Zeche Dahlbusch

Zeche Dahlbusch
Zeche Dahlbusch
Abbau von Steinkohle
Abbautechnik Tiefbau
Förderung/Jahr 1200000 (1919) t
Beschäftigte 4215 (1919)
Betriebsbeginn 1860
Betriebsende 1966
Nachfolgenutzung Gewerbefläche
Geografische Lage
Koordinaten 51° 29′ 35″ N, 7° 5′ 10″ O51.4930555555567.0861111111111Koordinaten: 51° 29′ 35″ N, 7° 5′ 10″ O
Zeche Dahlbusch (Regionalverband Ruhr)
Zeche Dahlbusch
Lage Zeche Dahlbusch
Standort Gelsenkirchen-Rotthausen
Gemeinde Gelsenkirchen
Bundesland Nordrhein-Westfalen
Staat Deutschland
Revier Ruhrrevier

p0p2

Die Zeche Dahlbusch war ein Steinkohlen-Bergwerk in Gelsenkirchen-Rotthausen. Nach der Zeche Dahlbusch ist die Dahlbuschbombe benannt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1845–1889

Zwischen den Jahren 1845 und 1847 muteten mehrere Gewerken Grubenfeldbesitze im Bereich der Emschermulde um das Dorf Rotthausen herum. Im Jahre 1847 erwarben der deutsche Bergassessor Heinrich Thies sowie ein belgisches Finanzkonsortium die Anteilsmehrheit an dem Grubenfeldbesitz und gründeten die Englisch-Belgische Gesellschaft der Rheinischen Bergwerke.

1848 wurde mit dem Abteufen des ersten Schachtes in der Nähe der Kirche von Rotthausen begonnen, der den Namen König Leopold erhielt (wohl nach dem belgischen König Leopold I.). Aufgrund finanzieller Engpässe musste die Betreibergesellschaft mehrfach liquidieren. Dadurch wurden die Teufarbeiten wiederholt unterbrochen, so dass die Endteufe erst 1857 erreicht werden konnte. Nach Umwandlung der Ursprungsgesellschaft in eine deutsch-belgische Aktiengesellschaft konnten die Teufarbeiten schließlich fortgeführt werden und der Schacht schließlich 1860 in Förderung gehen.

Daraufhin wurde mit dem Erschließen der Randbereiche des Grubenfeldes begonnen. 1868 bis 1870 wurde nördlich von Rotthausen der Schacht 2 niedergebracht. Die Teufarbeiten wurden durch Anwendung eines neuartigen Schachtbohrverfahrens nach Kind und Chaudron erheblich beschleunigt. Wegen der günstigen Lagerstättenverhältnisse wurde der Schacht 2 als eigenständige Förderanlage ausgebaut. Um ihn herum entstand die Dahlbusch-Siedlung als Werkssiedlung.

1873 wurde die alte Betreibergesellschaft erneut liquidiert, da sie die notwendigen Finanzmittel zur weiteren wirtschaftlichen Erschließung der zwei Schachtanlagen nicht aufbringen konnte. Als Nachfolgegesellschaft wurde die Aktiengesellschaft des Bergwerks Dahlbusch neu gegründet. Unter diesem Namen firmierte das gesamte Bergwerk fortan.

1874 bis 1877 wurde im südlichen Feldesteil an der Straße nach Kray die Doppelschachtanlage 3/4 abgeteuft. Diese wurde mit zwei Malakowtürmen ausgestattet und fungierte ebenfalls als eigenständige Förderanlage.

Die Förderung entwickelte sich von nun an stetig. 1881 war die Zeche Dahlbusch mit einer Förderung von 877.000 Tonnen jährlich die größte Förderanlage des Ruhrreviers, trotz des verhältnismäßig kleinen Grubenfeldes.

Die wirtschaftliche Stabilität ermöglichte es der Bergwerksgesellschaft Dahlbusch, ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit zu wahren. Ein Übernahmeangebot durch die Gelsenkirchener Bergwerks-AG im Jahre 1887 konnte durch die Aktionäre abgelehnt werden. Faktisch konnte die Dahlbusch AG ihre Selbständigkeit bis zum Ende des Betriebes aufrechterhalten.

1890–1949

1890 begründete die Dahlbusch AG mit anderen Bergwerksbetreibergesellschaften zusammen das Rheinisch-Westfälische Kohlensyndikat (RWKS) als Interessenvertretung. Die Schachtanlage 2 erhielt von 1890 bis 1895 mit dem Schacht 5 einen neuen Förderschacht. 1896 bis 1899 wurde auf der Schachtanlage 3/4 der Schacht 6 als neuer moderner Förderschacht abgeteuft. Nach dessen Fertigstellung wurde 1900 der Malakowturm über Schacht 4 durch einen zweigeschossigen Tomson-Bock ersetzt, damit er als Seilfahrt- und Materialschacht genutzt werden konnte.

1900 wurden sowohl auf Dahlbusch 2/5 wie auch auf Dahlbusch 3/4/6 jeweils eine Kokerei in Betrieb genommen. 1912 bis 1914 wurde zur Verbesserung der Wetterführung neben dem zentral gelegenen Schacht 1 der Schacht 7 oder Schacht Berger niedergebracht. Schließlich wurde von 1914 bis 1916 auf der Schachtanlage 2/5 der neue Förderschacht 8 abgeteuft, der mit einem großen Doppelstrebengerüst ausgestattet wurde, da er auf lange Frist als Zentralförderschacht vorgesehen war.

1919 wurde die Kokerei der Schachtanlage Dahlbusch 2/5/8 stillgelegt und im Gegenzug die Kokerei 3/4/6 zur Zentralkokerei ausgebaut.

Die Förderung erreichte mit 1,2 Millionen Tonnen jährlich ihren Höchststand. Zur Verbesserung des Kohlen- und Koksabsatzes gehörte die Dahlbusch AG zu den Gründern bzw. Beteiligungsnehmern einiger großer Folgeunternehmen, so der DELOG AG für Glasherstellung, der Ruhrchemie AG in Oberhausen und einiger anderer.

In den Zeiten der Weltwirtschaftskrise wurden umfangreiche Rationalisierungsmaßnahmen vorgenommen. Zwischen 1927 und 1934 wurden die Schächte 1 bis 5 aufgegeben und verfüllt, da für das relativ kleine Grubenfeld der Betrieb nur mit den drei Schächten 6, 7 und 8 wirtschaftlich sinnvoll war. 1936 wurde ein Teil des Grubenfeldes der benachbarten stillgelegten Zeche Hibernia sowie deren Schacht 1 als Außenanlage angepachtet und weiterbetrieben.

1944 fiel der Schacht 8 wegen eines Bombentreffers in der Maschinenzentrale zeitweise für die Förderung aus. Schacht 6 übernahm vorübergehend die Förderung.

1950–1966

In den 1950er Jahren hatte die Zeche verstärkt mit Schlagwettergefährdung zu kämpfen. 1950 passierte eine schwere Schlagwetterexplosion im Westfeld (Schacht 8, 7. Sohle) mit 78 Toten. Sechs Überlebende kamen mit schweren Verbrennungen, teilweise dritten Grades, in das damalige Knappschafts-Krankenhaus in Gelsenkirchen-Ückendorf. Der am schwersten Verletzte war Heinz Otto Engelhardt (1923–1997), er wurde vom damaligen Arbeitsminister besucht.

1955 ereignete sich im Feldesteil Hibernia eine weitere Schlagwetterexplosion mit Grubenbrand, der 42 Bergleute zum Opfer fielen. Im gleichen Jahre kam bei der Rettung dreier durch einen einstürzenden Blindschacht eingeschlossener Bergleute erstmals ein neuartiges, selbst entwickeltes Rettungsgerät zum Einsatz, die Dahlbuschbombe.

Ab 1958 wurden Förderung, Seilfahrt und Energieerzeugung auf Schacht 8 zusammengefasst. 1961 wurde der Feldesteil Hibernia aufgegeben. Schacht Hibernia 1 wurde verfüllt.

1964 meldete die Dahlbusch AG die Zeche Dahlbusch zur Stilllegung an, da die verbliebenen Kohlenvorräte nicht mehr wirtschaftlich zu gewinnen waren und das kleine Grubenfeld keine weitere Expansion mehr zuließ.

Stilllegung

Am 31. März 1966 wurde die letzte Förderschicht auf Dahlbusch 8 gefahren und die Zeche nachfolgend stillgelegt. In den Folgejahren wurden die Schächte verfüllt und die Tagesanlagen nahezu restlos abgebrochen.

Heutiger Zustand

Das Gelände der Schachtanlage Dahlbusch 1/7 (Schacht Berger) wird heute zum Teil durch die Shell-Solarfabrik (Fabrikation von Solarzellen) genutzt. Das Gelände der Schachtanlage Dahlbusch 3/4/6 beherbergt zum Teil Kleingewerbebetriebe und ist zum anderen Teil ungenutzt. Das Gelände der Schachtanlage Dahlbusch 2/5/8 ist saniert und wartet auf die weitere Bebauung. Im Jahr 2006 ging der damalige Eigentümer in Konkurs.

Management

  • Hermann Josef Abs (1901–1994), um 1940 Vorsitzender im Verwaltungsbeirat
  • Karl Brüggemann, langjähriger kaufmännischer Direktor (Vorstandsmitglied)
  • Robert Bürgers, 1932–1938 Mitglied der Rechnungsprüfungskomission, um 1940 Mitglied im Verwaltungsbeirat
  • Albert Chaudron jun., 1897–1902 Mitglied der Rechnungsprüfungskomission
  • J. Chaudron, 1851–1873 Mitglied im Verwaltungsrat, 1873–1905 Aufsichtsratsvorsitzender
  • Karl Holstein (1908–1983), Aufsichtsratsmitglied
  • Wilhelm Kesten, 1912–1935 Vorstandsvorsitzender, später Aufsichtsratsmitglied
  • Ernst Koenigs (1843–1904), 1873–1880 Aufsichtsratsmitglied
  • Heinrich Kost (1890–1978), 1933–1952 Aufsichtsratsmitglied
  • Hermann Lüthgen, 1905–1912 Vorstandsvorsitzender
  • Werner Lüthgen, ab 1934 Vorstandsmitglied
  • Bruno Schulz-Briesen (1832–1919), ab 1863 Direktor, ab 1873 Vorstandsmitglied, 1879–1899 Vorstandsvorsitzender
  • Max Schulz-Briesen, ab 1899 Vorstandsmitglied
  • Georg Solmssen (1869–1957), 1934–1939 Aufsichtsratsvorsitzender
  • Eugen Tomson (1842–1905, Entwickler der Fördergerüst-Bauart Tomson-Bock), 1900–1905 Vorstandsvorsitzender

Literatur

  • Wilhelm Kesten: Geschichte der Bergwerksgesellschaft Dahlbusch. Verlag Glückauf, 1952.
  • Joachim Huske: Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier. 3. Auflage, Selbstverlag des Deutschen Bergbau-Museums, Bochum 2006, ISBN 3-937203-24-9.

Weblinks


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