Santa María de Melque

Santa María de Melque

Santa María de Melque ist eine präromanische Kirche in der autonomen spanischen Region Kastilien-La Mancha und liegt etwa 50 km südwestlich von Toledo. Sie gehört zur Gemeinde San Martín de Montalbán, von der sie knapp sieben Kilometer entfernt in einem aufgegebenen Ort (Despoblado) am Ende einer Stichstraße liegt. Die Kirche wird dem westgotischen Baustil zugeordnet und wurde vermutlich gegen Ende des 7. Jahrhunderts errichtet. Die Entstehungszeit der Kirche konnte jedoch nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden. Nach Jahren des Verfalls wurde die Kirche zu Beginn des 20. Jahrhunderts Gegenstand kunsthistorischer Forschungen. 1931 wurde die Kirche zum Kulturdenkmal (Monumento Nacional) erklärt. Seit 1968 ist sie im Besitz der Diputación de Toledo, die auf dem Gelände Ausgrabungen durchführen ließ und ein Museum einrichtete.

Santa María de Melque

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Santa María de Melque, Innenansicht

Der Name Melque wird aus dem Arabischen balat el-melk abgeleitet und bedeutet Weg des Königs.

Die Ausgrabungen in den 1970er Jahre ergaben, dass das Gebiet um Melque bereits in römischer Zeit besiedelt war. Auf dem Gelände der heutigen Kirche befand sich eine römische Villa und in der Nähe wurden Reste einer römischen Wasserleitung entdeckt.

Ebenso wurden Mauerreste und fünf Wasserbecken einer frühmittelalterlichen Klosteranlage ausgegraben, die sich auf einer Fläche von 12 Hektar ausdehnte und von einer Mauer umschlossen war. Die Kirche wurde als Teil dieses Klosters errichtet. Unter der maurischen Herrschaft bestand das Kloster fort. Die Mönche waren Mozaraber, d.h. Christen, die unter maurischer Herrschaft lebten. Um 930 wurde das Kloster, möglicherweise nach einem Brand, aufgegeben und die Kirche zur Burg umgebaut. Über der Vierungskuppel wurde ein quadratischer Wachturm (atalaya califal) errichtet, der noch erhalten ist. Nach der christlichen Rückeroberung Toledos 1085 durch Alfons VI. (1065–1109) wurde Santa María de Melque wieder als Kirche genutzt. Das Gebiet blieb umkämpftes Grenzland und das Kloster wurde wie das wenige Kilometer entfernt gelegene Castillo de Montalbán im 12./13. Jahrhundert eine Niederlassung des Templerordens. Mit dem Fortschreiten der Reconquista wurden die Befestigungsanlagen nach und nach aufgegeben. Bei der Kirche entwickelte sich ein Ort, der bis ins 19. Jahrhundert bestand und Santa María de Melque wurde zum Wallfahrtsziel. Nach der Einziehung der Kirchengüter (Desamortización) in den 1830er Jahren wurde die Kirche verkauft und als Scheune, Viehstall und zum Trocknen für Tabak genutzt. Dank der durchgängigen Nutzung blieb das Gebäude erhalten.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die kunstgeschichtliche Bedeutung der Kirche vom Grafen von Cedillo (Conde de Cedillo) erkannt und von Manuel Gómez-Moreno in seiner 1919 erschienen Abhandlung Iglesias Mozárabes [1] untersucht. Er ordnete Santa María de Melque der mozarabischen Architektur zu, während die Kirche in der neueren Forschung – u.a. aufgrund von Vergleichen mit anderen Kirchen der Westgotenzeit wie Santa Comba de Bande – als westgotisches Bauwerk betrachtet wird. Sie gilt als eines der am besten erhaltenen Bauwerke des frühen Mittelalters.

Architektur

Die Bauweise, die Konstruktion der Gewölbe und die Verwendung großer Steinquader stehen in spätrömischer Tradition, während der Grundriss des griechischen Kreuzes byzantinischen Einfluss erkennen lässt. Im 6./7. Jahrhundert dehnte sich das Byzantinische Reich bis nach Südspanien aus. Es grenzte an das spanische Westgotenreich, dessen Hauptstadt Toldedo war, und inspirierte dessen Kunst und Kultur.

Da es keine eindeutigen Belege für die Entstehungszeit von Santa María de Melque gibt, ist nicht nachgewiesen, ob die Kirche vor oder erst nach der maurischen Eroberung der Iberischen Halbinsel errichtet wurde. Für eine Zuordnung zur westgotischen Architektur sprechen der Grundriss, der (nicht mehr vorhandene) Vorraum vor dem Eingang im Westen und die Bauweise in Trockenmauerwerk aus zyklopenartigen Quadersteinen. Für Entstehung der Kirche unter maurischer Herrschaft sprechen die mozarabischen Baumerkmale wie die hufeisenförmige Apsis, die sehr eng geschlossenen Hufeisenbögen der Fenster und deren Schlusssteine, die größer als die anderen Keilsteine sind.

Santa María de Melque, Grundriss

Grundriss

Der Grundriss der Kirche ist ein griechisches Kreuz, an dessen Längsarm im Osten eine hufeneisenförmige Apsis mit quadratischer Außenmauer angefügt ist. Der Eingang der Kirche liegt im Westen. Er war ursprünglich mit einem Vorbau versehen, der heute nicht mehr erhalten ist. Die Ostwestachse hatte mit diesem Vorbau eine Länge von etwa 30 Metern, die Nordsüdachse ist 20 Meter lang. An der Nordseite befinden sich ein rechteckiger Raum, in dem noch Blendarkaden zu sehen sind, und eine quadratische Kapelle, die – wie die Reste einer quadratischen Kapelle an der Südseite – in späterer Zeit angebaut wurden.

Außenfassade

Große Granitquader sind in regelmäßigen Schichten ohne Mörtel aneinandergefügt. Ungewöhnlich sind die abgerundeten Ecken der Außenmauern (außer an der Westfassade). Eine Vertiefung, die als vertikale Linie entlang der abgerundeten Ecken verläuft, unterstreicht ihre Rundung und hebt sie von den Außenmauern wie Dreiviertelsäulen ab, die denen im Inneren gleichen. Unter dem Dachansatz verläuft ein nur noch teilweise erhaltenes profiliertes Gesims. Die gleiche Profilierung weisen auch die Kämpfer der Fenster auf. Mit Ausnahme eines Rundbogenfensters haben alle Fenster und Türen Hufeisenbögen mit sorgfältig zugeschnittenen Keilsteinen.

Das Gebäude ist in drei Höhen gestaffelt. Die Apsis wird von den Längs- und Querarmen überragt, in deren Mitte sich die Kuppel der Vierung erhebt.

Innenraum

Die Längs- und Querarme der Kirche besitzen ein hufeisenförmiges Tonnengewölbe, die Apsis ist mit einer Vierteltonne überwölbt. Über den hufeisenförmigen Gurtbögen erhebt sich die Vierungskuppel mit dem heute wieder restaurierten Wachturm aus der Zeit, als das Kloster als maurische Festung diente. Die Gurtbögen liegen auf Dreiviertelsäulen auf, die an die abgerundeten Ecken der Außenmauern erinnern. Die Innenwände waren ursprünglich verputzt, wenige Reste des Stucks sind noch an den Gurtbögen der Vierung vorhanden. Am Gewölbeansatz verläuft wie an der Außenmauer ein schlichter profilierter Fries, der sich auch auf den Kämpfern der Gurtbögen fortsetzt.

An der Stirnwand des Südarmes befindet sich ein Arkosolium, eine Grabnische, in der vermutlich eine bedeutende Persönlichkeit des weströmischen Reiches bestattet wurde. In der nördlichen Seitenkapelle befindet sich ein aus einer Steinsäule gefertigter Altar.

Gräber

Bei der Kirche wurden in Stein gehauene Gräber mit menschlicher Form entdeckt, die in das 12. bis 15. Jahrhundert datiert werden.

Siehe auch

Literatur

  • Achim Arbeiter/Sabine Noack-Haley: Christliche Denkmäler des frühen Mittelalters vom 8. bis ins 11. Jahrhundert, Mainz 1999, S. 89−94, ISBN 3-8053-2312-3
  • Jaime Cobreros: Guía del Prerrománico en España, Madrid 2006, S. S. 211–214, ISBN 84-9776-215-0
  • Jacques Fontaine: L'Art Mozarabe. L'Art Préroman Hispanique, Bd. 2, La Pierre-qui-Vire (Zodiaque) 2. Auflage 1995, S. 76–81, ISBN 2-7369-0215-7

Einzelnachweise

  1. Manuel Gómez-Moreno: Iglesias Mozárabes, Santa María de Melque, Madrid 1919, S. 14–27 (spanisch)

Weblinks

 Commons: Santa María de Melque – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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