Sankt-Trinitatis-Kirche (Ohrdruf)

Sankt-Trinitatis-Kirche (Ohrdruf)

Die Sankt-Trinitatis-Kirche ist die Hauptkirche von Ohrdruf in Thüringen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Südwestseite der Kirche

Anfang des 16. Jahrhunderts wurde außerhalb der südlichen Stadtmauern von Ohrdruf in der Vorstadt (dem „Langen Leich“ – die Straße Im Leichfeld in der Nähe erinnert heute noch daran) eine Kapelle erwähnt, die Lorenzkapelle oder auch Heiliges Häuschen. 1525 wurde hier die erste evangelische Predigt gehalten. 1533 musste die Kapelle wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Seitdem war die Gemeinde der Vorstadt ohne eigene Kirche und in die damalige Stadtkirche St. Michaelis eingepfarrt.

Anfang des 18. Jahrhunderts beschloss man einen Kirchenneubau zur Ehre Gottes, zur Erbauung im Christenstand und zur Verhütung von allerlei Aergernis. Am 17. April 1709 wurde der Grundstein gelegt und am 17. Juni 1714 erfolgte die Einweihung der Kirche; sie wurde der Dreifaltigkeit Gottes (Trinitatis) geweiht. Die kleine Orgel, das ehemalige Rückpositiv der St.-Michaelis-Kirche, spielte der Bachbruder Johann Christoph Bach, der hier als Organist wirkte und auch in Ohrdruf sieben Jahre später verstarb. 1814 erhielt die Kirche eine neue Orgel aus der Ohrdrufer Werkstatt von Georg Franz Ratzmann. Die Deckenfelder malte 1895 der Kunstmaler und Zeichenlehrer Bruno Kohlmann.

1927 wurde der Altarraum bei einem Umbau der Kirche neu gestaltet, eine Winterkirche und Gemeinderäume eingebaut. Dank einer Stiftung von Gemeindemitgliedern wurden acht Bleiglasfenster des Weimarer Kunstglaser Krause mit Bibelmotiven nach Entwürfen von Paul Birr, Berlin, geschaffen. Die Christusgestalt in der Altarwand stammt von 1935.

Im Zuge der Renovierung des Kircheninneren 1980 versetzte man die Kanzel von der hinteren Altarwand auf die linke Seite des Kirchenschiffes in die Nähe des Gestühls, ihren alten Standort schmückte man mit einem barocken Kreuzigungsgemälde. Am 4. Oktober 1992 wurde die von Förster & Nicolaus aus Lich restaurierte Ratzmann-Orgel wiedereingeweiht. Die Fertigstellung der Außenfassade und des Turmgebälks erfolgte 1997/98, 2006/07 wurde die Orgel nochmals grundsaniert.

Der Taufstein von etwa 1680 stammt vermutlich aus der Kapelle des Schlosses Ehrenstein.

Die Kirche wird häufig für Konzerte genutzt.

Die Kirche und die „Bachs“

Die Kirche verband eine enge Zusammenarbeit mit Mitgliedern der Ohrdrufer Linie der Bach-Musiker-Familie:

  • 1714 bis 1721 Johann Christoph Bach, Kantor und Lehrer, Begründer der Ohrdrufer Bach-Linie, Organist
  • 1714 bis 1717 Tobias Friedrich Bach, 1. Sohn von Johann Christoph, Kantor und Lehrer, Organist
  • 1721 bis 1743 Johann Bernhard Bach, 2. Sohn von Johann Christoph, Organist

Da ab 1738 die Kirche eine Pfarrkirche war, gab es ab 1742 eigenständige Organisten:

  • 1742 bis 1779 Johann Andreas Bach, 8. Kind von Johann Christoph, Organist (von 1744 bis 1753 Organist zu St. Michaelis)
  • 1779 bis 1814 Johann Christoph Georg Bach, Sohn von Johann Andreas, mit ihm stirbt der letzte Organist der Bachlinie in dritter Generation in Ohrdruf.
  • Johann Christoph Bach, 3. Sohn von oben genanntem Johann Christoph, Kanton und Lehrer von 1728 bis 1756 in Ohrdruf, komponierte für den Festgottesdienst zur Einweihung der neuen zweiten Orgel in St. Trinitatis am 18. Juni 1747 eine Kantate.
  • Philipp Christian Georg Bach (1734–1809) wirkte 1772 als Diakon in St. Trinitatis und war von 1757 bis 1772 Kantor, bevor er Pfarrer in Werningshausen wurde.
  • Friedrich Bernhard Christian Bach (1819–1862) war seit 1860 ebenfalls Diakon.
  • Ernst Carl Gottfried Bach (1738–1801) war von 1772 bis 1801 der letzte Kantor der Bach-Linie.
  • Ernst Carl Christian Bach (1785–1859), Sohn des Vorgenannten, war als Pfarrer von 1817 bis 1821 und von 189 bis 1859 als Ohrdrufer Superintendent tätig. Er war der letzte Pfarrer der Bach-Linie in Ohrdruf.

Das Leichviertel

Das Viertel, in dem die Kirche errichtet wurde, bot gegenüber einem innerstädtischen Standort einige Vorteile: großzügige Verkehrsfreiheit für landwirtschaftliche Gespanne, besseren Schutz vor Brandkatastrophen, die im innerstädtischen Bereich oftmals mehrere Häuser(zeilen) heimsuchten, fließwasserreiche Lage (Ohra nebst Nebenbächen) zur Entwicklung etlicher Gewerke, die breite, zum Thüringer Wald führende Ausfall- und Handelsstraße (heute die L 2148 - „Waldstraße“), an der die Kirche liegt, die vielen von der Ohra gespeisten Mühlen (Lappmühle, Königsmühle, Weiße Mühle, Walpertsmühle, Fiedlersmühle, Zwietrachtsmühle, Waldmühle und Tobiashammer.

Der Ursprung des Namens "Leichviertel liegt bei ahd. Leih, soviel wie gespielte Weise, was auf eine frühere Spielwiese oder einen Festspielplatz deutet. Die Kirche hieß im Volksmund auch „Leichkirche“.

Galerie

Quellen

  • Broschüre der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Ohrdruf
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