Rotkäppchen Sektkellerei

Rotkäppchen Sektkellerei
Rotkäppchen Sektkellerei GmbH
Logo von Rotkäppchen Sekt
Rechtsform GmbH, Tochter der Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien
Gründung 26. September 1856
Sitz Freyburg (Unstrut), Deutschland

Leitung

  • Gunter Heise, Geschäftsführer
  • Manfred Hilpert, Geschäftsführer
  • Michael John, Geschäftsführer
  • Lutz Lange, Geschäftsführer
  • Ulrich Wiegel, Geschäftsführer
Branche Nahrungsmittelindustrie
Produkte Sekt, Wein
Website www.rotkaeppchen.de
historisches Hauptgebäude der Rotkäppchen-Sektkellerei

Die Rotkäppchen Sektkellerei GmbH in Freyburg/Unstrut ist der Hersteller der traditionsreichen Sektmarke Rotkäppchen (seit 1894).

Im Westen Deutschlands wurde die Kellerei bekannt durch die erste größere Übernahme eines westdeutschen Unternehmens durch ein ostdeutsches. Im Jahre 2002 übernahm Rotkäppchen von der kanadischen Seagram-Gruppe die Sektmarken Mumm, Jules Mumm und MM Extra und brachte die weiterhin rechtlich selbstständigen Unternehmen Godefroy H. von Mumm & Co. Sektkellereien in Hochheim, Matheus Müller Sektkellereien und Chantré & Cie in Eltville und Rotkäppchen Sektkellerei in Freyburg in die neuen Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien (RMSK) ein. Daher wird Rotkäppchen häufig als Beispiel für erfolgreiche ostdeutsche Unternehmen genannt.

Ansicht der Rotkäppchen Sektkellerei

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Rüttelpulte zur Herstellung von Sekt in klassischer Flaschengärung im Besucherkeller der Rotkäppchen Sektkellerei
Stand des VEB Rotkäppchen-Sektkellerei auf der Leipziger Herbstmesse 1953
Rotkäppchen Sekt, Traditionssortiment (Tankgärung), Cuvée Rubin
Rotkäppchen Sekt b. A., limitierte Auflage als klassische Flaschengärung

Die Brüder Moritz und Julius Kloss gründen zusammen mit ihrem Freund Carl Foerster am 26. September 1856 die Weinhandlung Kloss und Foerster. Im August des gleichen Jahres hatten sie sich bereits an der Gründung der ersten Freyburger Champagner-Fabrik-Gesellschaft beteiligt. Deshalb reifte im Winter des ersten Geschäftsjahres der Entschluss, neben dem Weingeschäft eine Champagner-Fabrik zu errichten. Der erfahrene Kellermeister Lewalder begann seine Arbeit, und es wurde Sekt von Kloss & Foerster produziert. Die ersten 6.000 Flaschen wurden in einer Wohnung im Hinterhaus der Familie Kloss abgefüllt. Als am 17. Juni 1858 Julius Kloss seine Verlobte Emma Gabler heiratete, wurde die erste Flasche mit Sekt des Unternehmens Kloss & Foerster geöffnet. 1861 stellte man den Sekt erstmals auf der Thüringischen Gewerbeausstellung in Weimar der Öffentlichkeit unter den Namen „Monopol“, „Crémant Rosé“, „Lemartin Frères“ und „Sillery Grand Mousseux“ vor.

Der Name Rotkäppchen-Sekt entsteht

Die Freyburger Champagner-Fabrik, die weniger erfolgreich als Kloss & Foerster war, stellte zwischen 1859 und 1862 ihren Betrieb ein. Im September 1866 kam es nach mehreren fruchtlosen Kaufverhandlungen zur Versteigerung des Unternehmens samt Fabrikgebäude, Einrichtungen und Materialien. Diese gingen nun in den Besitz von Kloss & Foerster über, man konnte aus dem Hinterhaus der Familie Kloss ausziehen und das Unternehmen vergrößern. Schon 1867 konnten die Freyburger Winzer die erforderliche Menge an Wein nicht mehr liefern, und man begann, größere Mengen von Most und Wein in Württemberg und Baden zu kaufen.

Sofort nach Inkrafttreten des Warenbezeichnungsgesetzes 1894 strengte das Champagnerhaus Walbaum-Heidsieck einen Prozess zum Schutz seiner seit 1846 erfolgreichen Standardmarke „Monopole“ an. Kloss & Foerster verlieren den Rechtsstreit: Nur noch Sekt von Heidsieck & Co. in Reims darf den Namen „Monopole“ tragen, und der Markenname „Monopol“ darf vom 1. Oktober 1894 an nicht mehr verwendet werden. Die schon bei Monopol rote Kapsel der Freyburger Sekte wird zum Namensgeber der neuen Marke. Das Warenzeichen „Rotkäppchen“ wird am 20. Februar 1895 durch Kloss & Foerster angemeldet und am 15. Juli 1895 eingetragen.

VEB Rotkäppchen-Sektkellerei

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die Sektkellerei Kloss & Foerster mit Befehl Nr. 76 der Sowjetischen Militäradministration vom 18. Dezember 1945 unter Zwangsverwaltung gestellt. Am 20. Februar 1946 wird ein Treuhänder eingesetzt. Mit der Registrierung der Enteignung im Handelsregister beim Amtsgericht Querfurt am 31. Juli 1948 ist das Unternehmen in Volkseigentum überführt und heißt von nun an VEB Rotkäppchen-Sektkellerei Freyburg/Unstrut.

Günther Kloss – der Enkel des Gründers, der am 16. November 1945 von seinem Schreibtisch weg verhaftet wurde – geht in den Westen Deutschlands. Er findet 1949 eine Anstellung als Technischer Betriebsleiter bei der Sektkellerei Schultz Grünlack. 1952/53 gründet er in Rüdesheim am Rhein die Sektkellerei Kloss & Foerster neu, diese arbeitet ab 1959 eng mit der Sektkellerei Ohlig & Co. zusammen.

Der VEB Rotkäppchen-Sektkellerei Freyburg, die einzige Sektkellerei im Osten Deutschlands, gehörte seit dem 2. Oktober 1950 zur VVB VENAG, Industriewerke Nahrung und Genußmittel Sachsen-Anhalt, ab 20. März 1951 zur Hauptabteilung III Genußmittelindustrie des Berliner Staatssekretariats. 1957 stellt die Sektkellerei ihre Produktion auf das Transvasierverfahren um (hier in der so genannten „Kupferberg-Variante“, die gemeinsam mit der Sektkellerei in Mainz erarbeitet wurde). Zum 1. Januar 1970 wird die Sektkellerei Freyburg in den neu geschaffenen VEB Getränkekombinat Dessau eingegliedert, ab 1. Januar 1980 gehört sie zum VEB Kombinat Spirituosen, Wein und Sekt in Berlin. 1975 wird die Forschungs- und Entwicklungsstelle des VEB Rotkäppchen-Sektkellerei zur zentralen Forschungseinrichtung für die Wein- und Sektindustrie in der DDR ernannt.

Nach der Wiedervereinigung

In der DDR war das Unternehmen Marktführer, nach der Deutschen Wiedervereinigung brach der Absatz weitgehend zusammen. Zum 30. Juni 1990 wurde der VEB Rotkäppchen-Sektkellerei unter Führung der Treuhand in eine GmbH umgewandelt und 1993 im Rahmen eines Management-Buy-out der leitenden Mitarbeiter Gunter Heise, Jutta Polomski, Lutz Lange und Ulrich Wiegel zusammen mit Harald Eckes-Chantré und seinen Töchtern Petra Roller und Christina Oelbermann privatisiert. Am 7. November 1990 schloss die Holding-Gesellschaft Mitteldeutsche Getränke GmbH mit Michael Kloss einen Vertrag über den Erwerb der Marke „Rotkäppchen“ ab, am 8. Oktober 1991 wird die Marke auf die Rotkäppchen Sektkellerei GmbH übertragen. In den folgenden Jahren stabilisierte sich die Lage des Unternehmens, und ein starkes Wachstum setzte ein, das im Jahr 2002 in der Gründung der Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien gipfelte.

Architektur

Überdachter Lichthof der Rotkäppchen Sektkellerei
Das 120.000 Liter fassende Cuvéefass im Domkeller

Die Gebäude in der Freyburger Sektkellereistraße 5 sind ein in ihrer Vollständigkeit und architektonischen Qualität eindrucksvolles Industriedenkmal. Sie wurden ab 1856 durch die Freyburger Champagner-Fabrik und ab 1866 durch die Sektkellerei Kloss & Foerster nach und nach erbaut bzw. erweitert.

Die Hauptbauphase liegt in den Jahren zwischen 1880 und 1900. Der Bau eines großen Verwaltungsgebäudes erfolgte 1889. Im Jahr 1893 wurde der Lichthof mit einem Glasdach überdacht. So entstand ein das Stadtbild prägender Komplex aus Produktionsstätte, Verwaltung, Lagerhalle, Nebengebäuden und einer Gaststätte (deren Gebäude heute nicht mehr steht) in den Formen der Neorenaissance bzw. des Neobarocks.

1896 wurde aus 25 Eichen das größte Cuvée-Weinfass Deutschlands mit einem Volumen von 120.000 Litern gebaut. Es steht im sogenannten Domkeller und ist mit wertvollen Schnitzereien verziert.

Rotkäppchen Sekt

Besonders beliebt ist er in den östlichen Bundesländern, da er die bekannteste Sektmarke in der DDR war. Nach und nach eroberte Rotkäppchen auch in ganz Deutschland Marktanteile. Im Jahr 2010 wurden 112,7 Millionen Flaschen der Marke Rotkäppchen verkauft. Mit einem Marktanteil von 33,5 % ist Rotkäppchen damit Marktführer des deutschen Sektmarktes.[1]

Rotkäppchen Sekt gibt es in sechs Varianten des sogenannten „Traditionssortiments“, hergestellt in Tankgärung, über das Flaschengärsortiment (Transvasierverfahren) bis zur klassischen Flaschengärung, die hier nur in einer exklusiven limitierten Auflage als „Sekt b. A.“[2] der Saale-Unstrut-Region angeboten wird. Außerdem gibt es Diabetiker-Sekt ebenso wie das schaumweinhaltige Getränk „Mocca Perle“.

Einzelnachweise

  1. Presseinformation von Rotkäppchen vom April 2011
  2. Qualitätsschaumwein (Sekt) bestimmter Anbaugebiete, vorgeschriebene Produktbezeichnung gemäß Art. 1 c der Verordnung (EWG) Nr. 2332/92 des Rates vom 13. Juli 1992 über in der Gemeinschaft hergestellte Schaumweine

Literatur

  • Ralf Kahmann: Eine prickelnde Geschichte. Die Rotkäppchen Sektkellerei 1856–2006. Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH, Freyburg/Unstrut 2006, ISBN 3-00-018731-6
  • Ute Bednarz; Folkhard Cremer; Hans-Joachim Krause: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen-Anhalt II. Regierungsbezirke Dessau und Halle. (begründet von Georg Dehio), Deutscher Kunstverlag, München 1999, ISBN 3-422-03065-4, S. 195 f.
  • Helmut Arntz: Rotkäppchen. Festschrift zum 100jährigen Markenjubiläum 1894–1994. Die Geschichte der Sektkellerei Kloss & Foerster 1856–1948, Rotkäppchen 1948–1994. (Schriften zur Weingeschichte, Nr. 111), Gesellschaft für Geschichte des Weines e. V., Wiesbaden 1994

Weblinks

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