Schmölln (Oberlausitz)

Schmölln (Oberlausitz)
Schmölln/O.L.
Wappen von Schmölln/O.L.
Koordinaten: 51° 8′ N, 14° 15′ O51.12514.253611111111Koordinaten: 51° 7′ 30″ N, 14° 15′ 13″ O
Einwohner: 1.150
Eingemeindung: 1. März 1994
Postleitzahl: 01877
Vorwahl: 03594

Schmölln in der Oberlausitz (amtlich: Schmölln/O.L., obersorbisch Smělna) ist eine Ortschaft und ehemalige Gemeinde sowie heutiger Ortsteil der Gemeinde Schmölln-Putzkau im sächsischen Landkreis Bautzen.

Blick auf Schmölln vom Oberhofberg

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Die Ortschaft befindet sich etwa 4 Kilometer östlich der Großen Kreisstadt Bischofswerda am nordwestlichen Rand des Lausitzer Berglandes am Fuße des 394 Meter hohen Klosterbergs. Weitere Berge rund um Schmölln sind im Uhrzeigersinn der Oberhofberg (341 m), Putzkauer Berg (355 m), Stiebitzberg (370 m), Belmsdorfer Berg (348 m), Lehnberg (344 m) und Ratschken (331 m).

Schmölln ist nach Tröbigau das zweite Dorf am Oberlauf des Schwarzwassers, welches hier aus östlicher Richtung kommend in Richtung Norden gen Demitz-Thumitz abbiegt.

Nachbarorte

Kynitzsch Demitz-Thumitz Neuschmölln
Bischofswerda Nachbargemeinden Tröbigau
Belmsdorf Niederputzkau Oberputzkau

Geschichte

Ortsname

Der Name Schmölln ist slawischen Ursprungs und leitet sich von smola ab, was so viel wie Teer bedeutet, da das Schmelzen von Teer ein wichtiger Erwerbszweig der Schmöllner im frühen Mittelalter war. Somit ist der Ort etymologisch namensverwandt mit deutschen Orten gleichen oder ähnlichen Namens, wie etwa der Kleinstadt Schmölln in Thüringen, aber auch beispielsweise mit dem Smolny-Palast in Sankt Petersburg oder der westrussischen Großstadt Smolensk.

Entstehung und Frühgeschichte

Rittergut Oberschmölln und Mühlteich um 1850

Der heutige Ort Schmölln entstand aus einer slawischen Siedlung, die vermutlich seit dem 8. Jahrhundert n.Chr. im Norden des heutigen Ortes, rund um den Mühlteich, bestand. Seit dem 10. Jahrhundert erfolgte auch eine deutsche Besiedlung durch Sachsen, Thüringer oder Franken. Hierdurch entstand die etwas eigenwillige, noch heute sichtbare Siedlungsform eines für deutsche Siedlungen typischen Waldhufendorfs entlang des Schwarzwassers, welches nordwärts in einen typisch slawischen Rundling mündet.

Die erste urkundliche Erwähnung Schmöllns ist auf das Jahr 1300 datiert. Sie fand in einem Fundationsbrief des Papstes Bonifatius VIII. statt, mit dem er den damaligen adligen Lehngutsbesitzern die Einwilligung zum Bau einer Kapelle erteilte.

Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte man bei den Bergbauarbeiten am Steinbruch Grund nahe dem heutigen Ortsteil Neue Häuser Keramikfundstücke, die auf eine Besiedlung an dieser Stelle durch die Lausitzer Kultur bereits im 12. vorchristlichen Jahrhundert hindeuten.

Weitere Entwicklung

Bis ins 19. Jahrhundert war das Dorf in die drei Rittergüter Niederschmölln, Oberschmölln und Neuschmölln sowie einige kleinbäuerliche Betriebe aufgeteilt. Somit war das Dorf bis zu dieser Zeit hauptsächlich landwirtschaftlich geprägt. Durch die Erschließung des Granitbergbaus im Klosterberggebiet ab 1840 und den Bau einer Glashütte 1892 wandelte sich der Ort allmählich in ein Industriedorf um.

Nach der sozialistischen Bodenreform 1945 war Schmölln ein Schwerpunkt der mechanisierten Großraumlandwirtschaft. So wurde der Kreisbetrieb für Landtechnik (KfL) einer der größten Arbeitgeber im Ort. Auch heute ist das Dorf durch Landwirtschaft, handwerkliche Kleinbetriebe und in geringem Maße durch Tourismus geprägt.

Politik

Bis 1994 war Schmölln eine eigenständige politische Gemeinde, bevor es durch freiwilligen Zusammenschluss mit den Nachbargemeinden Putzkau und Tröbigau zu Schmölln-Putzkau fusionierte. Letzter Bürgermeister der Gemeinde war Wolfhard Venus (CDU), der dieses Amt bis 2001 auch in der fusionierten Gemeinde ausübte.

Wappen

Ortswappen von Schmölln

Das Ortswappen von Schmölln wurde 1975 durch den ortsansässigen Bildhauer Manfred Wagner nach einem Vorschlag des Ortschronisten Gerhard Rodig entworfen. Ziel war es, darin die Entwicklungsgeschichte des Dorfes darzustellen. Es besteht aus dem Schriftzug Schmölln/OL und drei Symbolen, welche die wichtigsten Erwerbszweige der Schmöllner im Laufe der Geschichte darstellen. Links oben befindet sich der Ofen der Pechbrenner, der die Slawenzeit des Ortes um 800 n.Chr. beschreibt und die Entstehung des Ortsnamens erklärt. Rechts daneben befindet sich die Kornähre als Symbol der seit 1000 Jahren im Ort betriebenen Landwirtschaft. Das untere Symbol steht für die Steinmetze und deutet auf die Blütezeit dieser Branche in Schmölln im 19. und 20. Jahrhundert hin.

Gemeindewappen Schmölln-Putzkau

Zwei dieser Symbole, nämlich das der Steinmetze sowie der Teerofen, finden sich im offiziellen Wappen der heutigen Gemeinde Schmölln-Putzkau wieder.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museum

Am 1. Juli 1956 wurde das Heimatmuseum in den Räumen des Schlosses des einstigen Rittergutes Niederschmölln eröffnet. Schwerpunkt der Ausstellung war von Anfang an die Dorfgeschichte mit besonderem Augenmerk auf die Granitindustrie. Es wurde ausschließlich von Schülern, Lehrern und Eltern der Schmöllner Schule gestaltet und sollte der Unterstützung des Heimatkundeunterrichtes und sonstiger Fächer der Schmöllner Schüler, aber auch der Vorstellung des Ortes für Besucher und Touristen dienen. Das Museum wurde mehrfach erweitert, 1962 um eine Bibliothek und 1975 um die Kleine Galerie des Kulturbundes. Nach der Schließung der Schmöllner Schule im Jahre 2000 fand das Heimatmuseum während der Festwoche zur 700-Jahr-Feier von Schmölln im Dorfgemeinschaftszentrum eine neue Heimstätte.

Bauwerke

Blick auf die Schmöllner Kirche

Kirche

Der Grundbau der heutigen Schmöllner Kirche entstand vermutlich bereits im 14. Jahrhundert, nachdem er im Fundationsbrief des Papstes genehmigt wurde. Der Kirchbau wurde im Jahre 1692 wesentlich erweitert und erhielt im Westen einen massiven Turm. Ihre heutige Gestalt erhielt die Kirche in den Jahren 1901/02.

Im Jahre 1551 hielt die Reformation in Schmölln Einzug. In diesem Zusammenhang wurden die umliegenden Ortschaften Demitz, Thumitz und Tröbigau in die Schmöllner Parochie eingepfarrt, die zuvor allesamt der Parochie Göda angehörten. Erst seit 1956 verfügt Demitz-Thumitz über eine eigene Kirche, während die evangelischen Bewohner Tröbigaus weiterhin nach Schmölln gepfarrt sind.

Heute werden durch das Schmöllner Pfarramt die drei Kirchgemeinden Schmölln, Putzkau und Demitz-Thumitz betreut.

Dorfgemeinschaftszentrum Schmölln

Ehemalige Schule und Dorfgemeinschaftszentrum

Die erste Schmöllner Schule wurde 1735 eröffnet. Ähnlich wie in der Kirche wurden auch hier Kinder aus den Orten Schmölln, Demitz, Thumitz und Tröbigau unterrichtet. 1845 bekam Demitz-Thumitz eine eigene Schule, 1889 auch Tröbigau. Letztere wurde zwischen 1960 und 1976 aufgrund zurückgehender Schülerzahlen schrittweise geschlossen.

1959 wurde die Schule zur vierten zehnklassigen Polytechnischen Oberschule im Kreis Bischofswerda. 1976 bekam die Schmöllner Schule einen modernen, im sozialistischen Stil errichteten Erweiterungsbau. Der zehnklassige Unterricht wurde bis ins Jahr 1992 fortgesetzt, von da an bestand nur noch eine Grundschule, die im Jahr 2000 ebenfalls geschlossen wurde.

Der Erweiterungsbau wurde später komplett abgerissen, während der Altbau eine neue Funktion als Dorfgemeinschaftszentrum bekam. Heute beherbergt das Gebäude die Gemeindeverwaltung von Schmölln-Putzkau sowie das Heimatmuseum.

Sport- und Freizeiteinrichtungen

Zur sportlichen Betätigung befinden sich in Schmölln ein Sportplatz, eine Turnhalle und ein Freibad.

Freibad

Das Schmöllner Freibad ist die wichtigste Freizeiteinrichtung für Einwohner und Besucher. Es wurde 1928 erstmals eröffnet und seither dreimal rekonstruiert bzw. erweitert. Aufgrund der Finanzlage der Gemeinde Schmölln-Putzkau war der Fortbestand des Schmöllner Bades seit Bestehen der Einheitsgemeinde oftmals ein kontrovers diskutiertes Thema in Gemeinderat und Einwohnerschaft. Vor allem durch Spenden und freiwillige Einsätze zahlreicher Schmöllner Bürger, aber auch aus allen anderen Ortsteilen der Gemeinde, konnte eine Schließung des Bades bis heute abgewendet werden.

Ehrentafel des Heimatvereins für den Ortschronisten G. Rodig

Vereinsleben

Schmölln verfügt über ein reges Vereinsleben; neben der Freiwilligen Feuerwehr und dem Sportverein SV Schmölln existiert ein Heimatverein, der aus dem zu DDR-Zeiten bestehenden Kulturbund hervorging und sich während der letzten Jahrzehnte um die Erforschung und Aufarbeitung der Ortsgeschichte verdient gemacht hat, was unter anderem durch viele Infotafeln mit historischen und anderen heimatkundlichen Informationen rund um Schmölln sichtbar wird.

Verkehr und Infrastruktur

Seit 1879 verfügt Schmölln über einen Haltepunkt an der Bahnstrecke Dresden—Zittau. Seit dessen Inbetriebnahme war der Bahnhof ein Zentrum für den Versand der in dieser Gegend abgebauten Granitsteine. Aus diesem Grund wurde 1927/28 die Verladerampe auf 180 Meter Länge ausgebaut, wodurch sie als eine der größten in Sachsen galt.

Regelmäßige Busverbindungen bestehen von Schmölln nach Bischofswerda sowie in die Kreisstadt Bautzen.

Die wichtigste Straßenverkehrsader ist die Staatsstraße S155, die von Putzkau über Schmölln und Demitz-Thumitz zur Bundesstraße 6 in Wölkau führt. Die Autobahn A4 ist über die Anschlüsse Burkau bzw. Uhyst a.T. zu erreichen, die sich jeweils etwa 10 Kilometer nördlich des Ortes befinden.

Der nächstgelegene internationale Flughafen Dresden ist etwa 40 Kilometer entfernt.

Literatur

  • Lausitzer Bergland um Pulsnitz und Bischofswerda. 1. Auflage. Akademie-Verlag Berlin, Berlin 1983 (Werte unserer Heimat. Band 40).
  • Gerhard Rodig: Willkommen in Schmölln in der Oberlausitz, Informationsbroschüre des Heimatmuseums Schmölln/OL, 2001

Weblinks

  • Schmölln/O.L. im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen

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