- Schulverbund Blick über den Zaun
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Der Schulverbund Blick über den Zaun (Abkürzung BüZ) ist ein Verbund reformpädagogisch orientierter Schulen, der seit 1989 besteht und sich zum Ziel gesetzt hat Schule von „innen“ und von „unten“ zu verändern. In ihm vertreten sind aktuell etwa 120 Schulen aus verschiedenen reformpädagogischen Traditionen neben Schulen, die sich – ohne sich einer spezifischen Tradition zuzuordnen – den Prinzipien und Grundsätzen der Reformpädagogik verbunden fühlen.
Inhaltsverzeichnis
Struktur
Der Blick über den Zaun gliedert sich in vier Ebenen:
- Zentral sind die bei Übereinstimmung über Grundsätzen und Verfahren unabhängig voneinander arbeitenden Arbeitskreise.
- Eine Koordinierungsgruppe, die sich aus den Sprechern der Arbeitskreise zusammensetzt, diskutiert verbundübergreifend dessen Entwicklung. Sprecher dieser Gruppe sowie des Verbunds ist Hans Brügelmann.
- Die Reformpädagogische Arbeitsstelle Blick über den Zaun mit Sitz an der Universität Siegen koordiniert den Verbund und hilft bei dessen Erweiterung. Gefördert wird die Arbeitsstelle von der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft und der Robert Bosch Stiftung.
- Der Verein „Schulverbund Blick über den Zaun e. V.“ steht als Verwaltungseinheit im Hintergrund zur Verfügung.
Arbeitsformen
Zentrale Arbeitsform des Blick über den Zaun sind gegenseitige Schulbesuche (Peer-Reviews) als besonderes Verfahren der Schulevaluation. Innerhalb der aktuell dreizehn Arbeitskreise mit je sieben bis zehn Schulen werden – in der Regel zweimal jährlich – Schulbesuche ausgerichtet. Je eine Schule des Arbeitskreises wird von jeweils zwei Personen aus den anderen Schulen des Arbeitskreises besucht. Diese kommen jeweils aus der Schulleitung sowie dem weiteren Kollegium. Die Besucher verstehen sich als kritische Freunde, die einen „Blick über den Zaun“ werfen und sich auf Augenhöhe über das Gesehene zu verständigen. Für die Besuche hat der Verbund ein Verfahren etabliert, in dem Vorstellungen, ebenso wie Hospitationen und Gesprächsrunden ihren Platz finden. Die Besuche münden in mehreren Rückmelderunden (an die jeweils besuchten Lehrer, die Schulleitung und die Schulöffentlichkeit). Ziel ist es, durch gegenseitige Anregung, Ermutigung und Unterstützung einen Beitrag zur Schulentwicklung an allen beteiligten Schulen zu leisten. Die besuchten Schulen erhalten eine direkte Rückmeldung und somit Impulse für die weitere Arbeit; die besuchenden Schulen nehmen Ideen aus den Besuchsschulen mit und tragen durch Berichte über die Besuche Anregungen in die eigene Schule hinein. Diese Form der externen Evaluation und Schulentwicklung steht somit als deutliche Alternative zu den staatlichen Instrumenten der Schulevaluation wie Lernstandserhebungen oder Schulinspektion.
Als Gesamtverbund treffen sich die Vertreter der Schulen im Abstand von zwei bis drei Jahren bei Großtagungen.
Grundsätze
Als Alternative zu den von der KMK verabschiedeten Bildungsstandards hat der Schulverbund eigene Standards erarbeitet. Diese Prozess- oder Input-Standards beschreiben das Bild einer guten Schule. Gleichzeitig sind es offene Standards, die unterschiedliche Realisierungen ermöglichen. Sie stellen Anforderungen auf drei Ebenen: so werden Standards für das konkrete pädagogische Handeln gesetzt, aber auch gleichzeitig und immer aufeinander bezogen solche an die schulischen und die systemischen Rahmenbedingungen. Die Standards sind zudem Grundlage und gemeinsame Verständigungsbasis bei den Schulbesuchen. Sie bauen auf einem Leitbild auf, welchem vier Grundüberzeugungen zugrunde liegen. Diese beziehen sich auf die Anerkennung der Individualität des einzelnen Kindes („Dem Einzelnen gerecht werden“), die Notwendigkeit ein „anderes Lernen“ zu ermöglichen, den Willen „Schule als Gemeinschaft“ zu sehen (Demokratie leben und lernen) sowie die Einsicht von einer „Schule als lernender Institution“ (Reformen „von innen“ und „von unten“).
Mitglieder
Der Schulverbund hat aktuell etwa 110 Mitgliedsschulen. Unter diesen sind sowohl „bekannte“ Schulen vertreten und solche, die sich aufgemacht haben, sich selbst weiterzuentwickeln. Die Arbeitskreise sind bewusst heterogen zusammengesetzt: Freie Schulen arbeiten mit Schulen in staatlicher Trägerschaft ebenso zusammen wie Schulen unterschiedlicher Schulformen. Die Schulen stammen aus nahezu allen Bundesländern sowie aus Italien (Süd-Tirol) und der Schweiz. Sie sind unterschiedlichen Traditionen verbunden, so beziehen sie sich auch auf Maria Montessori, Célestin Freinet, Rudolf Steiner, Peter Petersen, Hartmut von Hentig, Hermann Lietz und Paul Geheeb. Zahlreiche Schulen der Gründungsmitglieder sind Landerziehungsheime.
- Auswahl von Mitgliedern
- Landheim Schondorf
- Ecole d’Humanité
- Helene-Lange-Schule (Wiesbaden)
- Laborschule Bielefeld
- Max-Brauer-Schule
- Montessori-Oberschule Potsdam
- Odenwaldschule
- Stadtteilschule Winterhude
- Reformschule Kassel
- Schule Schloss Salem
- Wartburg-Grundschule Münster
- Otto-Ubbelohde-Schule Marburg, einzige 6-jährige Grundschule in Hessen
- Bodensee-Schule St. Martin (Friedrichshafen)
- Glocksee-Schule in Hannover
- Grundschule Klixbüll
Sonstiges
Der Verbund wurde am 9. November 1989 gegründet. Der Gründungstag fällt mit wichtigen historischen Ereignissen, wie dem Mauerfall zusammen.
Literatur
- Blick über den Zaun: Schulen lernen von Schulen; Vorschläge zur Planung und organisatorischen Ausgestaltung von Peer-Reviews durch kritische Freunde. 2009.
- Blick über den Zaun: Was ist eine gute Schule?: Leitbild und Standards. Schulverbund Blick über den Zaun, 2007.
- Annemarie von der Groeben: Wir wollen Schule machen! Eine pädagogische Streitschrift, 2010, Budrich Verlag.
Weblinks
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