu setzen reiste Robert 1247 nach London weiter um dort König Heinrich III. von England zur Kreuznahme zu bewegen. Der lehnte eine Teilnahme allerdings ab, obwohl Robert ihm eine Heilig-Blut-Reliquie für die Westminster Abbey geschenkt hatte.

Kreuzzug

Robert nahm am folgenden sechsten Kreuzzug teil und geriet nach dessen Scheitern im April 1250 zusammen mit König Ludwig IX. in die Gefangenschaft des ägyptischen Sultans, aus der er aber bald wieder herausgelöst wurde. Robert starb im Juni 1254 wenige Monate nachdem Ludwig IX. aus dem heiligen Land abgereist war.

Briefe

Vom Patriarchen Robert von Jerusalem sind drei Briefe erhalten, die alle von den Mönchen der Abtei St. Modwen von Burton-upon-Trent in ihre Annalen transkriptiert wurden.

  • Brief vom Spätjahr 1244 an Papst Innozenz IV. über die Niederlage von La Forbie:[1]
    • Annales monasterii de Burton, hrsg. von Henry Richards Luard: Annales Monastici in, Rolls Series 36 (1864), Vol. 1, S. 257–263
  • Brief vom 15. Mai 1250 an das Kardinalskollegium zu Rom über die Niederlage von al-Mansura, die Gefangenschaft und Freilassung Ludwigs IX.:
    • Annales monasterii de Burton, hrsg. von Henry Richards Luard: Annales Monastici in, Rolls Series 36 (1864), Vol. 1, S. 285–289
  • Brief vom Sommer 1251 an Blanka von Kastilien über den Verbleib ihres Sohnes Ludwig IX. und die politische Lage in Outremer:
    • Annales monasterii de Burton, hrsg. von Henry Richards Luard: Annales Monastici in, Rolls Series 36 (1864), Vol. 1, S. 296

Literatur

  • Bernard Hamilton: The Latin Curch in the Crusader States: The Secular Church (London, 1980)
  • Jaroslav Folda: Crusader art in the Holy Land: from the Third Crusade to the fall of Acre, 1187-1291, Band 1 (Cambridge University Press, 2005)

Einzelnachweis

  1. Dieser Brief wurde auch von Salimbene von Parma in dessen Chronica transkriptiert. Siehe dazu, G. Scalia: Scrittori d'Italia (Bari, 1966)


Vorgänger Amt Nachfolger
Heinrich I. Bischof von Nantes
1236–1240
Galeran
Gerald von Lausanne Patriarch von Jerusalem
1240–1254
Jacques Panteléon

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