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schülerVZ www.schuelervz.net Motto das Schülerverzeichnis Kommerziell Ja Beschreibung Online-Community für Schüler Sprachen Deutsch Eigentümer VZ Netzwerke Ltd. Urheber Dennis Bemmann, Ehssan Dariani Erschienen 28. Februar 2007 Mitglieder 5,8 Millionen (Stand Juli 2010) schülerVZ (kurz für Schülerverzeichnis) ist eine Online-Community für Schüler und neben studiVZ und meinVZ ein Projekt der VZ Netzwerke. Das soziale Netzwerk wurde im Februar 2007 gegründet und war das zweite der drei VZ-Netzwerke. Das Projekt basiert auf der studiVZ-Plattform, ist jedoch im Gegensatz zu meinVZ nicht mit den beiden Projekten verbunden.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
schülerVZ wurde als Pendant zum studiVZ für Schüler entwickelt und nach einer längeren Beta-Phase am 28. Februar 2007 eröffnet. Um Missbrauch zu vermeiden, ist es nur auf Einladung eines schülerVZ-Mitglieds möglich, sich dort zu registrieren.
Das Projekt ist in seiner Nutzung auf Schüler ab zehn (früher zwölf) Jahren beschränkt,[1] Erwachsene sind von der Nutzung ausdrücklich ausgeschlossen, beziehungsweise ist die Mitgliedschaft nur für Personen bis 21 Jahren zulässig. Nach dem Überschreiten dieses Alters werden deren Profile entfernt.[2] Die Website hat nach eigenen Angaben aktuell über 5 Millionen Nutzer, somit knapp 70 Prozent der insgesamt etwa 7 Millionen deutschsprachigen Schüler der Altersstufe. Nach einer Statistik vom Januar 2008 erreichte die Seite bei 2,7 Millionen Benutzern 111 Millionen Aufrufe, woraus man schließen kann, dass im Durchschnitt jedes Mitglied seine Seite täglich aufgerufen hat.[3]
Der enorme Erfolg des Webangebots ist erstaunlich.[4] Gerade für Jugendliche sind dutzende ältere Plattformen wie tivi-Treff[5] vom ZDF-Kinderfernsehen wie auch der Chat des öffentlich-rechtlichen Jugendradios Ö3[6] oder LizzyNet speziell für Mädchen etabliert. SchülerVZ ist im Vergleich zu MySpace oder Facebook mit wenigen Features ausgestattet. Als Grund für den Erfolg der Webseite wird der Ansatz gesehen, dass die Zuordnung der Mitglieder über die besuchte Schule erfolgt, so dass ein Schüler auch andere Schüler seiner Schule kennenlernen kann, ohne den für Jugendliche problematischen Weg der direkten Ansprache gehen zu müssen. Weiterhin können Freundschaften über den direkten Schulbesuch hinaus gepflegt werden und somit Freundschaften auch über einen Schulwechsel hinaus in täglichem Kontakt gepflegt werden. Gerade die „Sicherheit“, dass keine Erwachsenen „Zutritt“ zu der Community haben, ist nach Aussagen des Medienpädagogen Markus Gerstmann vom Bremer ServiceBureau Jugendinformation[7] ein Faktor des Erfolgs.
schülerVZ etablierte sich aufgrund der Spezialisierung für Schüler auf der gleichen Ebene wie unter anderem spickmich.
Funktionen
Das System zählt zur sogenannten Sozialen Software, hat jedoch im Gegensatz zu den zwei anderen Ablegern der VZ-Netzwerke tiefgründigere Einstellmöglichkeiten. Es bietet unter anderem die folgenden Funktionen:
- Die Wahl einer Schule, die der Nutzer bzw. die Nutzerin aktuell besucht. Die Auswahl ist nicht optional und auch bei ausgeblendeten Profilen sichtbar.
- Erstellung eines Profils mit der Möglichkeit, vielfältige optionale Angaben zu machen (Kontaktdaten, Interessen, Hobbys, Angaben über sich selbst, usw.). Diese können nach Belieben für Nicht-Freunde ausgeblendet werden.
- SchülerVZ bietet tiefere Möglichkeiten bei den Privatsphäre-Einstellungen im Gegensatz zu den anderen Ablegern der VZ-Netzwerke
- Funktion zur Suche nach anderen Schülern, auch über die in Profilen hinterlegten Interessen. Eine Verbindung zu studiVZ und meinVZ besteht jedoch nicht.
- Anzeige von Verbindungen (Kontakte) zwischen im System registrierten Mitgliedern. Hierbei wird zusätzlich auch eine Unterteilung zwischen Gemeinsame Freunde und Freunde welchen, die die gleiche Schule besuchen angezeigt.
- Bildung von Gruppen mit Gruppen-Diskussionsforen, inzwischen über eine Million. Jedes Mitglied kann bis zu 125 Gruppen beitreten. Die Themen der Gruppe sind vollkommen frei wählbar, und variieren von konkreten Problemstellungen bis zu reinen über den Namen formulierten witzigen Statements. Das Profil von Gründern sogenannter Mobbing-Gruppen wird nach Angeben des Betreibers gesperrt bzw. gelöscht.
- Erstellen von Fotoalben und Hochladen von Fotos.
- Einen Auswahl von Apps wie z. B. Gedächtnistraining, spickmich oder SchülerVZ Radio.
- Die Partnerfunktion um sich mit seinem Partner/in zu verbinden, welche Angabe dann in der Community einsehbar ist.
- Die Feedback-Funktion ist für die Erweiterungen der Funktionen in den VZ-Netzwerke gedacht. Man kann durch sie Kontakt zu anderen Nutzern aufnehmen und an Abstimmungen teilnehmen bzw. diese initiieren. Sind viele Stimmen vorhanden, wird überlegt, ob eine neue Funktion programmiert werden soll.
Weiterhin bestehen auch die gleichen Funktionen wie bei studiVZ:
- Gruscheln
- Foto-Tagging: Einzelne Personen auf Fotos können mit deren Benutzerkonten verlinkt werden.
- Melden: Den Betreiber auf Regelverstöße durch andere Nutzer oder Gruppen hinweisen.
- Ignorieren: Bestimmte Personen können auf eine Ignorierliste gesetzt werden. Eine anschließende Kontaktaufnahme bzw. Ansicht des Profils ist dann nicht mehr möglich.
- Plauderkasten: Mit Kontakten, die zur selben Zeit online sind, kann man wie in einem Instant Messenger chatten.
- Buschfunk ist ein Twitter-ähnlicher Dienst, der ein Versenden von Nachrichten mit einer maximalen Länge von 140 Zeichen erlaubt. Diese Nachrichten werden bei allen "Freunden" auf der Startseite angezeigt. Die Funktion kann mit Twitter gekoppelt werden, so dass Nachrichten aus dem Buschfunk bei Twitter erscheinen und umgekehrt.
Privatsphäre
Fast alle Daten können für die interne Suchfunktion und Navigation einzeln freigegeben oder versteckt werden. Die meisten Einträge sind in der Voreinstellung als öffentlich eingestellt. Im Vergleich zu den beiden Ablegern studiVZ und meinVZ, hat schülerVZ etwas strengere Maßnahmen zum Schutz der Privatsphäre seiner User. Die Anmeldung ist nur durch eine Einladung eines Mitglieds möglich. Dadurch soll eine Unterwanderung durch Eltern, Lehrer und Dritte verhindert werden.
Die Dokumentation einer automatischen Auswertung im Oktober 2009 durch Unbekannte, nach eigenen Angaben laienhafte Programmierer, nennt einige kritische Sicherheitslücken, die veraltet sein können:[8]
- Dadurch dass, die interne Suchfunktion keine Captchas abfragte, konnten durch schnelle automatisierte Abfragen mit einfachen Methoden große Datensätze gesammelt werden.
- Bilder die „gelöscht“ wurden, waren über ihre lokale Adresse für jeden erreichbar, der sie kannte.
- Daten von Dritten, die gegebenenfalls mangels Account keinen Zugang zum Netzwerk haben, können intern veröffentlicht werden. Auf konkrete Anfragen zu Daten reagierten die Betreiber nicht.
- Einige Formulare ließen sich mittels sogenannter „Cross-Site Request Forgery“ manipulieren. Dabei lösen Aufrufe von Code anderer Websites eine gewisse Aktion im Netzwerk aus. Durch verbreitetes Einbinden auf hochfrequentierten Seiten, ließe sich so sehr effizient Spam in das Netz einschleusen.
Zeitgleich sammelten, offenbar unabhängig, weitere Nutzer Datensätze.[9]
Am 16. Oktober 2009 wurde dem Weblog netzpolitik.org eine Datenbank mit etwa einer Million authentischen Sätzen zugespielt.[10] In Folge von ungeklärten Beschuldigungen der Erpressung mit 2,7 Millionen Datensätzen nahm sich ein 20-Jähriger zwei Wochen später in der Jugendstrafanstalt Plötzensee das Leben.[11][12][13] Der Rechtsanwalt des verstorbenen mutmaßlichen Erpressers erstattete Strafanzeige gegen fünf Mitarbeiter von SchülerVZ. Es sind Chat-Protokoll aufgetaucht, die nach Auffassung des Anwalts belegt, dass dem jungen Mann Schweigegeld angeboten worden sei. SchülerVZ hatten die Vorwürfe stets bestritten. Nach Auswertung der Protokolle ergeben sich gegen einen Mitarbeiter falschen uneidlichen Aussagen und gegen vier weitere Mitarbeiter ergebe sich Verdacht der falschen Verdächtigung. Am 13. Februar wurde das Verfahren gegen die SVZ Mitarbeiter mangels Tatverdachts eingestellt.[14]
Am 4. Mai 2010 ist es wieder zu einem Datenleck gekommen. Ein junger Informatiker hat einen Crawler programmiert, der 1,6 Millionen Datensätze aus dem Online-Netzwerk ausgelesen hat und in eine Datenbank schrieb. Der Wirtschaftsinformatik-Student hat nach Angaben in einem Interview zeigen wollen, dass schülerVZ nach Statements im Bereich Datenschutz nichts geändert habe. Er veröffentlichte auch ein Video über das Auslesen der Nutzerdaten.[15][16] Wie diese SchülerVZ Nutzerdaten, wurden bereits öfters Datensätze dem Blog netzpolitik.org zugespielt.[17][18]
Jugendschutz
Eine Kontrolle der Inhalte findet auf Hinweise aus der Community hin statt. Inwiefern das hinreicht, ist umstritten. So erstattete der Vater einer Schülerin Strafanzeige wegen der Verbreitung pornografischen Materials und wegen Volksverhetzung in Fotos und Gruppenangeboten.[19]
Literatur
- Jo Bager: Dabei sein ist alles. Das Phänomen SchülerVZ. In: c't. Nr. 5/2008, Heise, 2008, Report, S. 92 ff (c't-Archiv, heise kiosk).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ AGB des schülerVZ
- ↑ Einführung. In: Informationen für Eltern und Lehrer. schülerVZ, abgerufen am 2009.
- ↑ Lit. Jo Bager: Dabei sein ist alles. S. 92.
- ↑ Lit. Jo Bager: Dabei sein ist alles. In: c't. S. 93–94.
- ↑ tivi-Treff
- ↑ chat.orf.at
- ↑ Big brother is watching you! – SchülerVZ, StudiVZ & co. In: Veröffentlichung. Bremer ServiceBureau Jugendinformation, abgerufen am 2009 (Infopapier).
- ↑ Dokumentation bei Netzpolitik.org.
- Daten-Leck bei Schüler-VZ und SchülerVZ und das Datenleck, die tageszeitung (16. und 19. Oktober 2009)
- ↑ SchülerVZ-Daten: Der florierende Markt für Datensammelprogramme - Meldung von Heise Security am 19. Oktober 2009
- ↑ Über 1 Million Datensätze bei SchülerVZ abgesaugt - Meldung von Heise Security am 17. Oktober 2009
- ↑ Der Selbstmord des schülerVZ-Hackers Matthias L. bringt das betroffene Unternehmen und die Justiz in Erklärungsnot - Bericht von Spiegel Online am 7. November 2009
- ↑ "Schweigegeld" statt Erpressung?, taz 4. November 2009
- ↑ Kooperation oder Krieg? - Bericht von Spiegel Online am 7. November 2009
- ↑ Rechtsanwalt zeigt SchülerVZ-Mitarbeiter an - Meldung von Spiegel Online am 13. November 2009
- ↑ Netzpolitik-Interview: Hintergründe zum SchülerVZ-Datenleck - Interview auf netzpolitik.org vom 4. Mai 2010
- ↑ Daten von 1,6 Millionen Schülern ausgelesen - Artikel auf focus online vom 4. Mai 2010
- ↑ Neues Datenleck bei SchülerVZ - netzpolitik.org am Dienstag, 4. Mai 2010
- ↑ 1,6 Millionen Daten bei SchülerVZ abgegriffen, Spiegel.de 4. Mai 2010
- ↑ Vater zeigt SchülerVZ an - Meldung in stern.de vom 10. August 2007
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