Robert Jelinek

Robert Jelinek

Robert Jelinek (* 1970 in Pilsen) ist ein österreichischer Künstler.

Leben

Er arbeitet international seit 1990 als vom Kunstbetrieb unabhängiger Künstler in den Bereichen Bildende Kunst, Olfaktorik und elektronische Musik.

1990–1992 startete er das Medienprojekt „Unternehmen Tagebuch“, bei dem er private Botschaften an Freunde und Verwandte mittels Nutzung elektronischer Medien richtete. Dabei wurde die Schnittstelle zwischen Privatheit und Öffentlichkeit künstlerisch untersucht.

Unter dem Namen „Sabotage“ wurden zwischen 1992–1995 über 70 öffentliche Aktionen und Projekte realisiert. „Sabotage“ zielte auf die Beeinträchtigung von definierten Denkschemata und Handlungsmustern. Die Orte waren öffentlich funktionelle Zonen, die kurzzeitig privat genutzt werden, wie Telefonzellen, Toilettenanlagen, Aufzüge, Fotozellen.

Anfang der 1990er Jahre richtete er seinen Fokus auf elektronische Musik und gründete zeitgleich in Wien das international renommierte Label Sabotage Communications, welches unter den Namen Sabotage Recordings, Subetage Records und Craft Records in den Jahren 1994–1999 über 60 Tonträger mit Musikern veröffentlichte. Das Musiklabel war eine breite Plattform für junge Bands und Gruppen zwischen Wien und Detroit, Sankt Petersburg bis Sydney. Mit seiner Veröffentlichung des „Five“ Magazins erschien 1997 in Österreich das erste international ausgerichtete Magazin für Kunst, Musik und Design.

Ab 1998 folgten die ersten olfaktorischen Kunstaktionen und Projekte. Dabei wird Geruch als Informationsträger mittels verschiedener Medien eingesetzt. Im gleichen Jahr erschien erfolgreich das Parfum Cash Parfum – Der Duft des Geldes. 1999 initiierte er das Geruchsfestival „Airconditions“, bei dem eine Woche lang im Stadtraum Wien verschiedene Gerüche als Informationsträger zum Wirken kamen.

2001 erstellte er für das Wiener Museumsquartier ein Konzept für die örtliche Zusammenführung musikalischer Prozesse. Unter seiner künstlerischen Leitung entstand der “Spoiler”, ein mobiler Ort an dem ein Musikarchiv, Plattenladen, Flyerverteilerstelle, Tonstudio und Diskussionsplattform zusammenwirken. Zu seinen Gästen zählten Grandmaster Flash, Coil, Bill Drummond/KLF, Jürgen Teipel.

Am 30. August 2003 um 13:00 CET, wurde SoS (State of Sabotage) durch den Künstler Robert Jelinek auf der Insel Harakka vor Helsinki vor großen Publikum ins Leben gerufen. Robert Jelinek und HR Giger eröffneten gemeinsam mit dem 25-köpfigen finnischen Chor der schreienden Männer "Huutajat" feierlich den Staat. Dabei wurde auch das skulpturale Monument "Sabotage" des Schweizer Künstlers und "Alien"-Erfinders enthüllt. Die Skulptur soll auf dem höchsten Punkt der Insel Harakka verbleiben und ist öffentlich zugänglich. Die Staatserklärung fand unter der Patronage folgender Mikronationen statt: Principality of Sealand, Ladonia, NSK State, Elgaland-Vargaland und Transnational Republic. SoS erklärte den 30. August zum Staatsfeiertag, um sich an diesen historischen Event jährlich gebührend zu erinnern. In Australien wurde die erste SoS-Provinz “Baldrockistan” erworben. Weiterhin erfolgten in diesem Jahr Botschaftseröffnungen und Präsentationen in Amsterdam/Holland, Wien/Österreich und Nantes/Frankreich.

2004 wurde begonnen, diplomatische Beziehungen zu anderen Staaten aufzubauen und es erfolgte der Aufbau der SoS-Kunstsammlung und Kooperationen mit Künstlern. Es folgten öffentliche Projekte, Ausstellungen und Botschaftseröffnungen in Hamburg/Deutschland, Den Helder/Holland, New York/USA, Novi Sad/Serbien, Barcelona/Spanien, Nizza/Frankreich, Ljubljana/Slowenien.

2005 brachte Robert Jelinek den ersten SoS-Gral in das südlichste Museum der Welt in Ushuaia/Argentinien. Bei seiner Einreise zu einer Ausstellungsbeteiligung von SoS in Ohio/USA wurden von der Homeland Security alle SoS-Pässe, sowie privates Eigentum beschlagnahmt und beschädigt. Erst durch mediales Echo erwog das FBI nach 3 Monaten die Gegenstände zu retournieren. Jelinek beschloss künftig keinen Fuß mehr auf amerikanischen Boden zu setzen.

Weiterhin wurden in diesem Jahr Kooperationen mit Jonathan Meese und Herman de Vries eingegangen. Jelinek schrieb die erste Version der SoS-Staatsverfassung und ratifizierte für die UNO die SoS-Anerkennung der Menschenrechte, sowie den Wiener Konventionsbeschluss für diplomatische Beziehungen. SoS wurde de facto von Jugoslawien, San Marino, Seborga und Italien als souveräner Staat anerkannt. In Baldrockistan wurde das erste eigene Haus errichtet und es wurden Botschaften sowie Präsentationen in Nantes/Frankreich, Linz, Wien, Hall/Österreich, Prag und New York eröffnet.

In einem Zeitraum von 8 Monaten suchten im Jahr 2006 über 700 Afrikaner aus Nigeria, Ghana, Togo, Südafrika, Benin, Kamerun, Burkina Faso, Libyen, Gambia, Liberia, Uganda, Senegal und Sambia mit eigenen kreativen Arbeiten als Tausch gegen einen SoS-Pass an. Die faktische SoS-Anerkennung ermöglichte afrikanischen Migranten, Länder, die sie gezwungen waren zu verlassen, tatsächlich zu bereisen. Im August 2006 wurde der österreichische Zoll auf einige Pakete aufmerksam und schaltete die Kriminalpolizei ein. Nach einer Vorladung von Robert Jelinek wurde die Anzeige von der Staatsanwaltschaft zurückgelegt und das eingeleitete Verfahren eingestellt. Jelinek brachte den zweiten Gral in das nördlichste Museum der Welt nach Longyearbyen/Spitzbergen. Durch den Erwerb einer Wiese in Südböhmen/Tschechien wird das SoS Territorium erweitert. Nach dem Prinzip des Foucaultschen Pendels ließ er in der Waldviertler Landschaft bei Schiltern/NÖ eine 20 Meter hohe Stahlkonstruktion bauen, an der 30 cm über dem Boden ein begehbares Haus schwebte. Zudem erfolgten in diesem Jahr Botschaftseröffnungen und Ausstellungen in Berlin und Hannover/Deutschland, Istanbul/Türkei, Krems/Österreich und Prag/Tschechien.

Die eingeführte “SoS”-Währung wurde 2007 bei der Weltbank/IWF eingereicht. Die US-Regierung hielt sich die Domain „stateofsabotage.com“ vor und ließ sie durch ihren nahestehenden Konzern DomainsbyProxy blockieren. Nach Afrika langten weitere SoS-Passanträge aus der ganzen Welt ein. Der SoS-Pass wurde vorwiegend als Ausweis genutzt, der Migranten als Zugang zur medizinischen Versorgung, Arbeitsgenehmigung und für Geldtransfers an Verwandte in ihren Herkunftsland diente. In diesem Jahr wurde auch die SoS-Kunstsammlung weiter ausgebaut. Zudem wurde SoS nun de facto von Slowenien, Schweiz, Monaco und Andorra anerkannt. Neben der Teilnahme an der Konferenz AER (Assembly of European Regions) in Udine unter dem Vorsitz des EU-Präsidenten José Manuel Barroso fanden Präsentationen und Ausstellungen in Toronto und Kingston/Canada, Žilina/Slowakei, Linz, Wien und Graz/Österreich statt.

Im Sommer 2008 wurde auf dem fünften SoS-Gelände, einer Weinparzelle am Wagram/Niederösterreich, der erste SoS-Staatswein vorgestellt.

Bücher

  • Robert Jelinek, "Sabotage 1992-93", Deutsch, engl. (114 p. Hardcover, Eigenverlag 1993 ) ISBN 3-95000-0534
  • Robert Jelinek, "Sabotage 1992-95", Deutsch, engl. (112 p. Hardcover, Brandstätter Verlag, Wien 1993 ) ISBN 3-85447-592-6
  • Robert Jelinek und Christoph Steinegger, "[Sabotage: Torments & Vices", Engl. (228 p. Hardcover, Gestalten Verlag 2002 ) ISBN 3-931126-97-8
  • Robert Jelinek, "Ruptur der Aorta", Deutsch (386 p. Hardcover, Bibliothek der Provinz 2006) ISBN 3-902414-30-8
  • Robert Jelinek, "Offshore Census - Citizens of the State of Sabotage", Deutsch/English (410 p. Hardcover, Springer Wien/New York 2011) ISBN 978-3-7091-0533-7

Weblinks


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