- Scheffel (Maßeinheit)
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Der Scheffel auch Schaff, Schäffel, Simber, Sümber, Sümmer, Simmer ist ein altes Raummaß, das zur Messung von Schüttgütern (z. B. Getreide) benutzt wurde und deshalb auch Getreidemaß genannt wurde. In Westfalen wurde der Scheffel auch zum Messen von Steinkohle verwendet.[1] Die ungefähre Größenordnung eines Scheffels sind 50 Liter.
Inhaltsverzeichnis
Grundlagen
Der Scheffel löste in Preußen ab dem 1. Januar 1818 das Ringel als Maßeinheit ab. Der Rauminhalt des Scheffels schwankte je nach Land und Region. In Preußen galt in der Mitte des 19. Jahrhunderts für einen Scheffel ein Volumen von 0,5625 Kubikfuss.[2] Dies waren umgerechnet 3072 preußischen Kubikzoll oder 2770,742 französischen Kubikzoll. Dies entspricht umgerechnet einem Volumen von 54,9615 Litern.[3] Neben dem Rauminhalt von 3072 preußischen Zoll galt ein lichtes Weitenmaß von 22 preußische Zoll.[4][5] Somit hatte ein zylindrisch geformter Scheffel eine Höhe von 8,0813878 preußischen Zoll.[2] Teilweise war zu dieser Zeit auch noch der alte Scheffel als Maß in Gebrauch. Ein alter Scheffel hatte ein Volumen von 2759 französische Kubikzoll, dies entsprach 54,728 Liter. Somit entsprach ein alter Scheffel 0,99575 Neuscheffel. Gleichzeitig galten für den Scheffel bestimmte Mindestgewichte. So galten folgende Mindestgewichte eines Scheffels in preußische Pfund: Hafer 45½ preußische Pfund, Mehl 75 preußische Pfund, Gerste 55½ preußische Pfund, Weizen 85½ preußische Pfund, Hülsenfrüchte 90 1/2 preußische Pfund und Kohlen 100 preußische Pfund.[3] Das preußische Pfund entsprach seit dem 1. Juli 1858 500 Gramm.[3] Für Kohlen galt zusätzlich das seit dem Jahr 1852 in Preußen eingeführte Streichmaß, nach dem ein Scheffel nur bis zum Rand ohne Häufung gefüllt werden musste. Dies galt auch für die Förderwagen, die den vielfachen Rauminhalt (5, 8 oder 10-fach) eines Scheffels hatten.[1]
Anwendung im Bergbau
Gewichtsunterschiede
Die Umrechnung des Scheffels in moderne Gewichtsgrößen ist nicht immer genau möglich. Dies liegt zum einen an den unterschiedlichen Kohlensorten und deren unterschiedlichen spezifischen Gewichten, zum anderen aber auch an der unterschiedlichen Stückigkeit der Kohle. Somit unterliegen die Angaben gewissen Schwankungsbreiten. Das Gewicht eines Scheffels Kohle schwankte je nach Bergbaurevier zwischen 40 und 75 Kilogramm. Bis zum Jahr 1855 kann ein Durchschnittswert von 55 Kilogramm für den Scheffel angenommen werden. Ab der Gewichtsbereinigung um das Jahr 1855 galt in Preußen für den Scheffel (Neuscheffel) ein Gewicht von 50 Kilogramm. Trotz der Gewichtsbereinigung verwendeten einige Bergwerke noch eine längere Zeit die alten Maße oder zusätzlich ihre eigenen Maße.
In der Grafschaft Mark wog ein Scheffel, zwischen den Jahren 1800 und 1836, 65 Kilogramm. In Pörtingsiepen entsprach im Jahr 1842 der Scheffel 75 Kilogramm. In Langenbrahm wog in den Jahren 1870 bis 1880 ein Scheffel 51,50 Kilogramm. Im Handelskammerbezirk Essen/Mülheim/Oberhausen entsprach ein Scheffel einem Gewicht von 53,76 Kilogramm. Für Gasflammkohlenzechen galt für den Scheffel ein Gewicht von 41,70 Kilogramm. Es gab sogar unter einzelnen Bergwerken abweichende Gewichte für den Scheffel. Für die Zeche Friederica galt bis zum Jahr 1837 für einen Scheffel das Gewicht von 55,50 Kilogramm. Für die Zeche Vereinigte Hannibal galt für einen Scheffel das Gewicht von 42,75 Kilogramm. Auf der Zeche Dahlbusch hatte ein Scheffel in den Jahren 1873 bis 1875 42 Kilogramm und ab dem Jahr 1876 42,50 Kilogramm. Für die Zeche Heinrich in Essen-Überruhr galt für den Scheffel ein Gewicht von 55 Kilogramm. Für die Königsgrube galt bis zum Jahr 1872 für einen Scheffel das Gewicht von 47,20 Kilogramm, ab dem Jahr 1874 das Gewicht von 47,50 Kilogramm und ab 1875 wiederum das Gewicht von 47,20 Kilogramm. Die Zeche Holland setzte 1872 für den Scheffel das Gewicht von 51,26 Kilogramm an. In der Gutehoffnungshütte wurde das Scheffel im Jahr 1870 mit 46 Kilogramm berechnet. Auf der Zeche Concordia wurde im Jahr 1870 der Neuscheffel noch mit 48 Kilogramm berechnet.
Literatur
- Joachim Huske: Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier. 3. Auflage, Selbstverlag des Deutschen Bergbau-Museums, Bochum 2006, ISBN 3-937203-24-9
Einzelnachweise
- ↑ a b Heinrich Veith: Deutsches Bergwörterbuch mit Belegen. Verlag von Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1871
- ↑ a b Christian Noback, Friedrich Noback: Vollständiges Taschenbuch der Münz-, Maass- und Gewichts-Verhältnisse, der Staatspapiere, des Wechsel- und Bankwesens und der Usanzen aller Länder und Handelsplätze. Erste Abtheilung, F. A. Brockhaus, Leipzig 1851
- ↑ a b c C. F. Huber (Hrsg): Georg Thomas Flügel's Cours-Zettel, fortgeführt als Handbuch der Münz, Maß-, Bank-, Gewichts- und Usancenkunde, sowie des Wechsel-, Bank-, Staatspapier und Aktienwesens, europäischer und außereuropäischer Städte. Zehnte Auflage, Verlag der Jaeger'schen Buch- Papier- und Landkarten-Handlung, Frankfurt am Main 1859
- ↑ August Erich Julius Barnstedt:Geographisch-historisch-statistische Beschreibung des Großherzoglich Oldenburgischen Fürstentums Birkenfeld, mit Topographie und Karte. Druck und Verlag von C. F. Kittsteiner, Birkenfeld 1845
- ↑ Ludwig von Rönne: Das Staats-Recht der preußischen Monarchie. Zweiter Band, Zweite vermehrte und verbesserte Auflage, F. A. Brockhaus, Leipzig 1865
Weblinks
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