Birklehof

Birklehof

Die Schule Birklehof ist ein reformpädagogisches Internat und Gymnasium mit ganzheitlichem Schulkonzept in Hinterzarten im Schwarzwald.

Der Birklehof gehört der Round Square Conference an, einem internationalen Zusammenschluss von Internatsschulen mit gemeinsamer Zielsetzung. Diese Schulen unternehmen zusammen internationale soziale Projekte und pflegen einen regen Schüleraustausch quer über alle Kontinente. Außerdem ist der Birklehof Mitglied in der Vereinigung deutscher Landerziehungsheime (LEH) sowie im Schulverbund „Blick über den Zaun“.

Schule Birklehof, Haupthaus (1966)

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1932 als Schwesterschule von Schloss Salem von dem Pädagogen Kurt Hahn gegründet, wurde der Birklehof nach dem Zweiten Weltkrieg von dem späteren Heidelberger Religionsphilosophen Georg Picht wiedereröffnet.

Konzept

Der Birklehof verbindet die schulische Ausbildung mit einem ganzheitlichen Erziehungsprogramm. Das bedeutet, dass die Schüler nicht nur auf das Abitur hinarbeiten, sondern sich zugleich in der Gemeinschaft zu weltoffenen, leistungsfähigen und verantwortlichen Menschen entwickeln sollen. Erwerben von Schlüsselqualifikationen wie soziale Kompetenzen, freies Sprechen und Präsentieren von Inhalten vor größeren Gruppen, das Moderieren von Gruppeninteraktionen, Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft sind Schwerpunkte der internatlichen und schulischen Erziehung. Grundlage dieses Konzepts ist ein „Moderner Humanismus“. Der Birklehof misst Sprachen und Naturwissenschaften die gleiche Bedeutung zu. Musikalisches, künstlerisches und sportliches Engagement haben einen hohen Stellenwert im schulischen Alltag. Begegnungen mit Menschen aus aller Welt sollen zu auch international verantwortlichem Handeln anregen.

Schulisches Profil

Als staatlich anerkanntes, konfessionell nicht gebundenes Gymnasium hat der Birklehof ein naturwissenschaftliches, ein sprachliches, sowie ein musisches Profil. Altgriechisch kann freiwillig als zusätzliches Wahlfach belegt werden; die Übernahme des viele Jahre mangels Nachfrage zurückgestuften Altgriechischen in den Kanon der Wertungsfächer für das Abitur ist aufgrund erneuten Zuspruchs geplant.[1] Alle Schüler, die 2004 oder später in die 5. Klasse kommen, legen das Abitur nach 12 Schuljahren ab. Schule und Internatszimmer bieten Zugang zum Internet und zum Birklehof-Intranet. Die neuen Medien werden produktiv in Unterricht und Gemeinschaftsleben integriert.

Der Musikunterricht in der Unterstufe wird am Birklehof nach der „Music Learning Theory“ von Edward E. Gordon erteilt. Das bedeutet, dass die Schüler nicht über aufgezeichnete Noten oder Melodien an die Musik herangeführt werden, sondern über das Singen und Hören von Tönen, die sich ihnen als inneres Tonrepertoire einprägen. So wird den Schülern früh ein eigenständiger, kreativer Umgang mit Musik als Ton-Sprache ermöglicht.

Als freie – wiewohl staatlich anerkannte – Schule hat der Birklehof das normale Unterrichtspensum um eigene Angebote erweitert: Die wöchentliche Schulversammlung, die Spielstunde in Klasse 5 und 6, IT-Unterricht und Textiles Gestalten in den Klassen 6 und 7, Werken und Töpfern in Klasse 8 und 9, der Nachmittagssport.

Zusammensetzung der Schülerschaft

Die rund 170 im Internat lebenden Schüler kommen zu einem Drittel aus Baden-Württemberg, die übrigen aus allen Teilen Deutschlands und dem Ausland; dazu rund 70 externe Schüler aus den umliegenden Gemeinden. Das Schulgeld für die internen Schüler beträgt rund 2600 € pro Monat. Ähnlich der Schule Schloss Salem, aus der der Birklehof 1932 hervorging, bedingen die Kosten eine Zusammensetzung der Schülerschaft aus vorwiegend wohlhabenden Familien.

Der Birklehof schreibt alljährlich Schulen in ganz Deutschland an, um interessierte Schüler für das Internat zu gewinnen. An knapp 30 % der Schüler werden Stipendien und Teilstipendien vergeben; mit Leistungsstipendien wendet sich die Schule an besonders begabte und interessierte Schüler.

Ganzheitliche Förderung

Rund 40 Arbeitsgemeinschaften bieten jedem Schüler die Möglichkeit, ihren besonderen Interessen und Fähigkeiten nachzugehen. Schwerpunkte liegen bei Musik, Theater, Kunst(handwerk) und den Outdoor-Sportarten. In der unmittelbaren Umgebung des Birklehofs bieten sich Möglichkeiten zum Mountainbiken, Skifahren, Reiten, Golfen, Tennis spielen, Wandern und Klettern.

Viele Schüler des Birklehofs nutzen die ihnen gebotenen Möglichkeiten intensiv. Davon zeugen die Auszeichnungen bei Wettbewerben wie „Jugend musiziert“, „Jugend forscht“, „Jugend debattiert“, „Demokratisch Handeln“, Filmwettbewerben und Sportwettkämpfen sowie die über dem Durchschnitt liegende Zahl der Aufnahmen in die Studienstiftung des Deutschen Volkes. Ein Schüleraustausch mit über 40 Schulen auf allen Kontinenten[2] und die Teilnahme an internationalen Umwelt- und Hilfsprojekten ermöglichen den Schülern Begegnungen mit Menschen in aller Welt.

Schulgemeinschaft

Leben und Lernen in einer großen und doch überschaubaren Gemeinschaft wird am Birklehof als bereichernde Ergänzung zum Aufwachsen in der Familie verstanden. Die meisten Lehrerinnen und Lehrer wohnen am Birklehof, betreuen die Internatshäuser und sind für die Schüler auch außerhalb des Unterrichts ansprechbar. Jeder Schüler ist zur Mitgestaltung des „Gemeinwesens Birklehof“ aufgefordert. In den für alle verbindlichen Diensten lernen die Schüler, ihre Fähigkeiten für andere einzusetzen, Verantwortung zu übernehmen und mit persönlichem Einsatz Veränderungen herbeizuführen.

Persönlichkeiten

Bekannte Schüler

  • Karl Heinz Bohrer, Literaturwissenschaftler und Essayist
  • Irene Fischer, Schauspielerin (Lindenstraße)
  • Tom Koenigs, MdB (17. Wahlperiode 2009- ), Grünen-Politiker, Ex-UN-Diplomat, Ex-Menschenrechtsbeauftragter der deutschen Bundesregierung unter Bundeskanzler Gerhard Schröder, bis Februar 2006 Sonderbeauftragter des Generalsekretärs der Vereinten Nationen für Afghanistan
  • Marie Marcks, Karikaturistin
  • Bruno Müller-Oerlinghausen, Professor, Psychopharmakologe
  • Henning Venske, Kabarettist;
  • Alexandra Dinges-Dierig, Schülerin, Ex-Bildungssenatorin (CDU) in Hamburg
  • Heinrich zu Fürstenberg (kurzzeitig), Brauerei- und Großgrundbesitzer
  • Caio Koch-Weser: Ex-Vizepräsident und geschäftsführender Direktor der Weltbank, Ex-Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen
  • Michael Klett, Stuttgarter Verleger
  • Nikolaus von Festenberg (Abitur 1966), Spiegel-Redakteur
  • Wieland Schulz (Abitur 1966), Filmproduzent
  • Herbert Girardet (Abitur 1961), Autor, Filmemacher, Vorsitzender der Schumacher-Gesellschaft in England, Gastprofessor verschiedener Universitäten in England, Programmdirektor des World Future Council
  • Moritz von Uslar (Abitur 1989), Autor und Journalist, Ex-Spiegel-Redakteur
  • Uwe Nettelbeck, Schriftsteller, Herausgeber Die Republik
  • Peter von Blomberg, stellvertretender Vorsitzender von Transparency Deutschland
  • Ludwig Salgo (1957 bis 1958), Professor der Rechtswissenschaften, Kinder- und Familienrechtler in Frankfurt, Fachberater der Bundesregierung
  • Ernst Ulrich von Weizsäcker (1/4 Jahr 1952), bis 2000 Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie

Bekannte Lehrer und weitere Persönlichkeiten

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Salvete, discipuli!. In: Der Spiegel. Nr. 14, 2006 (online).
  2. Homepage des Roundsquare Projekts
47.9135598.095014

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