Rudolf Benario

Rudolf Benario

Rudolf Benario (* 20. September 1908 in Frankfurt am Main; † 12. April 1933 im KZ Dachau) war ein deutscher Rechtsanwalt. Zusammen mit Ernst Goldmann und Arthur Kahn gilt er als erster in einem nationalsozialistischen KZ ermordeter Jude.

Gedenktafel für Rudolf Benario in Nürnberg-Fürth. Die neben der Tafel stehende Birke wurde von Benario gepflanzt.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Benario wurde als Sohn des damaligen Redakteurs der Frankfurter Zeitung und späteren Leiters des Instituts für Zeitungskunde an der Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Nürnberg, Leo Benario und seiner Ehefrau Marie, geborene Bing, geboren. Einer seiner Großväter war der Geheime Kommerzienrat Ignaz Bing.

In seiner Jugend besuchte er von 1918 bis 1922 das Alte Gymnasium in Nürnberg und dann das Gymnasium Carolinum, ein humanistisches Gymnasium in Ansbach, wo er zu Ostern 1927 das Reifezeugnis erwarb. Anschließend studierte er Sozialwissenschaften und Rechtswissenschaften in Erlangen, Würzburg, Berlin und zuletzt erneut in Erlangen. Im Wintersemester 1929/1930 legte er an der Philosophischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen das Examen zum Diplom-Volkswirt ab. 1932 promovierte Benario in Erlangen mit einer Arbeit über Wirtschaftsräte in der deutschen Literatur und Gesetzgebung der Jahre 1840 bis 1849 zum Doktor der Staatswissenschaften (mündliche Prüfung am 11. November 1932). Die Arbeit wurde 1933 publiziert.

Politisch engagierte sich Benario, der zuletzt in der Moststraße 35/II in Nürnberg lebte, als Führer der Jungsozialisten sowie, während seiner Studentenzeit, als Leiter eines sozialistischen Studentenbundes mit der Bezeichnung „Republikanischer Studentenbund, Hochschulgruppe Nürnberg-Erlangen“. Außerdem war er Mitglied der KPD. Als Leiter der jüdisch-kommunistischen Intellektuellengruppe in Nürnberg spielte er eine wichtige Rolle in der KPD-Bezirksleitung Nordbayern.

Wenige Wochen nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten im Frühjahr 1933 wurde Benario am 10. März 1933 von der SA verhaftet. Am 11. April wurde er ins KZ Dachau überstellt. Am 12. April wurde Benario zusammen mit den Häftlingen Ernst Goldmann, Arthur Kahn und Erwin Kahn durch den Wachkompanieführer Steinbrenner zum Leeren eins Müllkastens herangezogen und dabei so lange mit einem Ochsenziemer geschlagen bis sie zusammenbrachen und aus Mund, Nase und anderen Körperteilen bluteten. Am Abend erschien Steinbrenner nach dem Appell in der Baracke II in der die vier Männer untergebracht waren, rief sie auf und forderte sie auf ihm zu folgen. Er ging mit Benario, Goldmann und die Kahns zu dem Schießplatz im Wald außerhalb von Dachau, wo er sie den SS-Männern Hans Brunner und Max Schmidt und dem Sturmführer Robert Erpsenmüller übergab, die die Männer noch tiefer in den Wald führten und dort niederschossen. Benario, Goldmann und Arthur Kahn starben sofort, Erwin Kahn erlag nach einigen Tagen seinen Verletzungen. Offiziell wurde erklärt, die Männer seien „auf der Flucht erschossen“ worden. Die vier Männer waren damit die ersten Juden, die in nationalsozialistischen KZs zu Tode gebracht wurden.

Benario wurde auf dem Israelitischen Friedhof in Nürnberg begraben. Im Ausland wurde seine Ermordung bereits im Sommer 1933 durch das kommunistische Braunbuch bekannt gemacht.

Seit 2007 erinnert eine Gedenktafel in der Weiherstraße in Nürnberg-Fürth an Benario. Vorschläge Straßen in Nürnberg nach Benario zu benennen, wurden 1988 und 2001 vom Ältestenrat des Stadtrates abgelehnt.

Schriften

  • Wirtschaftsräte in der deutschen Literatur und Gesetzgebung der Jahre 1840 bis 1849. Herzogenaurach 1933. (Dissertation)

Literatur

  • Otto Dov Kulka: Die Jude in den Geheimen NS-Stimmungsberichten. Band 1, Verlag Droste 2004, ISBN 3-7700-1616-5, S. 118
  • Klaus Drobisch: System der NS-Konzentrationslager. 1933–1939. Oldenbourg Akademieverlag, 1993, ISBN 3-05000-823-7

Weblinks


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