- Netzkultur
-
Netzkultur oder auch Internetkultur ist die Kultur des Internets. Für viele Menschen ist das Internet ein fester Bestandteil ihres Alltags geworden. Es verändert, wie jedes neue Medium, die Gesellschaft. Die soziologischen Auswirkungen der Kommunikation im Internet werden auch mit populären Schlagworten wie „Cybergesellschaft“ und „Web 2.0“ zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
Soziologie
Bei der Internetkultur handelt es sich um eine weltweite Subkultur im soziologischen Sinne; sie konnte erst im Zusammenhang mit dem Internet entstehen. Ihre Geschichte spiegelt sich in der Internetfolklore wider. Mit der Netiquette existieren klare Verhaltensregeln. Daneben sind eine ganze Reihe von Insider-Witzen und Running Gags in Umlauf. Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Angehörigen dieser Kultur drückt sich unter anderem durch eine eigene Sprache, den so genannten Netzjargon, aus. In entsprechenden partizipativen Angeboten des Internets hat sich zudem eine spezifische Diskussionskultur entwickelt.
Insider der Netzkultur bezeichnen sich selbst als Regulars oder Netizen im Unterschied zum Neuling (manchmal "newbie" oder "n00b" genannt) und erst recht zu „normalen Menschen“. Neben der Netzwelt gibt es auch noch das reale Leben, Real Life genannt, das sich außerhalb des Netzes und abseits des Computers abspielt.
Das Internet bildet als Raum eine Lebenswelt für die Netzkultur. Die Techniken und Möglichkeiten von Anwendungen wie soziale Software, Social Bookmarks und Politcommunitys, die es ermöglichen sich untereinander zu vernetzen, haben zur Ausbreitung der Netzkultur beigetragen. Durch die interaktiven Strukturmerkmale des Internets als Kommunikationsraum können Individuen und Gruppen miteinander kommunizieren und so Informationen austauschen, die zur Entwicklung von Identität beitragen. Es existieren spezifische Subkulturen in den jeweiligen Communitys. Für die Zukunft wird einerseits eine immer stärkere Vermischung des "Real Life" mit der Netzkultur erwartet, andererseits eine stärkere Ausdifferenzierung der Subkulturen online.
Politik
- Hauptartikel: Netzpolitik
Zu den politisch relevanten Themen innerhalb der Netzkultur gehören vor allem Datenschutz und Informationsfreiheit, sowie die Förderung freier Inhalte. Statt der strafrechtlichen Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen bei Filesharing werden innerhalb der Netzkultur in der Regel alternative Modelle wie eine Kulturflatrate gefordert.
Wissenschaftliche Beschäftigung
Mittlerweile hat sich in der wissenschaftlichen Forschung ein eigenes Forschungsfeld zur Netzkultur etabliert. Insbesondere beschäftigt man sich in diesem Forschungsfeld mit der Frage sozialer Entitäten in vernetzten, virtualisierten Welten. Im Mittelpunkt stehen dementsprechend die vernetzten, internetbasierten Interaktionen zwischen Menschen. Diese Beschäftigung ist disziplinsübergreifend und beinhaltet insbesondere politikwissenschaftliche, soziologische, philosophische und psychologische Herangehensweisen. Verschiedene Forschungsjournale, -mailinglists und -zentren[1] bilden die Breite des Forschunsgfeldes ab.
Siehe auch
Literatur
- Lovink, Geert: Dark Fiber – Auf den Spuren einer kritischen Internetkultur. Bundeszentrale für politische Bildung, ISBN 3-8100-4145-9
- Geert Lovink: Zero Comments. Elemente einer kritischen Internetkultur. transcript, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-89942-804-9
- Ramón Reichert: Amateure im Netz. Selbstmanagement und Wissenstechnik im Web 2.0. transcript, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-89942-861-2
- Internet – Netzkultur – Cybergesellschaft, Denkansätze im Magazin Denkfabriq
- Jan-Felix Schrape: Neue Demokratie im Netz? Eine Kritik an den Visionen der Informationsgesellschaft. transcript, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-8376-1533-3
- Arns, Inke: Netzkulturen, Europäische Verlagsanstalt/Sabine Groenewold Verlage, Hamburg 2002, ISBN 3-434-46107-8
Weblinks
Commons: Netzkultur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Die Wandlung der Freaks. In: taz, 23. Juli 2009.
- Aufstand der Netzbürger.In: Der Spiegel – Netzwelt, 3. August 2009.
Einzelnachweise
- ↑ z. B. das Journal First Monday, die Mailingliste nettime und das von Geert Lovink gegründete Institute of Network Cultures, das Resource Center for Cyberculture Studies oder das kulturwissenschaftliche Forschungskolleg Medienumbrüche
Wikimedia Foundation.