Christendemokratie

Christendemokratie

Christdemokraten ist der gängige Überbegriff verschiedener politischer Parteien, deren weltanschauliche Basis in der katholischen Kirche und anderen christlichen Kirchen liegt. Der Begriff umfasst die betreffenden Politiker ebenso wie die Parteimitglieder.

Einige der Christdemokratie zugehörigen Parteien tragen auch die Namen Christlichsoziale (zum Beispiel die bayerische CSU) oder (christliche) Volkspartei (unter anderem in Österreich, Südtirol, Schweiz).

Die Anfänge der Christdemokratischen Bewegung liegen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die sozialpolitischen Folgen der Industriellen Revolution viele christliche Politiker und Unternehmer veranlasste, sich notwendigen Sozialreformen zuzuwenden. Sie wurde in vielen Ländern ebenso zu einer Massenbewegung wie die gegnerische Sozialdemokratie und richtete sich insbesondere gegen den Wirtschafts- und politischen Liberalismus und vielfach auch gegen den Nationalismus.

Teilweise zielte die Christdemokratische Bewegung auch auf eine innere Erneuerung der Kirchen und auf eine Stärkung der "mündigen Laien". Als wichtige Wegmarke der christdemokratischen Bewegung gilt die Sozialenzyklika Rerum Novarum (1891) von Papst Leo XIII. und die weiteren Sozialenzykliken seit 1931, auf denen die katholische Soziallehre aufbaut.

Je nach vorherrschender Konfession (katholisch, evangelisch, orthodox) und der Wirtschaftslage (Westeuropa, Südamerika) bestehen teilweise merkliche Unterschiede zwischen den Christdemokraten verschiedener Länder und Kontinente. Zu den wesentlichen Gemeinsamkeiten zählen neben den Inhalten der o.e. Schriften und einzelner Apostelbriefe die soziale Verantwortung des Einzelnen, das Prinzip der Subsidiarität und die Bewahrung der Schöpfung. Vorrang genießt auch die Förderung stabiler Ehen und der Familie, die als Basis einer nachhaltig aufgebauten Gesellschaft gelten. Auch in der Bildungspolitik und im Gesundheitswesen engagiert sich die Christdemokratie überdurchschnittlich. Wieweit in diesen Bereichen staatliche Einflüsse propagiert werden, unterscheidet sich jedoch je nach Land und politischer Tradition.

Die christdemokratischen Parteien haben verschiedenorts bereits seit der Jahrhundertwende größere Erfolge bei Parlamentswahlen erzielt, die anfangs u.a. auf den Kleinbürgern und den Bauern beruhten. Seit damals sind auch zahlreiche christliche Vereine, Gewerkschaften, Schulen und andere Organisationen entstanden. Eine Priorität in den Entwicklungsländern wird vielfach auf die "Option für die Armen" und konsensuale Schritte zu einer Bodenreform gelegt, die inzwischen in Südamerika auch von den meisten Bischöfen unterstützt wird.

Im heutigen Europa hatten die Christdemokraten besonderes politisches Gewicht in katholischen Ländern wie Italien, Österreich, Portugal, Polen und Slowakei - sowie in Deutschland oder Frankreich, wo sie eher überkonfessionell ausgerichtet sind. In England oder Nordeuropa nehmen ihre Stellung Konservative Parteien oder jene des Zentrums ein. In letzter Zeit haben sich die Gewichte in einigen Ländern (z. B. Italien) von den Christdemokraten zum Zentrum oder den Liberalen verlagert, was teilweise mit der Säkularisierung zusammenhängt. Daraus entstehen Tendenzen zur Bildung von Koalitionen mit Kleinparteien rechts der Mitte.

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