Römisches Haus (Leipzig)

Römisches Haus (Leipzig)
Das Römische Haus um 1850

Das Römische Haus in Leipzig war ein Gebäude, das sich der Musikverleger Hermann Härtel auf seinem Grundstück am Peterssteinweg gegenüber der Einmündung der Münzgasse von 1832 bis 1834 errichten ließ.[1] Es war im Stil der Neorenaissance und in Anlehnung an die Villa Farnesina in Rom erbaut und besaß wie diese eine fünfbogige Loggia. Der Baumeister war Woldemar Hermann.[2]

Mit der malerischen Ausschmückung hatte Härtel Bonaventura Genelli beauftragt, der aber über die Anfertigung von zwölf Zwickelgemälden über den Fenstern nicht hinauskam und sich mit dem Auftraggeber entzweite. Die beabsichtigten Fresken führte dann Friedrich Preller der Ältere aus. Es entstand ein Odysseus-Zyklus. 1873–1874 malte Julius Naue im Ballsaal des Hauses Moritz von Schwinds 1852–1854 entstandenen Bilderzyklus zu Aschenbrödel in Wachsfarben[3]

Im Römischen Haus empfing Härtel als Mitglied des Gewandhausdirektoriums Persönlichkeiten aus den musikalischen und literarischen Kreisen Leipzigs. Das Römische Haus wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu den Leipziger Sehenswürdigkeiten gezählt. Es wechselte allerdings mehrfach den Besitzer. 1837 verkaufte es Härtel an den Ratsherrn Philipp Leplay.[1] In einem Stadtführer von 1860 werden die Baumgärtnerschen Erben als Besitzer genannt.[2]

Um die nach Hermann Härtel benannte Härtelstraße bis auf den Peterssteinweg durchziehen zu können, wurde das Römische Haus 1904 abgebrochen. Die Preller-Fresken waren zuvor in den Treppenhausumgang der Universitätsbibliothek überführt worden, wo sie beim Bombenangriff auf Leipzig am 6. April 1945 zerstört wurden.[4]

Das Römische Haus um 1900

Einzelnachweise

  1. a b Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A – Z. PROLEIPZIG, Leipzig 2005, ISBN 3-936508-03-8, S. 508
  2. a b Carl Weidlinger: Leipzig. Ein Führer durch die Stadt und ihre Umgebungen, Leipzig 1860, Nachdruck 1989, ISBN 3-350-00310-9, S. 101
  3. Beim Abriss des Römischen Hauses wurde der aus sieben Einzelbildern bestehende Aschenbrödel-Zyklus samt Mauerwerk aus den Wänden gesägt und 1907 in die Aula des von Otto Wilhelm Scharenberg entworfenen Neubaus der II. Höheren Mädchenschule, seit 1927 offiziell Gaudig-Schule, nach Leipzig-Gohlis überführt, wo sie den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden. Beim 1949 erfolgten Einzug der Arbeiter-und-Bauern-Fakultät in das Gebäude der Gaudig-Schule wurden die Schwind-Fresken als sogenannte Relikte bürgerlich-reaktionärer Kultur von den Wänden gewaschen und durch Malereien im Stil des Sozialistischen Realismus ersetzt. Zwei der Bilder blieben bei dieser Vernichtungsaktion hinter einer Wandverkleidung unentdeckt. Dort wurden sie 1989 wiederaufgefunden und konnten Anfang der 90er Jahre restauriert werden. Sie befinden sich heute als Dauerleihgabe des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig im Foyer des Verlagshauses der Leipziger Volkszeitung.
  4. Universitätsbilbliothek Leipzig 1933–1945 (abgerufen am 12. Oktober 2010)

Literatur

  • Martin Naumann: Das römische Haus. Einem verlorenen Kleinod auf der Spur, PROLEIPZIG, Leipzig 2007, ISBN 978-3-936508-33-8


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