Rogäsen

Rogäsen
Rogäsen
Großgemeinde Rosenau
Koordinaten: 52° 19′ N, 12° 21′ O52.32188333333312.355277777778Koordinaten: 52° 19′ 19″ N, 12° 21′ 19″ O
Einwohner: 280
Eingemeindung: 31. Dez. 2001
Postleitzahl: 14789
Vorwahl: 033832

Rogäsen ist ein kleines Dorf etwa acht Kilometer nördlich von Ziesar und 20 Kilometer westlich von Brandenburg an der Havel. Der Ort gehört heute zur brandenburgischen Großgemeinde Rosenau im Amt Wusterwitz im Landkreis Potsdam-Mittelmark.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Schloss und Kirche in Rogäsen um 1860, Sammlung Alexander Duncker

Der Name des Dorfes ist wendischen Ursprungs. Rogäsen, abgeleitet von einer polabischen Grundform Rogoz'n bedeutet: "Ort, wo Rohrkolben wachsen[1]. Der Ort wurde im 14. Jahrhundert auch Ragoesen geschrieben; im 16. Jahrhundert wandelte er sich zu Roggesen bzw. Rogesen[2]. Die Wenden wanderten ab dem 7. Jahrhundert in die Region ein. Das Dorf ist damit während oder nach dieser Besiedlungswelle entstanden. Es war über 500 Jahre im Besitz der Familie von Werder. Das Rittergut derer von Werder wurde 1421 erstmals erwähnt. Es gab bereits auf dem Gut eine Poststation mit Gespannwechsel. Belegt ist die Tatsache, dass Friedrich der Große bei seiner Rückkehr von einer Truppenschau der Magdeburger Garnison, in Rogäsen einen Zwischenhalt einlegen musste, weil ein Rad der Kutsche gebrochen war. Friedrich verweilte bis die Reparatur beendet war, auf dem Gut derer von Werder. Danach erhielt der damalige Landrat Hans Dietrich von Werder vom König den Auftrag, die Melioration (Trockenlegung) des Bruches vorzunehmen. Außerdem wurde der durch das Bruch führende Holzdamm gepflastert.

Diese gelungene Umgestaltung veranlasste den König, von Werder als Geheimen Finanzrat nach Berlin zu berufen. Um angemessen übernachten zu können, unterstützte der König den Neubau eines Herrenhauses. Die Familie von Werder war Eigentümer des Schlosses mit Feldern und Wäldern bis 1848. Dann wurde das Schloss wegen Zahlungsunfähigkeit der von Werder mit sämtlichen Grundbesitz versteigert. Der damalige Landrat Gustav Graf von Wartensleben wurde neuer Eigentümer des Schlosses und Grundbesitzes.

Wirtschaft

In Rogäsen ist der Betriebssitz der Agrargenossenschaft Rogäsen eG. Das Herzstück der Landwirtschaft ist die Milchproduktion. Das Fiener Bruch hält die Feuchtigkeit auch in Trockenzeiten wie ein Schwamm fest und ermöglicht so eine optimale Weidewirtschaft.

Kirche

Die Kirche ist das älteste Denkmal in Rogäsen. Sie wurde Anfang des 13. Jahrhunderts aus Feldsteinen errichtet. Um 1760 wurde der Backsteinturm angebaut, in dem sich ein Geläut mit zwei Glocken befindet.

Die Rogäsener Kirche war eine Patronatskirche. Dem Schlossherrn oblag es als Kirchenpatron, für den Erhalt der Kirche aus eigenen Mitteln zu sorgen. Heute ist die Kirche von Rogäsen eine Ruine, da in der Zeit der DDR nach der Enteignung der Patrone alle Reparaturarbeiten unterblieben. Anfang der 1970er-Jahre wurden daher die Gottesdienste eingestellt. Im Jahr 1978 wurde das Dach der Kirche abgerissen und damit ging auch die gesamte Innenausstattung verloren. Ein Wiederaufbau wird angestrebt.

Das ursprüngliche Kirchenschiff war geteilt. Im vorderen Teil befand sich der Altar vor dem Rundbogen, der noch deutlich sichtbar ist. Der Fußboden war mit quadratischen Steinplatten belegt. Auf beiden Seiten des Raums befanden sich Bänke, oben auf der rechten Seite eine Loge für den Patron der Kirche und oben auf der linken Seite eine Loge für die Angestellten des Rittergutes. Der vordere Raum war mit Teppichen ausgelegt und eine Orgel befand sich im hinteren Teil. An den Wänden hingen Bilder, die die biblische Geschichte darstellten und auf Wandtafeln waren die Namen der Rogäsener Männer genannt, die aus verschiedenen Kriegen nicht heimkehrten.

Schloss

Das Herrenhaus oder Schloss wurde 1780 gebaut. Es hat eine einfach gegliederte Fassade mit einem Balkon und einem Wappenrelief über dem Haupteingang. Umgeben wird das Schloss von einem Park von rund 25.000 Quadratmetern. Bis 1945 war das Schloss und der dazugehörige Grundbesitz, Eigentum der Familie von Wartensleben. Noch bevor die Rote Armee Rogäsen erreichte, war die Gräfin von Wartensleben zu Verwandten nach Westdeutschland geflohen. Auf Beschluss der sowjetischen Besatzungsmacht erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg im Zuge der Bodenreform die entschädigungslose Enteignung des gräflichen Familienbesitzes in Rogäsen.

Nach 1945 war zuerst eine sowjetische Kommandantur im Schloss untergebracht, bevor Flüchtlingsfamilien aus den ehemaligen Ostgebieten dort einquartiert wurden. Von 1957 an wurden die Räume für den Schulunterricht genutzt, dann auch als Kindergarten. Ab 1993 suchte die Gemeinde Kaufinteressenten für das Schloss, um weiterem Verfall vorzubeugen. Im Jahr 1997 wurden Schloss und ein Teil des Parks an Berliner Geschäftsleute verkauft, die versprachen, Arbeitsplätze in der Gemeinde zu schaffen und das Schloss zu erhalten. Diese Verpflichtungen wurden jedoch nicht erfüllt und im Jahre 2000 wurde das Schloss an die Familie König verkauft. Frau König ist Enkelin der Gräfin von Wartensleben, einer Tochter der letzten Besitzerin des Schlosses.

Persönlichkeiten

Einzelnachweise

  1. Reinhard E. Fischer: Brandenburgisches Namenbuch Teil 2 Die Ortsnamen des Kreises Belzig. Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar 1970. (S.92 Namenserklärung für Ragösen, nördlich Belzig = gleiche etymologische Wurzel)
  2. Ernst Wernicke: Beschreibende Darstellung der älteren Kunstdenkmäler der Kreise Jerichow. Halle a. d. Saale 1898

Weblinks


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